Bericht fehlinterpretiert

CIA warnte laut Medienbericht vor möglichem Anschlag auf Pipelines

07.10.2022, 15:43 (CEST)

Weite Teile Europas spekulieren, wer hinter den Explosionen an den Nord-Stream-Pipelines stecken könnte. Manche behaupten, dass die CIA die Ukraine in der Verantwortung sieht. Dafür gibt es aber keine Belege.

Ende September sind an den Ostsee-Gaspipelines Nord Stream Schäden entdeckt worden. Kurz darauf begannen die Spekulationen, welcher Akteur dahinter stecken könnte. In diesem Zusammenhang verbreiteten sich auch einige Falschinformationen. In einem Facebook-Posting (archiviert) wird etwa behauptet, dass ein Bericht des US-Geheimdienstes CIA bestätige, dass die Ukraine für den Angriff verantwortlich sei.

Bewertung

Das ist falsch. Die CIA hat einem Medienbericht zufolge im Sommer allgemein vor einem möglichen Anschlagsszenario auf die Nord-Stream-Pipelines gewarnt.

Fakten

Aus dem Social-Media-Beitrag geht nicht hervor, auf welchen CIA-Bericht sich die Behauptung genau stützt. Im Zeitraum rund um Veröffentlichung des Postings finden sich weder ein CIA-Bericht noch Medienartikel über einen solchen. Gäbe es einen Bericht des US-Geheimdienstes, der zu dem Schluss kommt, dass die Ukraine für den Angriff verantwortlich sei, würden Medien rund um die Erde darüber berichten. Auch auf der offiziellen Webseite der CIA findet sich kein solcher Bericht.

Was stimmt, ist, dass die CIA dem «Spiegel» zufolge die deutsche Bundesregierung bereits im Sommer vor möglichen Anschlägen auf Gaspipelines in der Ostsee gewarnt hat. Wie das Nachrichtenmagazin auch auf Englisch berichtete, hatte der US-Geheimdienst russische Kommunikation abgehört, aus der Bedenken über mögliche ukrainische Angriffe auf westliche Infrastrukturen hervorgingen. Demnach soll die Ukraine angeblich versucht haben, zu diesem Zweck ein Boot in Schweden zu mieten. Die CIA hielt dieses Szenario aber für nicht sehr glaubwürdig.

Auch die deutsche Innenministerin Nancy Faeser sagte im August nach einem Besuch bei der Bundespolizei See, dass man auf Attacken auf Gas-Terminals und andere kritische Infrastruktur gerüstet sein müsse, wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtete. Bestätigte CIA-Berichte zum verantwortlichen Akteur finden sich keine.

Die Hauptverantwortung der Ermittlungen liegt bei Dänemark und Schweden, in deren Hoheitsgewässern die Lecks aufgetreten sind. Sowohl die NATO, die europäischen Regierungen als auch Russland gehen davon aus, dass gegen die Nord-Stream-Pipelines ein Sabotage-Akt verübt worden ist, berichtete etwa der ORF.

Am Donnerstag bestätigte zudem die schwedische Staatsanwaltschaft laut dpa, dass es Detonationen gegeben habe, die zu erheblichen Schäden an den Pipelines geführt hätten.

(Stand: 7.10.2022)

Links

Facebook-Kommentar (archiviert)

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Suche auf CIA-Webseite nach Bericht (archiviert)

«Spiegel»-Artikel deutsch (archiviert) (Paywall)

«Spiegel»-Artikel englisch (archiviert)

dpa-Bericht zu deutscher Innenministerin (archiviert)

ORF-Artikel zu Ermittlungsstand (archiviert)

dpa-Bericht zu Mitteilung der schwedischen Staatsanwaltschaft (archiviert)

Facebook-Posting (archiviert)

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