Österreich bei Affenpocken-Kontaktverfolgung kein Vorreiter

27.05.2022, 11:55 (CEST)

Während die Corona-Pandemie etwas in den Hintergrund gerückt zu sein scheint, traten in den letzten Wochen in immer mehr europäischen Ländern Affenpocken auf. Erste Falschinformationen darüber ließen nicht lange auf sich warten. So heißt es in einer Behauptung (hier archiviert), Österreich sei weltweit das erste Land, in dem es eine Kontaktverfolgung bei Affenpocken gebe.

Bewertung

Das ist falsch. Sogenanntes Contact Tracing in Bezug auf Affenpocken findet in mehreren Ländern schon länger statt als in Österreich.

Fakten

Contact Tracing bedeutet die Nachverfolgung von Infektionsketten, wie sie auch bei der Corona-Pandemie zum Einsatz kommt. Wie die APA berichtete, bereitete das Gesundheitsministerium das Contact Tracing für etwaig auftretende Affenpocken-Fälle am 20. Mai bereits vor. Prognostiziert wurde ein Start in der darauf folgenden Kalenderwoche. Seit dem 24. Mai findet sich auf der Webseite des Gesundheitsministeriums eine Empfehlung für die Behördliche Vorgangsweise bei Kontakt mit Affenpocken. Ein erster Fall wurde in Österreich mit Stand 25. Mai bestätigt.

Damit ist Österreich beim Contact Tracing aber nicht allein und auch kein Vorreiter. Sowohl Fälle als auch deren Kontaktverfolgung gibt es schon länger in einigen anderen Ländern.

Seit dem 21. Mai etwa steht auf der Webseite der Weltgesundheitsorganisation (WHO), dass in nicht-endemischen Ländern Contact Tracing stattfinde, in denen Fälle aufgetreten seien. Endemisch ist die Infektionskrankheit in West- und Zentralafrika. Das bedeutet, dass sie dort dauerhaft und gehäuft auftritt. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Berichts waren der WHO aus 12 nicht-endemischen Ländern bestätigte Fälle gemeldet worden. Dazu gehörten unter anderem Deutschland, Belgien, Frankreich und Italien.

Auf der Webseite des Gesundheitsamts des australischen Bundesstaats Victoria ist ebenfalls von Contact Tracing die Rede. Auch die britische Regierung hat seit 20. Mai einen Leitfaden zum Affenpocken-Contact Tracing auf ihrer Webseite.

Die EU-Gesundheitskommissarin, Stella Kyriakides, sprach davon, dass Contact Tracing in Bezug auf Affenpocken-Fälle gewährleistet sein müsse.

Mit Stand 24. Mai 2022 wurden der WHO mehr als 250 Affenpocken-Fälle aus 16 Ländern gemeldet. Sie stufte den jüngsten Ausbruch außerhalb Afrikas als außergewöhnlich ein, berichtete unter anderem die APA.

(Stand: 25.5.2022)

Links

APA-Artikel über Vorbereitung von Contact Tracing (archiviert)

Empfehlung für die Behördliche Vorgangsweise bei Kontakt mit Affenpocken (Download) (archiviert)

APA-Artikel über bestätigten Affenpocken-Fall in Österreich (archiviert)

WHO über Affenpocken (archiviert)

Contact Tracing Australien (archiviert)

Contact Tracing Großbritannien (archiviert)

ECDC mit Kyriakides-Stellungnahme (archiviert)

APA/dpa/Reuters-Artikel mit WHO-Update zu Affenpocken  (archiviert)

Facebook-Posting (archiviert)

Kontakt zum Faktencheck-Team der dpa: factcheck-oesterreich@dpa.com