Video zeigt umstrittenen Arzt, keine Sitzung des EU-Parlaments

Das Europäische Parlament soll vermeintlich bekannt gegeben haben, dass bisher mehr Kinder an der Corona-Impfung gestorben seien als an einer Covid-Erkrankung. Dies wird zumindest auf Facebook (archiviert) mit Bezug auf ein virales Video (archiviert) behauptet.

Bewertung

Falsch. Der Clip zeigt keine Sitzung des Europäischen Parlaments, sondern die Rede eines umstrittenen Arztes bei einer Anhörung vor luxemburgischen Abgeordneten über die Corona-Impfung. Dieser ist bereits in der Vergangenheit wegen Falschaussagen aufgefallen.

Fakten

Das Video zeigt eine Anhörung in der Luxemburgischen Abgeordnetenkammer von Mitte Januar 2022. In dieser wurde unter anderem eine Petition gegen die Covid-Impfpflicht behandelt, die in Luxemburg mehr als 11 000 Unterschriften sammeln konnte.

Es handelt sich um keine Sitzung des Europäischen Parlaments. Dieses tagt im französischen Straßburg und in der belgischen Hauptstadt Brüssel. Lediglich die Parlamentsverwaltung sitzt in Luxemburg. Weder trifft das dortige Generalsekretariat politische Entscheidungen des EU-Parlaments noch führt es in dessen Namen politische Diskussionen.

Zu dem Termin bei den luxemburgischen Abgeordneten waren unter anderem Nobelpreisträger Luc Montagnier und der französische Arzt Christian Perronne eingeladen, wie die Aufnahmen des luxemburgischen Parlamentsfernsehens zeigen. Perronne war aufgrund umstrittener Aussagen zur Corona-Pandemie im Dezember vom Raymond-Poincaré-Krankenhaus in Garches als Leiter der Abteilung für Infektions- und Tropenkrankheiten entlassen worden.

Perronne spricht in dem viralen Video etwa über zahlreiche vermeintliche Todesfälle durch die Covid-Impfung oder angebliche Verstöße gegen den Nürnberger Kodex. Bereits mehrere dpa-Faktenchecks haben das entkräftet und die Misinterpretation von Datenbanken zur Dokumentation möglicher Impf-Nebenwirkungen sowie dem Nürnberger Kodex thematisiert.

(Stand: 1.2.2022)