Betrug mit Pellets

Adresse in Kärnten, Telefon in Deutschland, Seite in Benin

03.10.2022, 20:31 (CEST)

Mit dem näher kommenden Winter steigt die Angst vor hohen Heizkosten. Sehr verbreitet sind daher Betrugsversuche vermeintlicher Lieferanten von Brennholz und Pellets.

Der Online-Handel boomt nach wie vor, in Pandemiezeiten wurde noch mehr im Internet gekauft als davor. Dennoch ist dabei auch Vorsicht geboten. Nicht immer entspricht die tatsächlich gelieferte Ware den Versprechungen. Manchmal geht der Betrug so weit, dass erst gar nichts geliefert wird. In der aktuellen Energiekrise sollten Verbraucher bei Produkten wie Pellets für 4 Euro pro 15-Kilo-Sack größte Vorsicht walten lassen. 

Bewertung

Viele Indizien lassen darauf schließen, dass hinter der Seite «Holzmarkt» eine Betrugsmasche steckt. Die Preise liegen weit unter dem Durchschnitt, als Zahlungsmittel wird nur Vorkasse akzeptiert, die Lieferung ist bereits in den Preisen inkludiert, die Fotos der Pellets sind aus dem Internet zusammengesucht, die Kontaktnummer ändert sich und stammt aus Deutschland, in den Bewertungen warnen Facebook-Nutzer vor der Kontaktaufnahme mit «Holzmarkt».

Fakten

«Holzmarkt» bietet auf Facebook Brennholzpellets mit «sehr hoher Energieleistung» an. Zudem sollen sie ökologisch und ohne chemische Zusätze sein. Das ist in mehreren Postings seit Erstellung der Seite zu lesen. Auch die gestaffelten Preise und eine Telefonnummer für den Kontakt sind in den Postings angegeben. 

Einige der Informationen auf der Seite sollten allerdings stutzig machen: 

- Die Seite ist seit 23. August 2022 online. Als Hauptstandort der Seiten-Bearbeiter wird der Benin angegeben, ein Staat in Westafrika. Kontaktdaten oder ein Impressum, das ein Unternehmen auch auf Facebook verpflichtend angeben müsste, fehlen. 

- Zwar hat «Holzmarkt» eine Adresse angegeben. An dem angegebenen Standort in Kärnten ist allerdings keine Spur von einem Lager, einem holzverarbeitenden Betrieb, einem Sägewerk oder ähnlichem. An der Adresse findet sich lediglich ein Mehrparteienhaus. 

- Obwohl nicht in den allgemeinen Informationen zu finden, wird auf der Facebook-Seite eine Telefonnummer angegeben. Auffällig dabei: Die Nummer hat die deutsche Ländervorwahl +49, zudem ist die einzige Kontaktmöglichkeit per WhatsApp – und das rund um die Uhr. Weiters änderte sich die Telefonnummer vom 16. auf den 17. September ohne gesonderten Hinweis darauf. Der Rest des Postings vom 17. September, das laut Facebook als Anzeige geschaltet wurde, blieb unverändert. 

- Woher die Pellets oder ihr Rohmaterial kommen, wird nicht angegeben. Die Bilder, auf denen die angeblich zu kaufenden Pellets zu sehen sind, scheinen wild zusammengewürfelt. Teilweise verfügen sie über schlechte Bildqualität, teils sind darauf Fahrzeuge aus anderen Ländern, etwa der Ukraine, zu erkennen und teilweise trifft beides zu. 

Eines der Fotos aus dem Beitrag vom 16. September zeigt Pellets in einem Sackerl, auf denen ein Feuerzeug liegt. Dieses Feuerzeug trägt einen Aufkleber der indonesischen Firma Indomarco Prismatama PT, das Foto dürfte demnach in Indonesien aufgenommen wprden sein. Lädt man das Bild in die Suchmaschine Yandex, kommen einige Treffer mit Links zu Händlern auf alibaba.com, die dasselbe Foto für den Verkauf von Pellets verwenden. 

Im jüngsten Posting ist ein Bild zu sehen, das offensichtlich als Screenshot aus einem Webshop entnommen wurde. Es zeigt einen Sack Pellets einer rumänischen Firma. Eine Palette mit 50 Säcken zu je 15 Kilogramm kostet dort derzeit 2.250 rumänische Leu, umgerechnet etwas mehr als 450 Euro. Ein Sack kommt demnach auf knapp über 9 Euro. 

- Der Preis der angebotenen Pellets liegt deutlich unter dem Durchschnitt. Im September 2022 bezahlte man in Österreich für ein Kilogramm Pellets durchschnittlich 56,9 Cent. Ein 15-Kilo-Sack kostete demnach 8,54 Euro. Im Posting ist von 4 Euro für einen Sack die Rede, eine Palette mit 65 Säcken kostet demnach 260 Euro, Lieferung bereits inkludiert. Die vergleichbare Menge würde im heimischen Handel laut Durchschnitts-Preis des österreichischen Pelletsverbandes vom September 555 Euro kosten. 

- Die Preisgestaltung ist zumindest fragwürdig. «Eine Reduzierung wird ab zwei Paletten angeboten», ist im Posting zu lesen, zwei Paletten kosten allerdings exakt das Doppelte von einer, 25 Paletten genau das 25-fache. Lediglich «1 Tonne + Lieferung inklusive 260 €» ist günstiger. Allerdings ist unklar, ob damit ein Gebinde oder eine metrische Tonne gemeint ist. In letzterem Fall würde ein Kilogramm Pellets auf 26 Cent kommen, eine Preisersparnis von 10 Cent pro Sack. 

Allerdings scheinen potenzielle Kunden Betrug zu wittern. Die wenigen Bewertungen von «Holzmarkt» sind schlecht, gewarnt wird vor «Abzocke», «Betrügerpack» und der riskanten Zahlungsart Vorkasse. 

Das deckt sich mit der Einschätzung von Experten. Der deutsche Bundesverband Brennholzhandel und Brennholzproduktion warnt vor Betrug beim Online-Kauf von Holzprodukten. Als Warnsignale nennt er drei Punkte: Preise deutlich unter dem Durchschnitt, schnelle Gratis-Lieferung und Vorkasse als einzige Zahlungsmethode – alle diese Indizien erfüllt auch «Holzmarkt». 

(Stand: 3.10.2022) 

Links

Facebook-Seite “Holzmarkt” (archiviert

Angegebener Standort bei Google Maps (archiviert

Kennzeichnung eines der Postings als Anzeige

Foto vom ukrainischen Transporter (archiviert

Foto mit schlechter Bildqualität (archiviert

Foto von Pellets mit Feuerzeug (archiviert

Bloomberg-Eintrag zum Importeur (archiviert

Yandex-Suche nach Webseiten mit dem Foto (archiviert

Foto vom Screenshot mit Pelletssack (archiviert

Pellets der Firma ameco (archiviert

Umrechnung 2.250 Leu in Euro (archiviert

Durchschnittspreise Pellets September 2022 (archiviert

Bewertungen “Holzmarkt” (archiviert

dpa-Faktencheck vom 16. September 2022

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