Impfpflicht in England wird wegen Immunität und Omikron-Variante überdacht – Impfung ist wirksam

Die Wirksamkeit der Corona-Impfung sowie die Impfpflicht wird in Sozialen Medien regelmäßig Gegenstand irreführender Behauptungen. Aktuell heißt es etwa in einem Facebook-Posting, dass in Großbritannien Menschen mit Booster-Impfung in der Gruppe der über 18-Jährigen häufiger infiziert seien als Ungeimpfte. Die «Impfpflicht für Pfleger wird daher zurückgenommen», heißt es weiter (archiviert).

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Die Impfpflicht für medizinisches Personal in England wird überdacht, da die Bevölkerung aufgrund einer höheren Immunität aktuell besser geschützt ist als noch vor ein paar Monaten - und weil die Omikron-Variante offenbar milder ist. Die im Posting angegebenen Zahlen zu Corona-Fällen bei Ungeimpften und Dreifach-Geimpften stimmen, sind aber kein Beleg für eine unzureichende Impf-Wirksamkeit.

Fakten

Die Impfpflicht für Gesundheitspersonal in England wurde noch nicht zurückgenommen. Am 31. Jänner 2021 gab der britische Gesundheitsminister Savid Javid bekannt, die Pläne überprüfen zu wollen. Der Grund dafür ist, dass die Bevölkerung als Ganzes aktuell besser geschützt vor Corona-bedingten Hospitalisierungen ist als noch vor ein paar Monaten, geht aus dem Statement hervor.

Das liegt zu einem großen Teil an der Impfquote. Das Gegenteil als was im Posting suggeriert wird, ist also der Fall: Nicht weil die Impfung nicht ausreichend wirkt, wird die Impfpflicht überdacht, sondern weil neben der Omikron-bedingten hohen Durchseuchung auch durch die Corona-Impfung eine gewisse Grundimmunisierung erreicht werden konnte. Mitunter der Einsatz der Impfung hat ein Überdenken der Impfpflicht also erst ermöglicht.

Außerdem sei die Omikron-Variante milder als befürchtet, heißt es in der Stellungnahme. Es wird auch die Personalknappheit im Gesundheitswesen erwähnt, die sich aufgrund einer Impfpflicht noch verschlimmern könnte.

Auf die Bedeutung der Corona-Impfung im Kampf gegen die Pandemie sowie die Auffrischungsimpfung wird mehrmals hingewiesen. «Nirgendwo ist die Impfung so wichtig wie in unserem Gesundheitswesen», heißt es etwa. Javid betont auch, dass es die «berufliche Pflicht» von Gesundheitspersonal sei, sich impfen zu lassen. Angestellte von Altersheimen müssen seit 11. November 2021 vollständig geimpft sein, steht auf der Webseite der britischen Regierung.

Die im Facebook-Posting genannten Zahlen zu Covid-19-Fällen unter Ungeimpften und Dreifach-Geimpften stimmen, wie sich dem wöchentlichen Covid-Impfbericht aus Großbritannien von Woche 4 entnehmen lässt (Seite 47). Sie sind aber kein Beleg für eine mangelnde Wirksamkeit der Impfung. Denn es gilt, dass je mehr Menschen geimpft sind und je mehr sich insgesamt mit Corona infizieren, desto mehr Impfdurchbrüche zu beobachten sind.

Darauf wird auch in dem britischen Bericht hingewiesen: «Bei einer sehr hohen Durchimpfungsrate in der Bevölkerung ist selbst bei einem hochwirksamen Impfstoff damit zu rechnen, dass ein großer Teil der (Corona-)Fälle, Krankenhausaufenthalte und Todesfälle bei geimpften Personen auftritt, einfach weil ein größerer Teil der Bevölkerung geimpft ist als ungeimpft und kein Impfstoff zu 100 Prozent wirksam ist.» (Seite 43)

Ebenfalls gilt jedoch: Je mehr Menschen geimpft sind, desto weniger kommen insgesamt ins Spital. Dazu gibt es bereits einen ausführlichen dpa-Faktencheck, in dem auch andere Faktoren in dem Zusammenhang erörtert werden. Für eine ausgewogene Betrachtung des Berichts sind mehr Daten als nur die Anzahl der Covid-Fälle miteinzubeziehen. Sieht man sich etwa die Fallzahlen bei jenen an, die aufgrund von Covid-19 hospitalisiert werden mussten oder starben, so zeigt sich, dass in allen Kategorien und allen Altersgruppen die Ungeimpften den größeren Anteil ausmachen.

Im Bericht wird zudem darauf hingewiesen, dass Vergleiche zwischen Geimpften und Ungeimpften nicht angestellt werden sollten, um die Wirksamkeit der Impfung zu beurteilen. Die Wirksamkeit werde auf Basis verschiedener Quellen formal bewertet. In einer Presseaussendung des britischen Gesundheitsministeriums vom 31. Jänner steht etwa, dass die Booster-Impfung zu etwa 90 Prozent wirksam sei bei der Verhinderung von Krankenhausaufenthalten durch Omikron.

(Stand: 11.2.2022)