Altes Foto
Erfundene Hunde-Geschichte taucht immer wieder im Netz auf
8.7.2022, 17:37 (CEST)
Kaum etwas setzt in Menschen mehr Emotionen frei als Haustiere. Deshalb erfährt derzeit ein Aufruf viel Reichweite, in dem von einem jungen Australian Shepherd berichtet wird, der nach dem angeblichen Tod seiner Besitzerin verschenkt werden soll (archiviert). Angeblich ist er etwas älter als drei Monate und heißt «Saxo». Ist der süße Hund tatsächlich auf der Suche nach einem neuen Besitzer?
Bewertung
Die Anzeige ist höchst unseriös. Zum einen ist das Foto deutlich älter als der Hund, der angeblich zu verschenken sein soll. Zum anderen findet sich dieselbe Geschichte auf Facebook in verschiedenen Sprachen von unterschiedlichen Personen - mit der Aufforderung, den Post weiterzuverbreiten.
Fakten
Mit einer Foto-Rückwärtssuche lässt sich schnell herausfinden, dass das Foto bereits auf verschiedenen Internetseiten gepostet worden ist - zum Beispiel bei Pinterest.
Die Originalquelle dürfte aber ein Instagram-Account namens «Gidget Aussie Floof» sein, der einem Hund der Rasse Australian Shepherd gewidmet ist. Dort wurde das Foto zum ersten Mal am 30. April 2021 veröffentlicht. Aus einem anderen Posting und dem im Account angegebenen Datum geht hervor, dass das Tier im Januar 2021 geboren wurde. Der Hund ist also schon viel älter als die behaupteten drei Monate, auch vom vermeintlichen Namen «Saxo» ist auf dem Profil nichts zu finden.
Es liegt der Verdacht nahe, dass es sich um gar keinen echten Aufruf handelt und ein Bild missbräuchlich verwendet worden ist. Dieser Verdacht erhärtet sich, wenn man auf Facebook nach ähnlichen Bildern sucht. Hier finden sich nämlich zahlreiche Beiträge in anderen Sprachen und von anderen Accounts, die ebenfalls von einem zu verschenkenden Hund namens Saxo berichten und zum Teil dasselbe Foto verwenden. Die Kommentarfunktion bei Facebook ist in den meisten Fälle deaktiviert.
All diese Beiträge rufen User dazu auf, den Post mit der angeblichen Hunde-Anzeige fleißig zu teilen. Dies ist in sozialen Netzwerken eine beliebte Methode, um Interaktionen und Reichweite zu generieren. Dabei schrecken manche Menschen nicht davor zurück, besonders emotionale Texte wie Vermisstenaufrufe, Tieranzeigen oder sogar Todesfälle zu instrumentalisieren oder in manchen Fällen zu erfinden. Denn manchmal stecken hinter diesem Streben nach Reichweite auch Geschäftsmodelle und wirtschaftliche Interessen.
(Stand: 7.7.2022)
Links
Bild auf Pinterest (archiviert)
Bild bei Instagram (archiviert)
Weiterer Aufruf auf Facebook (archiviert)
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