Keine Belege für Behauptung zu luxemburgischem Altersheim

09.02.2022, 16:47 (CET)

Angebliche Impfschäden oder Todesfälle, die in zeitlichem Zusammenhang zur Corona-Impfung stehen, sind nach wie vor häufig Thema in Sozialen Medien. In einem Facebook-Posting wurde etwa zuletzt behauptet, dass in einem Altersheim im luxemburgischen Niederkorn 25 Menschen «unmittelbar» nach der Booster-Impfung verstorben seien (archiviert). Stimmt das?

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Dafür gibt es keine Belege. Das betreffende Altersheim dementiert die Behauptungen. Die zuständige Ministerin spricht von «Fake News».

Fakten

Die Behauptung geht vermutlich auf eine Aussage des Arztes Benoît Ochs zurück. Dieser ist einer der bekanntesten Vertreter der Corona-Impfgegner in Luxemburg. Wie die Tageszeitung «Luxemburger Wort» Ende Jänner berichtete, behauptete er während eines gerichtlichen Verfahrens am 26. Jänner 2022, dass in einem Altersheim in Niederkorn 26 Menschen nach einer Booster-Impfung verstorben seien. Belege dafür nannte er nicht. Ochs wurde in erster Instanz zu einem einjährigen Berufsverbot verurteilt, wogegen er Berufung einlegte.

Das Unternehmen Servior, das in Luxemburg 15 Wohneinrichtungen einschließlich des Altersheims in Niederkorn betreibt, dementierte am 27. Jänner 2021 die Behauptung von Ochs. Es handle sich um «verleumderische Äußerungen»: «Es handelt sich wohlgemerkt um eindeutige Lügen, die in den sozialen Medien weiterverbreitet wurden und von Servior nachdrücklich und in ihrer Gesamtheit dementiert werden», heißt es in einer Erklärung des Unternehmens, die auch der Deutschen Presse-Agentur (dpa) vorliegt.

Die für Altersheime zuständige luxemburgische Familienministerin Corinne Cahen teilte die Presseaussendung auf Twitter und schrieb dazu: «Fake News darf man nicht einfach stehen lassen. Hier ist eine Presseaussendung von @ServiorL über Falschbehauptungen, die gestern gemacht wurden.» Sie versicherte den Bewohnern und dem Personal des Heimes ihre Solidarität.

Eine Sprecherin des Unternehmens bestätigte zudem der dpa Äußerungen, die sie zuvor schon gegenüber der luxemburgischen Zeitung «L’Essentiel» gemacht hatte: «Das sind Lügen, eine Erfindung. Es gibt keinen einzigen Todesfall, der mit der Impfung in Zusammenhang steht. Im Gegenteil, die gesundheitliche Situation verbessert sich seit der Einführung der dritten Dosis», sagte sie.

Das Altersheim in Niederkorn war stark von Covid-19 betroffen. Laut einem weiteren Medienbericht von «L’Essentiel» von März 2021 infizierten sich 84 Heimbewohner und 40 Angestellte. 22 Personen waren gestorben. Die meisten Bewohner waren demnach am 18. Februar 2021 erstmals geimpft worden, Booster-Impfungen gab es zu dem Zeitpunkt noch keine.

(Stnad: 7.2.2022)

Links

Artikel von «Luxemburger Wort» (archiviert)

Artikel von «Luxemburger Wort» (archiviert)

Tweet von Corinne Cahen (archiviert)

Artikel von «L’Essentiel» (archiviert)

Artikel von «L’Essentiel» (archiviert)

Facebook-Posting (archiviert)

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