Kolonne in Wien war ein französischer Militärkonvoi

Falschinformationen über den Krieg in der Ukraine verbreiten sich auch in Österreich stark. Angeblich sei russisches Militär in Wien und es gebe Verhaftungen, so ein Facebook-Posting (hier archiviert). Dazu wird eine Sprachnachricht von Telegram geteilt, in der von zu erwartenden Sprengungen und einem Arbeitsverbot die Rede ist. Im folgenden Telegram-Posting wird auf einen Artikel des Online-Portals «Heute» über einen Militärkonvoi verwiesen (hier archiviert).

Bewertung

Bei den Fahrzeugen handelt es sich um einen französischen Militärkonvoi, der Anfang März 2022 Wien durchquerte. Die angeblichen Verhaftungen, bevorstehenden Sprengungen und das Arbeitsverbot sind frei erfunden.

Fakten

Im «Heute»-Artikel sind neben einigen Fotos auch zwei Videos zu sehen, die eine Militärkolonne in Wien zeigen. Das erste Video wurde bei der U-Bahn-Station Ober St. Veit im 13. Bezirk (Hietzing) aufgenommen, das andere beim Schloss Schönbrunn im 14. Bezirk (Penzing).

Laut «Heute» stammen die Videos vom 6. und 7. März 2022. Eine Rückwärtssuche ergibt keine früheren Ergebnisse mit denselben Fotos beziehungsweise Videos. Es ist also davon auszugehen, dass es Originalaufnahmen sind.

Bei der Kolonne handelte es sich demnach um Fahrzeuge des französischen Militärs, die auf dem Weg nach Ungarn waren. Michael Bauer, Oberst beim österreichischen Bundesheer, bestätigte das auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Deutlich zu erkennen ist zudem ein Auto mit der Aufschrift «CIRCULATION». Beim Foto-Anbieter Alamy finden sich mehrere Aufnahmen von französischen Militärfahrzeugen des gleichen Typs (Peugeot P4) mit der gleichen Beschriftung.

Hätte ein russischer Militärkonvoi tatsächlich Österreich erreicht und zuvor mehrere Staaten durchquert, hätte das öffentliche Reaktionen ausgelöst und es hätte Medienberichte darüber gegeben. Das war aber nicht der Fall. Auf angebliche Verhaftungen, Sprengungen oder ein Arbeitsverbot im 19. Bezirk gibt es keine Hinweise - diese Angaben sind frei erfunden.

(Stand: 16.3.2022)