Israel: Aussage eines Arztes über Geimpfte ist nicht zu verallgemeinern

25.02.2022, 19:58 (CET)

Um gegen Impfungen zu mobilisieren, graben Kritiker immer wieder einzelne Zahlen aus, die gegen die Wirksamkeit der Impfstoffe zu sprechen scheinen. Aktuell wird etwa in einem Artikel auf eine Aussage verwiesen, die von einem israelischen Krankenhausdirektor stammen soll. Laut Überschrift habe dieser angeblich behauptet, 80 Prozent der Patienten mit schwerem Covid-Verlauf in Israel seien geimpft (archiviert).

Bewertung

Die Aussage des israelischen Arztes bezieht sich ausschließlich auf das Krankenhaus, in dem er arbeitet. Der Anteil der geimpften Menschen an allen Hospitalisierungen mit schwerem Verlauf ist in Israel deutlich niedriger.

Fakten

Die Quelle der Behauptung soll ein Mann namens Yaakov Jerris sein, der laut Überschrift des Artikels angeblich «Ichilov-Krankenhausdirektor» ist. Im Artikel selbst heißt es, er sei der Direktor einer Corona-Station dort. Beim Ichilov-Krankenhaus handelt es sich um das Tel Aviv Sourasky Medical Center. Dort findet sich ein Arzt namens Jacob Giris. Er leitet eine Abteilung für Innere Medizin.

Giris hat tatsächlich im israelischen Fernsehen gesagt, dass 80 Prozent der Patienten im Krankenhaus mit einem schweren Corona-Verlauf geimpft seien. Dabei bezieht er sich aber nur auf das Sourasky Medical Center. Das bestätigte er auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Diese Zahlen lassen sich nicht auf das ganze Land umlegen. Aktuell (Stand: 24. Februar 2022) haben laut offiziellen Zahlen aus Israel 623 Personen einen schweren Covid-Verlauf. Davon waren 299 Menschen geimpft, 262 ungeimpft sowie 62 Geimpfte mit ausgelaufenem Immunschutz. Addiert man die letzten beiden Gruppen, machen diejenigen ohne akuellen Impfschutz die Mehrheit aus.

Auch Anfang Februar, zur Zeit der Behauptung, sahen die Anteile der Immunisierten bei insgesamt höheren Hospitalisierungszahlen ähnlich aus. Die behaupteten 80 Prozent sind mit Blick auf die damaligen Zahlen für das ganze Land nicht belegbar.

In Israel waren am 24. Februar 2022 etwa 67 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft. In den Altersgruppen über 40 Jahren sind mehr als 80 Prozent geimpft. Mit der Impfrate steigt auch der Anteil Geimpfter an Hospitalisierungen.

Grundsätzlich gilt: Je mehr Menschen geimpft sind und je mehr sich insgesamt mit Corona infizieren, desto mehr Impfdurchbrüche sind zu beobachten. Das ist eine logische Folge. Denn es handelt sich bei den Covid-Vakzinen um Impfstoffe, die Infektionen nicht zu 100 Prozent verhindern.

(Stand: 24.2.2022)

Links

Homepage des Tel Aviv Sourasky Medical Center  (archiviert

Informationen zum Arzt (archiviert)

Daten zu Covid-Erkrankungen und Impfungen in Israel (archiviert)

Impfquote in Israel (archiviert)

Artikel mit Behauptung (archiviert)

Kontakt zum Faktencheck-Team der dpa: factcheck-oesterreich@dpa.com