RKI-Tabelle kein Beleg für mangelnde Wirkung der Corona-Impfung

04.02.2022, 11:08 (CET), letztes Update: 04.02.2022, 12:55 (CET)

Die Wirksamkeit der Corona-Impfung ist nach wie vor ein großes Thema in Sozialen Medien. In einem Facebook-Posting hinterfragt etwa ein User mit Blick auf den hohen Anteil Geimpfter an Corona-Fällen und Hospitalisierungen, ob Impfungen vor einem Krankenhausaufenthalt überhaupt schützen (archiviert). Der User bezieht sich dabei auf einen Wochenbericht des deutschen Robert Koch-Instituts (RKI) zu Infektionen mit der Omikron-Variante.

Bewertung

Die Zahlen in der RKI-Tabelle sind kein Beleg für eine unzureichende Wirksamkeit der Corona-Impfung. Denn je weniger Menschen insgesamt ungeimpft sind, desto kleiner ist auch deren Anteil an den Erkrankten. Die Impfstoffe sind auch bei der Omikron-Variante wirksam, besonders nach einer Auffrischungsimpfung.

Fakten

Die im Facebook-Posting gezeigte Tabelle stammt aus dem Wochenbericht des Robert Koch-Instituts vom 27. Jänner 2022. Auf Seite 27 findet sich einerseits in einer Tabelle der Impfstatus der symptomatischen Covid-19-Fälle nach Altersgruppe und Krankheitsschwere und in einer weiteren Tabelle der Impfstatus der Covid-19-Fälle mit Omikron. Die zweite Tabelle ist im Posting abgebildet.

Rein zahlenmäßig sind die Geimpften, also jene mit Grundimmunisierung und jene mit Auffrischungsimpfung, tatsächlich stark vertreten. Bei den Erwachsenen sind sie in fast allen Kategorien in der Mehrheit bzw. gleichauf mit den Ungeimpften. Das ist aber kein Beleg für die Wirkungslosigkeit der Corona-Impfung.

Denn je mehr Menschen geimpft sind und je mehr sich insgesamt mit Corona infizieren, desto mehr Impfdurchbrüche sind natürlich auch zu beobachten. Das liegt daran, dass die Impfung nicht zu 100 Prozent vor einer Erkrankung schützt. Darauf weist das RKI auch in dem Wochenbericht hin und schreibt auf seiner Webseite: «(...) auch ein steigender Anteil Geimpfter an hospitalisierten Fällen bedeutet nicht, dass die Impfung nicht wirksam ist. Vielmehr ist es so, dass bei einer hohen Impfquote die Gesamtzahl hospitalisierter Fälle geringer ist als bei einer niedrigen Impfquote.» Je mehr Menschen geimpft sind, desto weniger kommen also insgesamt ins Spital.

Laut RKI-Wochenbericht hatten bis zum 25. Jänner 2022 etwa 51 Prozent der Bevölkerung Deutschlands eine Auffrischimpfung erhalten. Ihr Anteil unter den Erkrankten, Hospitalisierten und Verstorbenen war jedoch kleiner als der der Ungeimpften, zu diesem Zeitpunkt noch etwa 26 Prozent der Bevölkerung. Folglich ist das Risiko einer schweren Covid-Erkrankung für Ungeimpfte deutlich höher.

Bei der Betrachtung dieser Zahlen gilt es mit einzubeziehen, dass Fälle mit unbekanntem Impfstatus und Fälle, für die nur eine unvollständige Impfserie angegeben war, ausgeschlossen werden. Dies kann für Verzerrungen sorgen. Bei 86 Prozent der symptomatischen Covid-19-Fälle sei der Impfstatus bekannt gewesen, heißt es etwa in dem Bericht.

«Der RKI-Wochenbericht rechnet leider die Patientinnen und Patienten mit unbekanntem Impfstatus komplett heraus», schreibt etwa die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) auf ihrer Facebook-Seite. Ist der Impfstatus eines Patienten zunächst unbekannt, so stellt sich im Laufe des Krankenhausaufenthalts häufig heraus, dass dieser ungeimpft ist. «Insofern ist davon auszugehen, dass der Anteil der Ungeimpften deutlich höher ist, als im RKI-Bericht ausgewiesen», so die DKG.

Erste Daten deuten darauf hin, dass die Schutzwirkung der Corona-Impfung bei der Omikron-Variante reduziert ist, weswegen eine dritte Impfung empfohlen wird. Nach der Auffrischungsimpfung dürfte der «Schutz vor schweren Verläufen und Verhinderung von Spitalsaufenthalten» aber trotzdem auch bei Omikron gegeben sein, wie u. a. das Öffentliche Gesundheitsportal Österreich schreibt.

Auch im RKI-Wochenbericht heißt es, dass die geschätzte Impfeffektivität mit Blick auf eine mögliche Hospitalisierung bei der Auffrischungsimpfung in allen drei Altersgruppen bei 90 Prozent oder höher liegt. Bei Menschen mit Grundimmunisierung ist diese niedriger.

Die Ständige Impfkommission (Stiko) in Deutschland empfiehlt aktuell die Auffrischungsimpfung für Kinder ab 12 Jahren. Auch in Österreich hat das Nationale Impfgremium diese Empfehlung ausgesprochen, wie die APA berichtete.

Unter anderem das RKI betont regelmäßig die Wirksamkeit der Corona-Impfung. «Eine Impfung ist der beste Schutz vor schweren Erkrankungen. Je mehr Personen geimpft sind, desto weniger Patientinnen und Patienten müssen insgesamt mit einer COVID-19- Infektion im Krankenhaus behandelt werden», schreibt es in einem Infoblatt, das über den hohen Anteil geimpfter Covid-Patienten aufklärt.

(Stand: 3.2.2022)

Links

Wochenbericht des Robert-Koch Instituts (RKI) (archiviert)

Öffentliches Gesundheitsportal Österreich über Impf-Wirksamkeit (archiviert)

RKI über Impf-Wirksamkeit (archiviert)

Studie in «Nature Microbiology» zu Immunschutz Älterer gegen Covid-19 (archiviert)

Medienbericht zu Omikron-Variante (archiviert)

Stiko-Empfehlung zu Auffrischungsimpfung (archiviert)

APA-Artikel zu NIG-Empfehlung (archiviert)

Stellungnahme der Deutschen Krankenhausgesellschaft (archiviert)

RKI-Flyer (archiviert)

Facebook-Posting (archiviert)

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