Französischer Militärkonvoi fuhr durch Wien – Berichte über Verhaftungen erfunden

Aus der Ukraine erreichen uns täglich Videoaufnahmen von Militärfahrzeugen - nun soll angeblich auch in Wien ein russischer Konvoi gesichtet worden sein. Bei Facebook kursierte ein Video, das angeblich Fahrzeuge des russischen Militärs im 19. Wiener Bezirk zeigen soll (archiviert). «Der 19. Bezirk wird aufgeräumt - Verhaftungen laufen», heißt es. Verlinkt wird zu einem «Heute»-Artikel.

Bewertung

Bei den Fahrzeugen handelt es sich um einen französischen Militärkonvoi. Berichte über Verhaftungen durch russische Soldaten in Österreich sind erfunden.

Fakten

Im Video ist die Altmannsdorfer Straße im 12. Wiener Bezirk (Meidling) zu sehen. Gut erkennbar sind etwa das Gebäude mit der Aufschrift «BIG PONT SOZIALBAU AG» sowie das Straßenschild zum Möbelgeschäft Ludwig. 

Im verlinkten «Heute»-Artikel sind weitere Videos von derselben Militärkolonne enthalten. Eines wurde beim Schloss Schönbrunn im 14. Bezirk (Penzing) aufgenommen und eines bei der U-Bahn-Station Ober St. Veit im 13. Bezirk (Hietzing). Vergleicht man das Video vom 12. Bezirk mit jenem vom 13. Bezirk, so zeigt sich, dass es sich um dieselben Fahrzeuge handelt und sie in derselben Abfolge fahren. 

Wie sich dem «Heute»-Artikel entnehmen lässt, wurden die Videos am 6. und 7. März 2022 aufgenommen. Die Rückwärtssuche ergibt keine früheren Ergebnisse mit denselben Fotos beziehungsweise Videos. Es ist somit davon auszugehen, dass es sich hierbei um aktuelle Originalaufnahmen handelt.

Nach Angaben von «Heute» handelte es sich bei der Kolonne um Fahrzeuge des französischen Militärs, die auf dem Weg nach Ungarn waren. Michael Bauer, Oberst beim österreichischen Bundesheer, bestätigte die Information auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Ein Foto zeigt auf einem Auto deutlich die Aufschrift «CIRCULATION». Bei dem britischen Foto-Anbieter Alamy finden sich mehrere Aufnahmen von französischen Militärfahrzeugen des gleichen Typs (Peugeot P4) mit der gleichen Beschriftung.

Hätte ein russischer Militärkonvoi zudem tatsächlich Österreich erreicht - und zuvor mehrere Staaten durchquert, hätte das sicher öffentliche Reaktionen und Medienberichte ausgelöst. Das war nicht der Fall.

Keinerlei Hinweise gibt es auf Verhaftungen oder eine Räumung des 19. Bezirks (Döbling).

(Stand: 16.3.2022)