Himmelbauer klebte nach einer Grippeimpfung die Chargennummer selbst in den Impfpass - gegen Covid-19 wurde sie bereits im Mai und Juli geimpft

20.11.2021, 16:34 (CET)

Manche Menschen haben das Ziel, die Impfung gegen Covid-19 um jeden Preis zu diskreditieren. Aktuell wird über die vermeintliche Impffälschung einer Politikerin geraunt: Zu sehen ist ein Video einer Nationalratssitzung, in dem die Abgeordnete Eva-Maria Himmelbauer (ÖVP) etwas in einen Impfpass klebt. «Wahnsinn! So würden sich viele wohl gerne impfen», heißt es in einem oft geteilten Begleittext (hier archiviert) zu einem unvollständigen Videoausschnitt. In einigen Posts wird nahegelegt, dass es sich um eine gefälschte Covid-Impfung handeln könnte (archiviert).

Bewertung

Eva-Maria Himmelbauer klebte nach eigenen Angaben die Chargennummer einer aktuell erhaltenen Grippeimpfung selbst in ihren Impfpass - nachdem sie ihren Impfpass vergessen und die Ärztin ihr den leeren Behälter des Grippe-Impfstoffs mit dem Aufkleber darauf mitgegeben hatte. Im vollständigen Videoausschnitt sind die eingetragenen Covid-Impfungen deutlich zu erkennen.

Fakten

In einer Aussendung erklärte Himmelbauer die Situation: Bei einer Grippeschutzimpfung im Parlament habe sie ihren gelben Impfpass nicht dabei gehabt. «Selbstverständlich hat die zuständige Ärztin diese Impfung im elektronischen Impfpass eingetragen», so die Nationalratsabgeordnete. Zusätzlich habe die Ärztin ihr den leeren Impfstoffbehälter mit der Chargennummer zum Einkleben gegeben. Das habe sie dann auch gemacht.

Der Pressedienst des Parlaments bestätigte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa), dass derzeit Grippeschutzimpfungen im Parlament stattfänden. Es legte die Einladung zur Anmeldung für die Impfungen vor, die sich im Intranet des Parlaments befindet. Am Mittwoch habe man sich von 9 bis 15 Uhr impfen lassen können, Frau Himmelbauer habe dieses Angebot wahrgenommen, so das Parlament. Fotos anderer Abgeordneter belegen die Impfungen ebenfalls.

Im Video erkennt man darüber hinaus deutlich zwei Einträge in der Sektion «Indikationsimpfungen/Reiseimpfungen», wo auch Covid-Impfungen eingetragen werden können. Anhand der schwarzen Winkel in der rechten oberen Ecke der Chargenaufkleber können diese im vollständigen Videoausschnitt deutlich als Aufkleber von Astrazeneca erkannt werden.

Ebenfalls ist im Video klar zu sehen, dass Himmelbauer den Sticker an der linken Seite des Impfpasses aufklebt. Die ersten Bildaufnahmen, in denen die Aufkleber der Astrazeneca-Impfungen auf der rechten Seite des Impfpasses zu sehen sind, fehlen in den meisten geteilten Videoausschnitten.

Für Verwirrung und Mutmaßungen sorgt das rote Astrazeneca-Informationskärtchen im Impfpass Himmelbauers, sieht es doch so aus, als hätte sie diese Information gerade erst in den Impfpass gelegt. Das ist nicht nur wegen der im Impfpass zu erkennenden Impfdaten 10. Mai und 26. Juli 2021 unwahrscheinlich, sondern auch, weil diese weinroten Informationskärtchen nicht mehr aktuell sind. Der Impfstoff von Astrazeneca heißt mittlerweile Vaxzevria, die neuen Informationskärtchen sind blau.

Himmelbauer bestätigte der dpa telefonisch den geschilderten Verlauf der Situation. Sie vermutet, dass sie bei der ersten Impfung im Mai noch eines der roten Kärtchen für den alten Astrazeneca-Impfstoff bekommen hat. Den Erhalt der Covid-Impfung im Mai und Juli bestätigte sie.

(Stand: 18.11.2021)

Links

Beitrag auf Facebook (archiviert)

Beitrag auf Facebook (archiviert)

Aussendung von Himmelbauer (archiviert)

Facebook-Posting zu Impfung von Claudia Plakolm (ÖVP) (archiviert)

«Kleine Zeitung»: Artikel mit Bild von Impfass (archiviert)

Bild von Impfass bei «Imago» (archiviert)

«Heute»-Artikel mit Bild von Impfass (archiviert)

Vollständiger Videoausschnitt (archiviert)

Alte rote Informationskärtchen zum Impfstoff des Herstellers Astrazeneca (archiviert)

Neue blaue Informationskärtchen des Herstellers Astrazeneca zu seinem umbenannten Impfstoff Vaxzevria (archiviert)

«Kurier»-Artikel zu Umbenennung des Impfstoffes von Astrazeneca (archiviert)

EMA-Informationen zu Vaxzevria (archiviert)

Kontakt zum Faktencheck-Team der dpa: factcheck-oesterreich@dpa.com