Auch unter Trump gab es Luftangriffe - er setzte stärker als Obama auf bewaffnete Drohnen

28.03.2022, 12:25 (CEST)

Seit über einem Jahr ist Donald Trump nicht mehr US-Präsident. Einige Menschen beschäftigen sich jedoch weiterhin mit politischen Entscheidungen seiner Amtszeit. Dabei werden wiederkehrend ungenaue oder gar falsche Informationen verbreitet. In einem Sharepic auf Facebook (hier archiviert) wird etwa die Außen- und Verteidigungspolitik Trumps mit jener seines Amtsvorgängers, Barack Obama, verglichen. «Alle 20 Minuten 8 Jahre lang» habe Obama Bomben abgeworfen, wohingegen Trump «niemals» Bomben geworfen habe - dennoch gelte er als «Kriegstreiber» und Obama als «Friedens Nobelpreisträger» (sic!). 

Bewertung

Die USA haben auch unter Donald Trump bewaffnete Konflikte geführt und sogar stärker als unter Obama bewaffnete Drohnen eingesetzt. Die Angabe über die Bombenabwürfe während Obamas Amtszeit ist ungenau.

Fakten

Donald Trump übernahm mit seinem Amtsantritt im Jahr 2017 Verstrickungen in mehrere bewaffnete Konflikte, die die USA unter seinen Vorgängern begonnen und geführt hatten. Das prominenteste Beispiel ist der Krieg in Afghanistan, wo US-Soldaten von 2001 bis 2021 kämpften. Dabei setzten die USA und die von ihr angeführten Nato-Missionen auch auf Luftangriffe. In der Amtszeit von Donald Trump gab es dabei mehrfach Berichte über zivile Opfer, etwa im November 2018 und im März 2019.

In Trumps Amtszeit kam es zudem zur Eskalation des Konflikts mit dem Iran. Zum Jahreswechsel 2019/2020 befahl Trump nach Angriffen auf die US-Botschaft im Irak die Tötung des iranischen Kommandeurs Ghassem Soleimani per Drohnenangriff in Bagdad. In diesem Zusammenhang wurden auch Tausende zusätzliche US-Soldaten in die Region geschickt.

Trump setzte mit seinem Amtsantritt die Strategie der Drohnenangriffe seines direkten Vorgängers Barack Obama fort. Erhebungen von Investigativjournalisten zufolge wurden solche Programme unter Trump stark ausgebaut - in Afghanistan, Pakistan, dem Jemen und im Kampf gegen die Terrormiliz Al-Shabaab in Somalia. Gleich zu Beginn von Trumps Amtszeit kam es immer wieder zu solchen Angriffen. Kampfdrohnen können bei Luftschlägen sowohl Raketen abfeuern als auch Bomben abwerfen.

Auch das Budget für Drohnenprogramme ist Wissenschaftlern zufolge unter Trump weiter gewachsen. Mit einem Dekret nahm er 2019 eine Entscheidung von Obama zurück, wonach die Zahl der zivilen Opfer von Drohnangriffen regelmäßig veröffentlicht werden musste. An der US-Drohnenstrategie gab es bereits unter Obama viel Kritik, auch weil viele der Einsätze im «Krieg gegen den Terror» verdeckt durchgeführt werden und rechtlich umstritten sind.

Über Obama heißt es im Facebook-Posting, er habe während seiner achtjährigen Amtszeit angeblich alle 20 Minuten Bomben abwerfen lassen. Eine Quelle für diese Zahl wird jedoch nicht genannt.

Es handelt sich womöglich um eine Fehlinterpretation einer Zahl, die sich nur auf das Jahr 2016 bezieht: Einer Auswertung des Thinktanks «Council on Foreign Relations» zufolge setzten die USA in diesem Zeitraum 26 171 Bomben oder vergleichbare Waffen ein. Die Zahl entspricht zwar tatsächlich etwa einer Bombe alle 20 Minuten, bezieht sich aber nicht auf Obamas gesamte achtjährige Amtszeit.

(Stand: 28.3.2022)

Links 

AP-Bericht über US-Luftangriff in Afghanistan (28.11.2018) (archiviert)

Reuters-Bericht über weiteren US-Luftangriff (25.3.2019) (archiviert)

«Slate» über Tötung von Ghassem Soleimani (5.1.2020) (archiviert)

«Military.com» über Entsendung von US-Truppen in den Nahen Osten (10.1.2020) (archiviert)

«Bureau of Investigative Journalism» mit Zahlen zu Drohnenangriffen (archiviert)

CNN über Trumps Strategie in Somalia (30.3.2017) (archiviert)

«Council on Foreign Relations» über Trumps Strategie (2.3.2017) (archiviert)

Bard College über Drohnen-Budgets der USA (archiviert)

BBC-Bericht über Trump-Dekret (7.3.2019) (archiviert)

«Netzpolitik.org» über Whistleblower-Enthüllungen über Drohnenprogramm (15.10.2015) (archiviert)

Auswertung des «Council on Foreign Relations» (5.1.2017) (archiviert)

Facebook-Posting (archiviert)

Kontakt zum Faktencheck-Team der dpa: factcheck-oesterreich@dpa.com