Statement fehlinterpretiert
Australische Behörde: PCR ist beste Methode für Corona-Nachweis
14.6.2022, 17:58 (CEST)
Die Corona-Pandemie ist in der öffentlichen Wahrnehmung zuletzt in den Hintergrund gerückt. Das hält Maßnahmengegner aber nicht davon ab, weiter Falschinformationen zu verbreiten. In Social-Media-Postings (archiviert), Videos (archiviert) und Online-Blogs (archiviert) kursierte die Behauptung, dass PCR-Tests sinnlos seien und dass eine australische Behörde in Bezug auf die Tests zwei Jahre «Betrug am Volk» zugegeben hätte.
Bewertung
Das ist falsch. Die australische Arzneimittelbehörde TGA hat lediglich bestätigt, dass die PCR-Tests nicht zwischen «toten und lebenden Viren» unterscheiden können. Trotzdem sind sie weiter die beste Methode, um Corona-Infektionen nachzuweisen.
Fakten
Die australische Arzneimittelbehörde hat Anfang 2022 Einschätzungen zum PCR-Test veröffentlicht, weil ein Politiker des Landes zuvor eine Anfrage gestellt hatte: Senator Gerard Rennick hatte im November 2021 die Behörde TGA (Therapeutic Goods Administration) des Gesundheitsministeriums gefragt, ob der PCR-Test «den Unterschied zwischen einem lebendigen und toten Virus erkennen» könne. Darauf erhielt er am 31. Jänner 2022 eine Antwort – darauf basieren die aktuellen Behauptungen wie im Online-Artikel. Senator Rennick war 2019 aufgefallen, als er den Klimawandel leugnete.
In ihrer Antwort gibt die Behörde aber weder einen «Betrug am Volk» zu, noch gesteht die Behörde die vermeintliche Sinnlosigkeit der PCR-Tests ein. Im Gegenteil: «PCR ist nach wie vor der wichtigste Test für die Diagnose einer COVID-19-Infektion», heißt es dort. Dann schreibt die TGA: «PCR-Tests sind zwar hochempfindlich und weisen das genetische Material des SARS-CoV-2-Virus nach, können jedoch nicht zwischen lebenden und toten Viren unterscheiden.» Mit der Unterscheidung zwischen «lebenden und toten» Viren ist gemeint, dass nicht alle entdeckten Viren ansteckend und damit gefährlich sind.
In der Antwort wird deshalb darauf hingewiesen, dass die Virenlast eines infizierten Patienten bis zum Ausbruch der Covid-19-Symptome zunimmt und dann in der ersten Woche der Krankheit wieder abnimmt. Bei erkrankten Personen gebe es deshalb am Ende der ersten Woche nach dem Ausbruch häufig einen negativen PCR-Test. Die TGA fügt hinzu: «Manchmal, wenn das Virus nicht mehr lebendig ist und repliziert, können virale genetische Fragmente durch PCR nachgewiesen werden und führen zu schwach positiven Ergebnissen.»
Zudem betont die TGA am 12. Jänner 2022 auf seiner Webseite erneut: «PCR-Tests gelten allgemein als besser geeignet, um das Vorhandensein des SARS-CoV-2-Virus nachzuweisen, und sind derzeit der Goldstandard für die Diagnose von COVID-19.»
Die Behauptung, die Tests seien «sinnlos» und dass die Behörde «Betrug» zugegeben hätte, erhebt auch nicht Senator Rennick, der am 14. Mai die Antwort auf Facebook veröffentlichte und sie mit der Frage verband, warum ein positives Testergebnis nicht mit einem Bluttest gegengecheckt werde.
Das australische Gesundheitsministerium hat bereits in einem im März 2020 veröffentlichten Papier darauf hingewiesen, dass Patientinnen und Patienten in einigen Fällen auch nach einer überstandenen Corona-Erkrankung noch positiv getestet werden können. Schon damals hieß es: «Es ist wahrscheinlich, dass positive Tests kurz nach der Genesung auf eine anhaltende Ausscheidung von viraler RNA zurückzuführen sind und es ist zu beachten, dass PCR-Tests nicht zwischen "lebenden" Viren und nicht-infektiöser RNA unterscheiden können.»
In Österreich dürfen Personen die Quarantäne trotz positiven PCR-Test verlassen, wenn der Ct-Wert beim Test gleich 30 oder größer ist. «Der CT-Wert (Cycle Threshold) entspricht der Zahl der notwendigen PCR-Zyklen bis zum positiven Signal und ist somit ein Maß für die Viruskonzentration im Probenmaterial», steht in der Empfehlung des Gesundheitsministeriums mit Stand 21. April 2022. Ein Wert von 30 oder größer gehe nach derzeitigem Stand der Wissenschaft mit einer geringen Viruslast und einer geringen Wahrscheinlichkeit der Virus-Vermehrung einher.
Das bedeutet, dass Faktoren wie die Viruslast sowie der Gesundheitszustand sehr wohl in die Entscheidung über die Entlassung aus der Absonderung miteinbezogen werden.
(Stand: 14.6.2022)
Links
Antwort auf Anfrage (archiviert)
Rennick auf Facebook (archiviert)
TGA-Papier (Jänner 2022)(archiviert)
Papier australisches Gesundheitsministerium (März 2020)
Empfehlung des österreichischen Gesundheitsministeriums (archiviert)(Download)
Facebook-Video (archiviert, Video archiviert)
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