Pandemien und Kriege gibt es auch ohne internationale Organisationen

Die anhaltende Corona-Pandemie, der russische Angriffskrieg in der Ukraine und die hohen Preise bereiten den Menschen aktuell Sorgen. In Sozialen Medien werden die angeblichen Schuldigen präsentiert: «Ohne WHO keine Pandemie» heißt es da, «Ohne Nato kein Krieg» und «Ohne EZB keine Inflation». Doch lassen sich die komplexen Fragen wirklich so einfach beantworten?

Bewertung

Das ist zu kurz gegriffen. Die Abschaffung der genannten Organisationen würde weder alle Kriege und Pandemien noch die Inflation beenden. Eine Pandemie ist eine global auftretende Infektionskrankheit. Für eine Inflation gibt es stets mehrere Gründe. Kriege gab es lange vor der Gründung der Nato.

Fakten

Eine Pandemie geht auf eine Infektionskrankheit zurück, die für eine gewisse Zeitspanne weltweit gehäuft auftritt. Wie die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina schreibt, sind Ursachen für eine Pandemie Krankheitserreger, die zuvor nicht oder sehr lange nicht in der menschlichen Bevölkerung vorgekommen sind. 70 Prozent aller Infektionskrankheiten würden durch Erreger verursacht, die ursprünglich aus dem Tierreich stammen. Dabei spielen unsere Lebensverhältnisse aber eine Rolle. So ist das Risiko für neue Zoonosen durch unsere modernen Lebensverhältnisse gestiegen: «Weltweiter Handel, globale Mobilität oder Umweltschäden begünstigen die Entstehung und Ausbreitung von Infektionskrankheiten.»

Wissenschaftler gehen zudem davon aus, dass aufgrund des beschleunigten Artensterbens das Pandemierisiko steigt. Durch das menschliche Eingreifen in die Natur nehmen Gelegenheiten für einen Virusaustausch zwischen Mensch und Tier zu.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) setzt sich seit 1948 für eine gesündere und sicherere Welt ein. Sie hat 194 Mitgliedsstaaten. Sie arbeitet für eine global faire Bereitstellung von Ressourcen und unterstützt bei Gesundheitsnotfällen betroffene Regionen. Österreich ist Gründungsmitglied der WHO.

Inflation bedeutet, dass die Preise von Waren und Dienstleistungen allgemein steigen. Sie führt zur Entwertung von Ersparnissen. Die Verhinderung einer Inflation ist nach Angaben der deutschen Bundeszentrale für Politische Bildung ein wichtiges Ziel der Wirtschaftspolitik.

Die Gründe für eine Inflation sind vielfältig, ein Beispiel ist die Verknappung bestimmter Güter. Wenn die Konsumentennachfrage nach bestimmen Gütern größer ist als das Angebot, steigt in der Regel der Preis. Zuletzt haben sich vor allem die Energieprodukte verteuert.

Auch eine fehlgeleitete Geldpolitik kann zu einer Inflation führen. Die Europäische Zentralbank (EZB), welche im Facebook-Posting angeführt wird, soll die Preise im Euroraum stabilisieren.

Inflation gab es also schon vor der Gründung der Europäischen Zentralbank, und der Euroraum ist nicht das einzige Gebiet, das von Inflation betroffen ist.

Die Enzyklopädie Britannica führt eine Liste von diversen Konflikten an, die Jahrhunderte zurückreicht. In der Chronik der World History Encyclopedia, spezialisiert auf alte Geschichte, findet sich etwa ein Konflikt in Mesopotamien, der auf das Jahr 2 400 vor Christus datiert ist.

Die Nato wurde erst 1949 gegründet und ist ein europäisches und nordamerikanisches militärisches Verteidigungs- und Sicherheitsbündnis. Dem Vertrag liegt das Prinzip der kollektiven Selbstverteidigung zugrunde. Ein Angriff gegen eines oder mehrere Mitglieder wird dabei als Angriff gegen alle bewertet. Österreich ist nicht Teil des Militärbündnisses. Die Nato nimmt längst nicht bei allen aktuellen Konflikten eine aktive Rolle ein.

(Stand: 11.8.2022)