Deutsche Kabinettsmitglieder hatten zuvor andere Berufe

Kritiker werfen der Regierung häufig Inkompetenz vor. Dabei geht es jedoch nicht immer um Sachthemen, häufig werden auch angebliche biografische Details aus dem Leben der Politikerinnen und Politiker ausgegraben. So wird aktuell in einem Online-Beitrag zur deutschen Bundesregierung behauptet, dass es unter den insgesamt 17 Kabinettsmitgliedern keinen einzigen Quereinsteiger aus einem anderen Beruf gebe. (archiviert)

Bewertung

Das ist falsch. Der Großteil der Kabinettsmitglieder hat zuvor in einem anderen Beruf gearbeitet.

Fakten

Fast alle Politikerinnen und Politiker sind Quereinsteiger, da es für diesen Beruf keine einheitliche Ausbildung gibt. Auf der Website der deutschen Bundesregierung sind alle Mitglieder des Bundeskabinetts mit Lebenslauf aufgelistet. Ein Auszug:

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat, bevor er im Jahr 1998 Mitglied des Deutschen Bundestages wurde, 13 Jahre als Rechtsanwalt gearbeitet. Er ist immer noch als Anwalt zugelassen und Partner der Kanzlei Zimmermann, Scholz und Partner in Hamburg.

Auch Innenministerin Nancy Faeser arbeitet seit 2000 als Rechtsanwältin. Wie sich auf der Webseite der Kanzlei Görg nachlesen lässt, ruht für die Dauer ihres Amtes als Ministerin ihr bestehendes Arbeitsverhältnis.

Einen ähnlichen Lebenslauf haben die Verteidigungsministerin Christine Lambrecht sowie der Justizminister Marco Buschmann. Lambrecht arbeitete von nach dem Studium nach eigenen Angaben als selbstständige Rechtsanwältin und als Dozentin, Buschmann von 2007 bis 2013 bei der Kanzlei White&Case.

Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger arbeitete bei der Privatbank Oddo BHF Aktiengesellschaft (vormals BHF-Bank Aktiengesellschaft), war Geschäftsführerin des House of Finance an der Goethe-Universität Frankfurt am Main und danach des Forschungszentrums SAFE.

Gesundheitsminister Karl Lauterbach absolvierte das Medizinstudium sowie weitere Studiengänge im Gesundheitsbereich. Er ist Leiter des Instituts für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie (IGKE) an der Universität zu Köln, wobei er für die Zeit als Abgeordneter von dieser Funktion beurlaubt ist.

Finanzminister Christian Lindner war nach Angaben der Regierungs-Website sieben Jahre lang «Inhaber einer Werbeagentur sowie Mitgründer eines Internet-Unternehmens». Ähnlich Entwicklungsministerin Svenja Schulze: Sie war demnach in der Werbe- und PR-Arbeit sowie als Unternehmensberaterin tätig.

Umweltministerin Steffi Lemke absolvierte eine Ausbildung zur Zootechnikerin und arbeitete vor ihrem Studium der Agrarwissenschaften als Briefträgerin.