Gründe für Wirtschaftskrise in Sri Lanka sind vielfältig
3.8.2022, 09:29 (CEST)
Sri Lanka steckt in einer schweren Wirtschafts- und Finanzkrise. Zahlreiche Menschen protestierten zuletzt gegen die politische Führung des Inselstaates. In Sozialen Medien wie Facebook (archiviert) kursierte die Behauptung, dass der Grund für die Wirtschaftskrise in den westlichen Sanktionen gegen Russland liege.
Bewertung:
Die Krise in Sri Lanka nahm lange vor dem Ausbruch des russischen Angriffskrieges in der Ukraine ihren Anfang. Mehrere Entwicklungen haben zur jetzigen Situation geführt - zum Beispiel ein Düngemittelgesetz und der Corona-bedingte Einbruch in der Tourismusbranche.
Fakten:
Seit Monaten finden in der Inselnation südlich von Indien im Indischen Ozean heftige Proteste statt. Anfang Juli stürmten Demonstrierende sogar den Amtssitz des nach seiner Flucht aus dem Land zurückgetretenen Ex-Präsidenten Gotabaya Rajapaksa in der Hauptstadt Colombo und hielten ihn mehrere Tage besetzt.
Der russische Angriffskrieg in der Ukraine führte zu einer Verschärfung der Lage, da sowohl Russland als auch die Ukraine wichtige Märkte für Sri Lankas Einkommensquellen Tee und Tourismus sind. Der Ursprung der Wirtschaftskrise liegt aber nicht im Krieg beziehungsweise in den damit einhergehenden westlichen Sanktionen.
Sri Lanka ist hoch verschuldet und braucht gleichzeitig Geld, um Treibstoff, Gas und Lebensmittel zu importieren, an denen es mangelt und die immer teurer werden. Bereits im Jänner 2022 - also etwa ein Monat bevor Russland in die Ukraine einmarschierte - bat Sri Lanka China um eine Restrukturierung seiner Schulden, wie u.a. die APA berichtete. Im Februar 2022 ging Sri Lanka das Geld zum Import von Öl aus. Weil es seine Auslandsschulden in Höhe von 51 Milliarden Dollar nicht bezahlen kann, hofft Sri Lanka auf finanzielle Hilfe durch den Internationalen Währungsfonds (IWF).
Christian Wagner von der Stiftung Wissenschaft und Politik sagte dem Deutschlandfunk, die prekäre ökonomische Lage des Landes sei über einen längeren Zeitraum entstanden. Jayadeva Uyangoda, ein emeritierter Professor für Politologie an der Universität Colombo, sagte Zeit Online, dass der wirtschaftliche Abschwung bereits im Jahr 2020 begann. Er geht sogar so weit zu sagen, dass die schlechte wirtschaftliche Lage «in begrenztem Maße» auch ein koloniales Erbe ist.
Die Krise, der Ressourcenmangel und die Verschuldung haben aktuellen Berichten zufolge mehrere Ursachen: Wegen der Corona-Pandemie aber auch durch die Selbstmordanschläge auf Hotels und Kirchen im Jahr 2019 ist der Tourismus eingebrochen. Das seit 2021 geltende Verbot, Düngemitteln zu importieren, hat dem Agrarsektor stark geschadet. Wegen Steuersenkungen (hier, hier) hat der Staat weniger eingenommen.
(Stand 3.8.2022)
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