Auch in Japan werden die meisten Kleinkinder geimpft

28.04.2022, 15:53 (CEST)

Immer wieder wird in sozialen Medien vor vermeintlichen schlimmen Folgen von Impfungen gewarnt. Ein Sharepic auf Facebook stellt die Behauptung auf, dass die USA die höchste Säuglingssterblichkeit der Welt hätten, während sie in Japan weltweit am niedrigsten wäre. In Japan würden keine Kinder unter zwei Jahren geimpft, heißt es, während US-amerikanische Kinder bis zu ihrem zweiten Geburtstag bereits 28 Impfungen verabreicht würden (archiviert).

Bewertung

Weder hat Japan die niedrigste Säuglingssterblichkeit der Welt, noch werden japanische Säuglinge nicht geimpft. Die USA sind zudem nicht das Land mit der höchsten Säuglingssterblichkeit.

Fakten

Laut den aktuellsten Zahlen der Weltbank hatte Island im Jahr 2020 die niedrigste Säuglingssterblichkeitsrate der Welt. 1,5 von 1 000 lebendgeborenen Kindern erlebten dort per Definition ihren ersten Geburtstag nicht. Japan lag in diesem weltweiten Vergleich mit einer Rate von 1,8 auf dem vierten Rang.

Die höchste Säuglingssterblichkeit (80,1) wurde aus Sierra Leone gemeldet. Weit entfernt davon befanden sich die USA mit einer Rate von 5,4 im internationalen Vergleich auf Rang 49, der weltweite Schnitt betrug 27,4.

Die häufigsten Todesursachen bei Säuglingen in den USA waren im Jahr 2018 der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde CDC zufolge Geburtsfehler, Frühgeburten, Verletzungen, plötzlicher Kindstod und Schwangerschaftskomplikationen.

An plötzlichem Kindstod verstarben in den USA 2019 etwa 3 390 Kinder, wovon knapp 1 000 auf Ersticken und Strangulieren im Bett entfielen. Der Rest setzte sich fast zu gleichen Teilen aus unbekannten Ursachen und erst nach eingehenden Untersuchungen erklärbaren Todesursachen zusammen.

In beiden letzteren Fällen hängt die Todesursache von vielen Faktoren wie dem Alter der Mutter, früh verstorbenen Geschwisterkindern, Drogenkonsum der Mutter, Passivrauchen, Überwärmung oder Schlafen in Bauchlage ab. Impfungen werden als Ursache nicht genannt. Studien zufolge könnten Impfungen sogar das Risiko von plötzlichem Kindstod senken.

Die CDC empfiehlt für die ersten beiden Lebensjahre insgesamt 24 Impfdosen gegen neun Krankheiten sowie eine jährliche Influenza-Impfung ab dem sechsten Lebensmonat. In Japan liegt dieser Wert laut der dortigen Kinderärzteschaft bei 33 Impfungen, für Influenza gilt dieselbe Empfehlung. Generell sind die Impfpläne der beiden Länder annähernd deckungsgleich.

Die Durchimpfungsrate von Kindern unter 24 Monaten in den USA lag 2015 je nach Impfung zwischen 80 und 93 Prozent. Vergleichbare Daten aus Japan zeigen, dass die Impfraten sogar noch höher liegen, bei Diphtherie/Tetanus/Polio im selben Jahr etwa bei 96 Prozent, gegen Masern bei 93 Prozent.

(Stand: 28.4.2022)

Links

Facebook-Posting (archiviert)

Weltbank-Statistik (archiviert)

Definition Säuglingssterblichkeit (archiviert)

CDC-Informationen zur Säuglingssterblichkeit (archiviert)

CDC-Seiten zum plötzlichen Kindstod (archiviert)

Studien-Abstract aus 2007 (archiviert)

Studien-Abstract aus 2006 (archiviert)

US-Impfplan für Kinder (archiviert)

Japanischer Impfplan für Kinder (archiviert)

US-Durchimpfungsraten (archiviert)

Japanische DTP-Impfraten (archiviert)

Japanische Masern-Impfraten (archiviert)

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