Deutsches Fernsehen
Tagesschau verwendet Temperaturkarten seit Jahrzehnten
3.8.2022, 14:52 (CEST), letztes Update: 3.8.2022, 15:12 (CEST)
Eines der beliebtesten Themen wissenschaftskritischer Internetnutzer ist der Klimawandel. Er werde bewusst großgeredet, um die Menschen in Panik zu versetzen, lautet einer der häufigsten Vorwürfe. Werden Wetterkarten im Fernsehen dafür seit kurzem immer drastischer eingefärbt, wie Internetnutzer mit der Gegenüberstellung verschiedener Karten suggerieren?
Bewertung
Das erste deutsche Fernsehen verwendet Temperaturkarten schon seit Jahrzehnten. Die ARD-Tagesthemen, denen der obere Screenshot entstammt, verwendeten bis 2020 ausschließlich Wetterkarten. Dann wurde das Design jenem der ARD-Tagesschau angepasst, die schon seit langem mit je nach Temperatur eingefärbten Karten arbeitet. Der untere Screenshot dokumentiert diese Anpassung.
Fakten
Grundsätzlich wird im TV-Wetter mit sogenannten Wetterkarten und Temperaturkarten gearbeitet. Die üblicherweise mit Satellitenbildern vorwiegend grün hinterlegten Wetterkarten, werden zur allgemeinen Vorhersage herangezogen. Mithilfe der blau, gelb oder häufig rot eingefärbten Temperaturkarten soll auf einen Blick ersichtlich sein, wo im Land oder am Kontinent es wärmer oder kühler werden wird.
Die ARD-Tagesthemen, aus denen der Screenshot von 2017 stammt, verwendeten lange Zeit keine Temperaturkarten. Die Temperaturen wurden also in klassische Wetterkarten eingebettet, wie gegen Ende des Videos zu sehen ist.
In der Tagesschau des deutschen Fernsehens hingegen verwendet der Sender nach Angaben der Leiterin der Wetterredaktion des Hessischen Rundfunks (HR), Silke Hansen, schon seit 30 Jahren Temperaturkarten – und zwar in derselben Farbgebung. Das belegt etwa ein Youtube-Video aus 1999. Und auch am 21. Juni 2017, dem Datum des oberen Screenshots, war in der Tagesschau eine Temperaturkarte in weitgehend tiefem Rot zu sehen.
Hansen sagte dem ARD-Faktenfinder: Das Design von Tagesthemen und Tagesschau wurde zwischen den beiden Daten aus dem Posting vereinheitlicht. «Das Wetter für die Tagesthemen wird seit 2020 nicht mehr von unterschiedlichen Redaktionen und Firmen angeliefert, sondern vom ARD-Kompetenzzentrum in Frankfurt. Wir haben bei der Übernahme das komplette Design umgestellt und dem Design der Tagesschau angepasst», erklärte Hansen.
Die untere Karte zeigt also das neue Design der Tagesthemen-Wettervorhersage. Sie stammt aus der Sendung vom 20. Juni 2022. Das Datum 21. Juni 2022 wurde hier vom Ersteller des Sharepics nachträglich hinzugefügt.
Die Farbtöne in diesen Temperaturkarten sind nicht zwingend mit einer bestimmten Temperatur verknüpft, erklärte der damalige ARD-Faktenchecker Patrick Gensing bereits vor drei Jahren in einer Tagesschau-Analyse zum Thema: «Eine Farbskala, die im Sommer und im Winter im Einsatz wäre – also von minus 20 bis plus 40 Grad – hätte keine klar erkennbaren Farbunterschiede mehr.» Daher verändern sich die Farben je nach Jahreszeit. «Fünf Grad sind so im Sommer blau und im Winter gelb oder orange», schreibt Gensing.
Für die vier Jahreszeiten gibt es drei Farb-Abstufungen, im Frühling und Herbst wird dieselbe verwendet, erklärte ORF-Wetterchef Marcus Wadsak der dpa. Diese Farbspektren definieren sich als Abweichung von den langjährigen Mittelwerten zur jeweiligen Jahreszeit. Auch die ARD arbeitet mit drei Abstufungen.
(Stand: 2.8.2022)
Links
Tagesthemen vom 21. Juni 2017 (archiviert)
Wetterkarte aus der Sendung von 2022 (archiviert)
Tagesschau von 1999 (archiviert)
Tagesschau vom 21. Juni 2017 (archiviert)
Tagesthemen vom 20. Juni 2022 (Video archiviert)
ARD-Faktenfinder zu neuem Wetterkarten-Design (archiviert)
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