Tod von Klinikchef wird für Hetze gegen Corona-Impfungen instrumentalisiert

Eine pietätlose Unterstellung kursiert derzeit im Netz: Der Tod des Chemnitzer Klinikum-Geschäftsführers soll im Zusammenhang mit Corona-Impfungen stehen. Der Mann habe vor seinem Suizid einem angeblichen Abschiedsbrief zufolge Impfungen gegen seinen Willen absegnen sollen, heißt es in einem Sharepic, das auf Facebook geteilt wird (hier archiviert). In anderen Versionen (hier archiviert) wird der Screenshot eines Artikels mit der Überschrift «Chemnitzer Klinik-Chef geht wegen Impfungslüge in den Freitod» geteilt.

Bewertung

Es gibt keinerlei Hinweise, dass der Suizid im Zusammenhang mit Corona-Impfungen steht. Polizei und Stadt Chemnitz ist kein Abschiedsbrief bekannt.

Fakten

Bei Suiziden ermittelt immer auch die deutsche Polizei. Auf dpa-Anfrage erklärte ein Sprecher am 9. November 2021, dass im Fall der Ermittlungen kein Abschiedsbrief bekannt sei.

Der Chemnitzer Oberbürgermeister Sven Schulze (SPD) ist zugleich auch Vorsitzender des Aufsichtsrats des Klinikums. Ein Sprecher Schulzes bestätigte am 10. November auf dpa-Anfrage: «Nein, uns ist kein Abschiedsbrief bekannt.»

Die Falschnachricht vom angeblichen Abschiedsbrief wurde etwa über den Blog «Die freie Welt» verbreitet. Ein Zusammenhang mit Covid-Impfungen wurde auch auf Telegram behauptet.

Auch öffentliche Äußerungen des Klinikchefs vor seinem Tod deuten darauf hin, dass die viralen Behauptungen erfunden sind. Anlässlich der geplanten Eröffnung einer zentralen Impfstelle am Klinikum hatte er Ende August gesagt: «Impfen reduziert die Gefahr einer Infektion und einer schweren Erkrankung an Sars-CoV-2 ganz erheblich. Deshalb bieten wir diese niedrigschwellige Möglichkeit zur Impfung gern an.»

Hinweis

Haben Sie suizidale Gedanken oder haben Sie diese bei Angehörigen oder Bekannten festgestellt? Hilfsangebote für Personen mit Suizidgedanken und deren Angehörige bietet das Suizidpräventionsportal des Gesundheitsministeriums. Unter www.suizid-praevention.gv.at finden sich Kontaktdaten von Hilfseinrichtungen in Österreich.

(Stand: 11.11.2021)