Foto von verurteiltem Dreifachmörder aus Schweden wird immer wieder irreführend verwendet

10.11.2021, 16:22 (CET)

Ein virales Bild zeigt einen grinsenden Mann im Gerichtssaal, beide Mittelfinger in die Höhe gestreckt. Ein echtes Foto, das aber als Sharepic mit dem Text «Ein großes Problem dieses Landes an einem Bild erklärt» oft in einem falschen Kontext geteilt wird. So wird es etwa in einem Facebook-Beitrag (archiviert) mit der österreichischen Justiz und deren angeblicher Ohnmacht bei Prozessen gegen Asylwerber in Verbindung gebracht.

Bewertung

Das Foto zeigt einen inzwischen verurteilten Mörder aus Schweden und wurde bereits mehrfach in anderen Kontexten irreführend verwendet.

Fakten

Bei eine Foto-Rückwärtssuche des Bildes findet sich etwa ein Artikel der norwegischen Nachrichtenseite «Dagbladet». Demnach zeigt das Foto des grinsenden Mannes den 22-jährigen Fouad Saleh, der bereits im Jänner 2018 nach einem Dreifachmord in Schweden zu lebenslanger Haft verurteilt wurde.

Saleh wuchs Medienberichten zufolge in Stockholm auf und war dort Mitglied einer Bande. Es gibt keine Hinweise, dass er - insbesondere strafrechtlich - in irgendeinem Bezug zu Österreich steht.

Das Foto von Saleh mit den erhobenen Mittelfingern wurde bereits in anderen Kontexten geteilt, um Stimmung gegen Asylwerber zu machen. Vor allem nach einer Messerattacke in der deutschen Stadt Würzburg wurde das Bild geteilt und behauptet, dass es den Täter zeige.

Im Facebook-Beitrag vom 6. Juli wird auf die ORF-Nachrichtensendung «Zeit im Bild 2» angespielt, wo am Tag zuvor Gernot Maier, der Direktor des Bundesamts für Fremdenwesen und Asyl (BFA), zu Gast war. Maier verwies dort laut ORF auf Schwierigkeiten bei der Abschiebung mehrerer verurteilter Asylwerber.

Dies war damals nach der Tötung einer 13-Jährigen in Wien ein großes Thema. Einige der bereits wegen anderer Taten verurteilten Verdächtigen konnten aufgrund einer Beschwerde gegen negative Bescheide bezüglich ihrer Aufenthaltstitel lange Zeit nicht abgeschoben werden. Dass ein Urteil wie in dem Facebook-Posting «für null und nichtig erklärt» wird, weil es dem Beschuldigten nicht gefällt, lässt sich daraus aber nicht ableiten.

Stand: 9.11.2021) 

Links

Beitrag auf Facebook (archiviert)

Bericht auf norwegischer Nachrichtenseite «Dagbladet» (archiviert)

archivierte Bilderückwärtssuche des Fotos

Bericht auf schwedischer Nachrichtenseite «Aftonbladet» (archiviert)

Bericht auf schwedischer Nachrichtenseite «Expressen» (archiviert)

Faktencheck zur Biografie des Dreifachmörders in Schweden (archiviert)

ORF-Artikel zu «ZiB2»- Interview (archiviert)

Bericht auf vienna.at zu toter 13-Jähriger (archiviert)

dpa-Faktencheck zu Verwendung des Bildes nach Würzburg-Messerattacke

Kontakt zum Faktencheck-Team der dpa: factcheck-oesterreich@dpa.com