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Angebliches Zitat von Pfizer-Chef Bourla wurde manipuliert

10.06.2022, 13:59 (CEST)

Das verschwörungstheoretische Narrativ der Bevölkerungsreduktion wird häufig der Pharmaindustrie untergeschoben. Nun soll der Pfizer-Chef darüber gesprochen haben. Doch das angebliche Beweisvideo ist gekürzt.

Mächtige Unternehmen wie Pfizer sowie deren Vorstände werden regelmäßig Gegenstand von Falschbehauptungen. Oft wird damit das verschwörungstheoretische Narrativ der Bevölkerungsreduktion bedient. Aktuell behaupten User in Sozialen Medien (archiviert), dass Albert Bourla, der Chef des Pharmaunternehmens Pfizer, gesagt habe: «Bis 2023 werden wir die Weltbevölkerung um 50 Prozent reduziert haben» (Anm. aus dem Englischen übersetzt).

Bewertung

Das Zitat wurde manipuliert. Im Original sagte Bourla, dass Pfizer die Zahl der Menschen, die sich Medikamente nicht leisten können, um 50 Prozent reduzieren wolle.

Fakten

Die Aussage stammt aus einem Gespräch zwischen Pfizer-Chef Bourla und Klaus Schwab, dem Gründer des Weltwirtschaftsforums (WEF), auf der diesjährigen Konferenz desselben. Ein Mitschnitt wurde am 25. Mai 2022 auf dem YouTube-Kanal des WEF veröffentlicht. Das Bild im Facebook-Posting stimmt damit überein.

Etwa ab Minute 2:33 spricht Bourla über Ziele, die sich sein Unternehmen im Jahr 2019 für die kommenden fünf Jahre gesteckt hat. «Und eines davon war, dass wir bis 2023 die Zahl der Menschen weltweit, die sich unsere Medikamente nicht leisten können, um 50 Prozent reduzieren wollen. Ich denke, dieser Traum wird Wirklichkeit», sagt er ab Minute 2:48.

Der Pfizer-Chef spricht also davon, den Anteil der Weltbevölkerung, für die Medikamente zu teuer sind, zu reduzieren - nicht die gesamte Weltbevölkerung. Videos, in denen der Einschub «die sich unsere Medikamente nicht leisten können» fehlt, wurden geschnitten. Aus diesem verfälschten Zitat wiederum wurden falsche Screenshots erstellt.

Warum Bourla denkt, dass Pfizer dieses selbstgesteckte Ziel erreichen kann, wird in seinen Aussagen direkt vor diesem Zitat deutlich: Pfizer habe an jenem Tag auf dem Weltwirtschaftsforum 2022 in Davos angekündigt, dass es alle seine gegenwärtigen und zukünftigen patentgeschützten Medikamente und Impfstoffe den 45 ärmsten Ländern der Welt auf gemeinnütziger Basis zur Verfügung stellen werde.

Rund um den CEO von Pfizer und das Unternehmen selbst kursieren immer wieder Falschbehauptungen, wie mehrere dpa-Faktenchecks (hier, hier, hier, hier, hier) zeigen.

(Stand: 10.6.2022)

Links

Vollständiges Gespräch zwischen Klaus Schwab und Albert Bourla (archiviert, Video archiviert)

Informationen über Pfizer-Ankündigung für 45 ärmere Länder (archiviert)

dpa-Faktencheck 1

dpa-Faktencheck 2

dpa-Faktencheck 3

dpa-Faktencheck 4

dpa-Faktencheck 5

Facebook-Posting (archiviert)

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