Angeblicher BBC-Tweet zu Macron ist eine Fälschung

22.04.2022, 13:02 (CEST)

Am 24. April 2022 findet die Endrunde der französischen Präsidentschaftswahl statt. Amtsinhaber Emmanuel Macron tritt dabei gegen die rechtsnationale Marine Le Pen an. Rund um die Wahl kursieren bereits einige Falschinformationen in sozialen Medien. In einem Facebook-Posting (hier archiviert) wird wenige Tage vor der Entscheidung ein angeblicher Tweet des britischen öffentlich-rechtlichen Senders BBC gezeigt. Dem Screenshot zufolge soll Macron gesagt haben, dass sich Europa darauf vorbereiten müsse, in den nächsten 20 Jahren bis zu 60 Millionen Flüchtlinge aus Afrika und dem Nahen Osten aufzunehmen. Die Sanktionen gegen Russland würden zu einem «ökonomischen Zusammenbruch» in Afrika führen, heißt es weiter. Sind der Tweet und die Aussagen echt?

Bewertung

Der Tweet ist gefälscht und stammt nicht von der BBC. Es gibt auch keine Hinweise darauf, dass Macron sich so geäußert hat.

Fakten

Der angebliche BBC-Tweet soll am 11. April 2022 veröffentlicht worden sein. Mithilfe der erweiterten Suche auf Twitter lässt sich allerdings feststellen, dass es an diesem Tag keinen solchen Tweet auf dem Account der BBC gegeben hat. Auch in einer Archivierung des Twitter-Accounts von 11. April findet sich der Tweet nicht.

Ein Tweet an dem Tag enthält dasselbe Foto von Macron, das auch im Facebook-Posting zu sehen ist. Dabei geht es jedoch nicht um die Aufnahme von Flüchtlingen, sondern um eine Analyse des französischen Wahlkampfs.

All das zeigt, dass der Tweet gefälscht ist. Indiz dafür ist auch, dass der Text mehr Zeichen hat, als Twitter erlaubt: Es sind 301 Zeichen, während normalerweise höchstens 280 Zeichen verwendet werden können.

Der BBC-Journalist Shayan Sardarizadeh bestätigte darüber hinaus auf Twitter, dass es sich um einen «fake BBC tweet» handle, in dem Macron falsch zitiert werde: «Herr Macron hat so etwas nicht gesagt und BBC News hat das nie getwittert», schrieb er. Die Pressestelle der BBC retweetete Sardarizadehs Tweet.

Es gibt ansonsten keine Belege dafür, dass sich Macron wie im Facebook-Posting behauptet geäußert hat. Eine Google-Suche nach einem Ausschnitt des Zitats führt zu keinen passenden Treffern, sondern nur zu einigen Faktenchecks, die sich bereits mit dem Thema auseinandergesetzt haben. Eine Suche in allen AFP-Meldungen der APA-Datenbank von Anfang März 2022 bringt ebenfalls keine Resultate.

(Stand: 22.4.2022)

Links

Erweiterte Twitter-Suche (archiviert)

Archivierung von BBC-Tweets am 11. April 2022

BBC-Tweet mit Foto von Macron (archiviert)

Tweet von BBC-Journalist Shayan Sardarizadeh (archiviert)

Retweet von BBC-Pressestelle von Tweet (archiviert)

Google-Suche nach Zitat-Ausschnitt (archiviert, archiviert, archiviert, archiviert)

Facebook-Posting (archiviert)

Kontakt zum Faktencheck-Team der dpa: factcheck-oesterreich@dpa.com