In den USA und Japan dürfen Covid-Geimpfte Blut spenden, Einschränkungen gibt es nur in Japan für den Impfstoff von AstraZeneca

06.01.2022, 15:24 (CET), letztes Update: 06.01.2022, 15:34 (CET)

In Sozialen Medien wird die Behauptung (hier archiviert) verbreitet, dass man in manchen Ländern als Covid-Geimpfter kein Blut spenden darf. Die Impfung soll demnach natürliche Antikörper zerstören. Hierbei werden auf der einen Seite vor allem Japan, auf der anderen Seite auch die USA als angebliche Beispiele angeführt. «IHR UNGEIMPFTEN HABT GOLD IN DEN ADERN!», wird etwa geschrieben (hier archiviert). Auch wird behauptet, dass das Blut Geimpfter andere infizieren könne.

BEWERTUNG 

Es handelt sich größtenteils um Falschbehauptungen. Das japanische Rote Kreuz empfiehlt allen mit RNA-Impfstoffen geimpften Personen, auch weiterhin Blut spenden zu gehen. Lediglich weitere Impfstoffe wie etwa der Vektorimpfstoff von AstraZeneca werden demnach noch behördlich geprüft. In Österreich gibt es diese Einschränkung nicht. Auch in den USA darf nach Covid-Impfungen Blut gespendet werden. 

FAKTEN

Das japanische Rote Kreuz informiert auf seiner Website darüber, dass bereits 48 Stunden nach der Impfung mit den derzeit im Land zugelassenen RNA-Impfstoffen Pfizer und Moderna es wieder möglich ist, Blut spenden zu gehen. 

Impfstoffe abseits der RNA-Impfstoffe befänden sich derzeit noch in behördlicher Prüfung, erklärte das Österreichische Rote Kreuz (ÖRK) auf Anfrage der dpa. Die Organisation hatte zuvor eine schriftliche Stellungnahme von den Kollegen aus Japan eingeholt.

«Diejenigen, die mit RNA-Impfstoffen (darunter mRNA-Impfstoffe) geimpft wurden, können ihr Blut nach einer Zeitspanne von 48 Stunden ab der Impfung spenden. Andere Impfstoffe befinden sich hingegen erst unter Begutachtung», heißt es in dem Statement (Original: «Those who have been vaccinated with RNA vaccine (including mRNA vaccine) can donate their blood after 48 hours of lapse after vaccination. However, other vaccines are still under consideration by the Pharmaceutical Affairs and Food Sanitation Council(PAFSC) and others.»)

Der «Pharmaceutical Affairs and Food Sanitation Council» (Rat für pharmazeutische Angelegenheiten und Lebensmittelhygiene - PAFSC) ist dem japanischen Gesundheitsministerium unterstellt. Bis die Überprüfung des Impfstoffs von AstraZeneca getroffen ist, wird nur diese Gruppe der Geimpften von der Blutspende rückgestellt. 

In Österreich gibt es diese Einschränkung laut ÖRK nicht: “Derzeit gilt für alle in Österreich zugelassenen Impfstoffe gegen SARS-CoV-2 eine 48 stündige Rückstellfrist – es sei denn es ist zu prolongierten, fieberhaften Impfreaktionen gekommen.“ 

In einer entsprechenden Liste zur Karenzpflicht nach Impfungen des ÖRK ist der Impfstoff von J&J noch nicht aufgeführt, soll aber «ehestmöglich» nachgetragen werden. Auch bei anderen in der Liste vorkommenden Impfungen würden «nur Beispiele angeführt». 

Generell ist das Blutspenden nach einer Corona-Impfung - und zwar egal, ob Erst-, Zweit- oder Booster-Impfung - laut Margit Draxl, Abteilungsleiterin Öffentlichkeitsarbeit beim ÖRK, völlig risikolos möglich, da sich das Virus ausschließlich über Tröpfcheninfektion verbreitet und nicht über das Blut übertragen werden kann. Die Wartezeit von 48 Stunden ist demnach als Empfehlung wegen möglicher Impfreaktionen zu sehen, mit einem erhöhten Übertragungsrisiko habe sie nichts zu tun. Das Thema wurde bereits in einem früheren Faktencheck aufgegriffen.

Die Behauptung, dass in den USA Geimpfte kein Blut spenden dürfen und der Impfstoff die natürlichen Antikörper zerstört, ist eine Falschmeldung, die Anfang des vergangenen Jahres online kursierte. Es gibt dazu bereitsmehrere Faktenchecks.

Hier ging es in Wirklichkeit nicht um Blutspenden, sondern um sogenanntes Rekonvaleszentenplasma, also Blutplasma von Covid-19-Genesenen. Dabei wird aktuellen Erkrankten Serum von Genesenen verabreicht, da diese bereits Antikörper aufbauen konnten.

Diese Spendemöglichkeit wurde laut dem amerikanischen Roten Kreuz im Juni komplett abgestellt, da der Bedarf in Spitälern abgenommen habe und eine ausreichende Versorgung sichergestellt worden sei. Die viralen Behauptungen, dass die Impfung natürliche Antikörper zerstöre, seien nicht zutreffend. Ein Genesener baue prinzipiell andere Antikörper auf als ein Geimpfter ohne Virusinfektion. Genesenen Geimpften sei es aber grundsätzlich erlaubt, innerhalb von sechs Monaten nach der Infektion Plasma zu spenden.

Das amerikanische Rote Kreuz schreibt auf seiner Webseite, dass für inaktivierte und RNA-basierte Covid-Impfstoffe keine Rückstellzeit erforderlich ist. Lediglich bei Lebendimpfstoffen wäre eine Karenzdauer von zwei Wochen notwendig.

(Stand: 4.1.2021)

Links


Beitrag auf Facebook (archiviert)

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Gesundheitsministerium Japan (archiviert)

Rotes Kreuz Japan (archiviert)

Liste Karenzpflichten Österreich (archiviert)

dpa-Faktencheck zu Blutspenden nach Impfung

AFP-Faktencheck (archiviert)

Faktencheck Correctiv (archiviert)

Faktencheck Mimikama (archiviert)

PEI zu Rekonvaleszentenplasma (archiviert)

American Red Cross (archiviert)

American Red Cross zu Falschbehauptungen (archiviert)

Kontakt zum Faktencheck-Team der dpa: factcheck-oesterreich@dpa.com