Auch bei Genesenen

Laut Studie verbessert zusätzliche Corona-Impfung Schutz vor Infektion

15.06.2022, 14:02 (CEST)

Was stärkt das Immunsystem mehr: eine Corona-Impfung oder eine Infektion? Eine Studie zur Delta-Variante kommt zu dem Schluss, dass in beiden Fällen eine zusätzliche Impfdosis den Schutz verbessert.

Gegner der Corona-Impfung werden nicht müde, auf angebliche Belege für damit verbundene Risiken hinzuweisen. So macht etwa im Juni 2022 ein Blog-Artikel in sozialen Medien (archiviert) die Runde, demzufolge eine neue Studie aus Israel zeige, dass eine natürliche Immunität der Impfung überlegen sei.

Bewertung

Die Immunisierung durch eine Covid-Erkrankung birgt ein viel höheres Risiko als die Impfung. Die Studie ergab zudem, dass der Schutz sowohl bei geimpften als auch bei genesenen Personen im Lauf der Zeit abnimmt und eine zusätzliche Impfdosis den Schutz wiederherstellt. Die Studie betrachtet ausschließlich die Delta-Variante und sagt nichts über andere Varianten wie zum Beispiel Omikron aus.

Fakten

Die Studie im «New England Journal of Medicine» basiert auf Daten des israelischen Gesundheitsministeriums von August und September 2021, als dort die Delta-Variante von Sars-2 vorherrschend war.

Ein Ergebnis der Studie war tatsächlich: Bei gleichem Zeitabstand waren zuvor infizierte Personen besser vor Delta geschützt als Personen mit zwei Impfungen, die sich zuvor noch nicht infiziert hatten. Aber daraus lässt sich nicht ableiten, dass hinsichtlich der Schutzwirkung eine Infektion einer Impfung vorzuziehen ist. Auch kann man daraus nicht schlussfolgern, dass es für genesene Personen nicht mehr notwendig ist, sich impfen zu lassen.

Die Studie zeigt, dass der Schutz gegen die Delta-Variante sowohl bei geimpften als auch bei genesenen Personen im Laufe der Zeit abnimmt und eine zusätzliche Impfstoffdosis ihn wiederherstellt. So schreiben die Autoren: «Wir haben festgestellt, dass eine einzelne Dosis des Impfstoffs (...) das Schutzniveau der ersten Monate nach der Genesung oder der Impfung wiederherstellte.»

Für die inzwischen am weitesten verbreitete Omikron-Variante und andere Varianten hat die Studie keine Aussagekraft, so die Autoren. Kürzlich veröffentlichte Studien deuten darauf hin, dass eine Omikron-Infektion nur einen schwachen Schutz vor einer erneuten Ansteckung mit derselben oder anderen Varianten bietet.

In der Argumentation des Blog-Artikels werden zudem die Risiken einer Corona-Erkrankung und mögliche Langzeitfolgen völlig außer Acht gelassen. Die Risiken einer Infektion sind weit höher als die der Impfung. Laut dem deutschen Robert Koch-Institut (RKI) ist eine Impfung daher der sicherste Weg, um einen Schutz vor Covid-19 aufzubauen.

«Das alleinige Durchmachen einer Infektion mit Sars-CoV-2 reicht nicht aus, um spätere Covid-19-Erkrankungen zu verhindern. Daher sollen auch Personen mit einer oder mehreren zurückliegenden Sars-CoV-2-Infektionen geimpft werden», so das RKI. Zwei Impfstoffdosen plus Auffrischungsimpfung bieten auch bei der Omikron-Variante einen sehr hohen Schutz gegen schwere Krankheitsverläufe.

Auch das Gesundheitsministerium schreibt auf seiner Webseite, dass die Corona-Impfung grundsätzlich ab ca. vier Wochen nach Genesung empfohlen wird: «Eine Genesung ersetzt die Schutzimpfung nicht, sondern verschiebt nur den Beginn der Grundimmunisierung. Insgesamt werden allen genesenen Personen ab 5 Jahren 3 Impfungen zum Abschluss der Grundimmunisierung empfohlen».

(Stand: 14.6.2022)

Links

Israelische Studie zu Immunität (archiviert)

Studie zu geringer variantenübergreifender Immunität ohne Impfung (archiviert)

Weitere Studie zu Immunität nach Omikron-Infektion (archiviert)

Studie zu Immunität nach Omikron- und Delta-Infektion (archiviert

RKI-Webseite zu Covid-Impfungen (archiviert)

Impf-Empfehlungen des Gesundheitsministeriums (archiviert)

Facebook-Posting (archiviert)

Blog-Artikel (archiviert)

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