Vergleichszahlen eindeutig

Elektroautos haben bessere Klimabilanz als Verbrenner

18.8.2022, 18:58 (CEST), letztes Update: 19.8.2022, 07:57 (CEST)

Sind E-Autos überhaupt klimafreundlicher als Verbrenner? Das bezweifeln manche Social Media-User immer wieder. Dafür gibt es aber keinen Grund: Die E-Auto-Bilanz ist besser als etwa bei einem Diesel.

Immer wieder kritisieren Social-Media-User, dass Elektroautos im Vergleich zu Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren gar nicht klimafreundlich seien. In einem Facebook-Posting (archiviert) wird behauptet, dass bei der Erzeugung einer Elektroauto-Batterie so viel CO2 ausgestoßen werde, wie wenn man mit einem Dieselauto 200 000 Kilometer fährt. Die Garantie für ein Elektroauto gelte außerdem nur acht Jahre, danach benötige man eine neue Batterie.

Bewertung

Bei der Erzeugung einer E-Auto-Batterie wird weit weniger CO2 ausgestoßen als bei einer 200 000 Kilometer langen Fahrt mit einem Dieselauto. In der Gesamtbetrachtung schneiden Elektroautos klimatechnisch besser ab als Verbrenner. Ein kompletter Batterietausch nach Ablauf der Garantie ist nicht zwingend notwendig.

Fakten

In einer Publikation von Forschenden der Universität der Bundeswehr München aus dem Februar 2022 werden 790 aktuelle Pkw-Fahrzeugvarianten gegenübergestellt, um deren Treibhausgas-Bilanz vergleichen zu können. Zunächst ist zu beachten, dass das Nebeneinanderstellen einzelner Emissionsabschnitte wenig aussagekräftig ist: also beispielsweise nur die Emissionen bei der Herstellung des Fahrzeuges zu betrachten. Wirklich belastbare Vergleiche lassen sich ziehen, wenn der gesamte Lebenszyklus der Fahrzeuge berücksichtigt wird.

Bei der Untersuchung kam heraus, dass batterieelektrische Fahrzeuge in der Gesamtbetrachtung besser abschneiden als klassische Verbrenner: «Die Emissionen durch die Batterieproduktion eines aktuellen Tesla Model 3 (...) sind vergleichbar mit den Nutzungsemissionen eines Volkswagen Passat (...) über eine Strecke von 18 000 Kilometern». Konventionelle Benzin- und Dieselfahrzeuge würden insgesamt für die höchste Menge an Treibhausgasemissionen über ihren gesamten Lebenszyklus sorgen.

«Bei der Verwendung von Ökostrom können Plug-in-Hybrid- und vollelektrische Fahrzeuge die Gesamtemissionen im Vergleich zu Verbrennern um 73 Prozent beziehungsweise 89 Prozent reduzieren», heißt es weiter. Generell würden erneuerbare Kraftstoffe und Energie zu den niedrigsten Emissionen über die Lebensdauer von Fahrzeugen hinweg führen.

Auch eine Studie der Yale School of the Environment von Dezember 2021, die im Fachjournal «Nature Communications» veröffentlicht wurde, kommt zu dem Schluss, dass die gesamten indirekten Emissionen von Elektrofahrzeugen verglichen mit den indirekten Emissionen von Verbrennerfahrzeugen viel geringer seien. Berechnungen des Allgemeinen Deutschen Automobil-Clubs (ADAC) zufolge wird der produktionsbedingte CO2-Nachteil von Batterieautos ab Fahrten von 50 000 bis 100 000 Kilometern ausgeglichen.

Die «Auto Bild» führt in einem Artikel weitere Studien der vergangenen Jahre an, die großteils zu dem Schluss kommen, dass E-Autos die umweltfreundlichere Lösung sind.

Einer Berechnung des Magazins «Quarks» zufolge liegt der CO2-Ausstoß (pro Person) auf 100 Kilometer bei einem angenommenen Verbrauch von 6,8 Liter Diesel pro 100 Kilometern bei etwa 21,6 Kilogramm CO2. Multipliziert man diesen CO2-Ausstoß mit 2000, um auf die im Facebook-Posting behaupteten 200 000 Kilometer zu kommen, ergibt sich ein Ausstoß von 43 200 Kilogramm Kohlenstoffdioxid, was 43,2 Tonnen entspricht.

Elektroautos benötigen meist eine große Lithium-Ionen-Batterie. Genaue CO2-Werte für die Herstellung einer solchen Batterie sind schwer zu finden und variieren stark. Eine Studie der TU Eindhoven aus dem Jahr 2020 geht von einem Mittelwert von 75 kg/kWh aus. Diesen Richtwert bestätigt mit rund 80 Kilogramm CO2-Äquivalenten pro Kilowattstunde (kWh) auch grob eine Studie der deutschen Öko-Lobbyorganisation Agora Verkehrswende. Daher wird dieser Wert zur weiteren Berechnung hergenommen.

Auch bei den Lithium-Ionen-Batterien für Elektroautos gibt es unterschiedliche Größen. Die größten kommen aktuell auf maximal 100 Kilowattstunden, wie der ADAC schreibt. Eines der gängigsten Tesla-Modelle ist die 75-kWh-Variante.

80 Kilogramm CO2 pro Kilowattstunde multiplizieren wir einmal mit 75 kWh und einmal mit 100 kWh der Lithium-Ionen-Batterie. Das ergibt 6000 beziehungsweise 8000 Kilogramm CO2 pro produzierter Batterie, also sechs beziehungsweise acht Tonnen.

Beide Zahlen sind viel niedriger als die 43,2 Tonnen CO2, die bei einer 200 000 Kilometer langen Fahrt mit einem Diesel-Motor ausgestoßen werden. Selbst mit der stärksten Batterie-Leistung (100 kWh) und dem höchsten gefundenen CO2/kg-Wert (200) liegt der Ausstoß im Durchschnitt bei 20 Tonnen und ist immer noch um einiges niedriger als beim Diesel.

Dem ADAC zufolge haben sich die Hersteller weitgehend auf eine Akkugarantie von acht Jahren und 160 000 Kilometern geeinigt. Diese Angabe im Facebook-Posting stimmt also. Allerdings ist danach nicht automatisch eine neue Batterie notwendig. Laut dem deutschen Verkehrsclub ist ein Kompletttausch nicht zwingend und sogar eher selten notwendig: «Batterien können auch durch den Ersatz einzelner Module wieder in einen alltagstauglichen Zustand versetzt werden.»

(Stand: 18.8.2022)

Links

Über die Publikation der Universität der Bundeswehr München (archiviert)

Publikation in «Science Direct» (archiviert)

Über die Studie der Yale School of the Environment von Dezember 2021 (archiviert)

Studie in «Nature Communications» (archiviert)

Berechnungen des ADAC zum CO2-Nachteil von Batterieautos (archiviert)

«Auto Bild»-Artikel über weitere Studien zu Emissionen von Batterieautos (archiviert)

Berechnung laut «Quarks» (archiviert)

Studie der TU Eindhoven (archiviert)

Studie von Agora Verkehrswende (archiviert)

ADAC zur Größe von Batterien (archiviert)

Tesla zu verschiedenen Batterie-Modellen (archiviert)

Weiterer «Auto Bild»-Artikel (archiviert)

ADAC zur Akkugarantie (archiviert)

Facebook-Posting (archiviert)

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