Daten veraltet

CO2-Konzentration mit Industrialisierung dramatisch gestiegen

08.07.2022, 16:59 (CEST), letztes Update: 08.07.2022, 17:08 (CEST)

Forscher warnen: Die Konzentration des Klimakillers CO2 in der Atmosphäre hat im Vergleich zur vorindustriellen Zeit stark zugenommen. Der Kampf gegen die Erderwärmung wird immer dringlicher.

Dass der Anteil von Treibhausgasen in der Atmosphäre, verglichen mit der vorindustriellen Zeit, dramatisch gestiegen ist, haben zahllose Forscher längst bewiesen. Doch manche suchen noch immer nach angeblichen Beweisen dafür, dass es gar keinen Klimawandel gebe und Maßnahmen dagegen unbegründet seien. In einem Facebook-Beitrag (archiviert) wird etwa ein Eintrag in Meyers Konversations-Lexikon von 1890 herangezogen. Der Anteil von Kohlendioxid (CO2) habe damals schon bei 0,04 Prozent gelegen, sei also genauso hoch gewesen wie heute, heißt es. Für Maßnahmen der Politik gebe es in Anbetracht der «0% Erhöhung» CO2-Konzentration in der Luft keine Notwendigkeit.

Bewertung

Die über 130 Jahre alte Aussage in Meyers Konversations-Lexikon ist mit dem Fortschritt der Wissenschaft und viel präziseren Messmethoden schon seit Jahrzehnten überholt. Die CO2-Konzentration hat im Vergleich zur vorindustriellen Zeit dramatisch zugenommen.

Fakten

Wie alle Treibhausgase trägt Kohlendioxid (CO2) stark zur vom Menschen verursachten Erwärmung des Klimas bei. Hauptursachen sind das Verbrennen fossiler Energieträger wie Kohle und Erdöl sowie großflächiges Abholzen von Wäldern.

Schon Ende des 19. Jahrhunderts erkannten Naturwissenschaftler den Zusammenhang von Kohlendioxid (CO2) und Klimaveränderung. Der in Meyers Konversations-Lexikon von 1890 tatsächlich mit 0,04 Prozent angegebene CO2-Anteil in der Atmosphäre ist aus heutiger Sicht jedoch veraltet und auf die damals noch ungenauen Messmethoden zurückzuführen.

Wie ein Klimaforscher der Universität Bonn schon in einer Publikation von 1984 erläutert hat, finden sich in mehreren historischen Quellen für die Zeit um 1890 stark nach unten abweichende Ergebnisse von 290 bis 295 ppm. «Parts per million» (ppm) bedeutet hier Teile CO2 pro Million Luftteilchen. 0,04 Prozent wären demnach 400 ppm.

Heutzutage liegt die CO2-Konzentration bei knapp 420 ppm und damit auf dem höchsten Stand seit Millionen von Jahren. Die Kohlendioxid-Konzentration aus vorindustrieller Zeit (zwischen 1850 und 1900) lag laut dem deutschen Umweltbundesamt bei etwa 280 ppm. Auch einem Bericht der UN-Weltorganisation für Meteorologie von Oktober 2021 zufolge lag die CO2-Konzentration im Jahr 2020 bei 413,2 ppm und damit bei 149 Prozent des vorindustriellen Niveaus.

Aus diesem dramatischen Anstieg ergibt sich also sehr wohl die Notwendigkeit, rasch zu handeln. Denn schon auf geringe Mengen zusätzliches CO2 reagiert das Klimasystem hochsensibel. Die Folgen spüren wir alle: Es wird immer wärmer.

Neuen Berechnungen des Grazer Wegener Centers für Klima und Globalen Wandel zufolge haben die Emissionen 2021 gegenüber dem Pandemiejahr 2020 um rund 6,5 Prozent zugenommen, weshalb zur Erreichung der Klimaneutralität 2040 noch stärkere Ambitionen notwendig sind.

Ursprünglich sollte in Österreich ab 1. Juli 2022 eine CO2-Besteuerung eintreten, welche Treibstoff um rund neun Cent pro Liter teurer macht. Aufgrund der Teuerung wurde diese aber auf Oktober 2022 verschoben. In Deutschland gibt es seit Jänner 2021 eine CO2-Bepreisung für die Bereiche Wärme und Verkehr.

(Stand: 8.7.2022)

Links

Lexikon-Artikel von 1890

Publikation der Uni Bonn von 1984 (archiviert)

Keeling-Kurve von 1960 bis heute (archiviert)

ORF-Artikel über CO2-Rekordwert (archiviert)

Deutsches Umweltbundesamt zu Kohlendioxid-Konzentration in vorindustrieller Zeit (archiviert)

Bericht der UN-Weltorganisation für Meteorologie (archiviert)

ORF-Artikel über Berechnungen des Grazer Wegener Centers für Klima und Globalen Wandel (archiviert)

ORF-Artikel über Zeitrahmen der vorindustriellen Zeit (archiviert)

APA-Artikel zur Verschiebung der CO2-Steuer (archiviert)

Deutsche Bundesregierung über CO2-Bepreisung (archiviert)

Facebook-Posting (archiviert)

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