Vulkan-Emissionen auf La Palma sind viel geringer als deutsche CO2-Einsparziele

14.10.2021, 12:27 (CEST)

Nachdem im September 2021 auf der spanischen Kanareninsel La Palma ein Vulkan ausgebrochen ist, verbreiten sich in sozialen Medien mehrere Behauptungen, in denen der CO2-Ausstoß des Vulkans mit dem Deutschlands verglichen wird. In einem Facebook-Posting wird behauptet, dass der Vulkan in drei Tagen so viel CO2 ausgespuckt habe wie Deutschland in den kommenden 100 Jahren einsparen wolle (archiviert).

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Es ist noch unklar, wie viel CO2 der Vulkan auf La Palma genau freisetzt. Aber Deutschland will allein bis 2030 mehr CO2 einsparen, als alle Vulkane dieser Welt in einem Jahr freisetzen. Dasselbe gilt dem Klimaschutzgesetz zufolge auch für die folgenden zehn Jahre.

Fakten

Der Vulkan auf der Kanareninsel La Palma ist am 19. September ausgebrochen. Seitdem stößt er neben Lava auch Rauch und Gase aus, darunter Kohlendioxid (CO2), einen der Haupttreiber der Erderwärmung.

Für das Jahr 2019 gab es laut dem Umweltbundesamt in Deutschland Treibhausgas-Emissionen in Höhe von insgesamt knapp 810 Millionen Tonnen. Der Großteil davon besteht aus CO2. Einen kleinen Teil machen sogenannte CO2-Äquivalente aus, also andere Treibhausgase wie etwa Methan.

Im Jahr 2020 sank der deutsche Gesamtausstoß einer Schätzung zufolge auf 739 Millionen Tonnen. Das Ziel ist, dass Deutschland 2030 nur mehr 438 Millionen Tonnen CO2 und Äquivalente ausstößt. Im Vergleich zum Ausstoß im Jahr 1990 wäre das eine Reduktion um 65 Prozent, die so im deutschen Klimaschutzgesetz steht. 2030 würde Deutschland damit rund 300 Millionen Tonnen weniger ausstoßen als 2020. Da der Wert kontinuierlich sinken und jedes Jahr etwas mehr CO2 eingespart werden soll, würden die addierten Einsparungen aller Jahre bis 2030 noch einmal deutlich über diesem Wert liegen.

Es gibt noch keine Angaben, wie hoch der CO2-Ausstoß durch den Vulkan auf La Palma ist. Laut der US-Erdbebenwarte USGS aber stoßen alle Vulkane der Erde schätzungsweise 260 Millionen Tonnen CO2 im Jahr aus. Andere Studien kommen auf einen Wert von 360 Millionen Tonnen. Ein einzelner Vulkan muss also einen noch deutlich geringeren Ausstoß haben, erst recht in dem auf Facebook genannten Zeitraum von wenigen Tagen. Die Behauptung auf Facebook ist also falsch: Alleine schon im Vergleich mit den angestrebten deutschen Einsparungen für die kommenden zehn Jahre muss der Vulkan auf La Palma deutlich weniger CO2 ausgestoßen haben.

Unklar ist, um wie viel genau sich die CO2-Freisetzung in Deutschland in den nächsten 100 Jahren reduzieren wird. Den Zielen im Klimaschutzgesetz zufolge muss das Land aber ambitionierter sein als in den vergangenen Jahren. So soll der Ausstoß bis 2040 noch einmal stärker gesenkt werden, nämlich um 88 Prozent gegenüber dem Jahr 1990.

Es ist nicht das erste Mal, dass solche CO2-Vergleiche mit Vulkanen gezogen werden. So kursierten ähnliche Behauptungen etwa schon zu den Vulkanen Ätna und Merapi. Häufig scheint es, dass damit die Folgen der Klimakrise und mögliche Schritte relativieren werden oder sinnlos erscheinen sollen.

Der Verweis auf angeblich enorm klimaschädliche Vulkane ist generell irreführend. Alle Vulkane der Erde emittieren nur einen Bruchteil des durch menschliche Aktivität ausgestoßenen CO2. Durch Verbrennung von Kohle, Öl und Gas durch den Menschen sind nach Angaben des «Global Carbon Project» im Jahr 2020 34 Milliarden Tonnen CO2 ausgestoßen worden. Je nach Vergleichswert ist die von Vulkanen ausgestoßene Menge mehr als ein Hundertfaches kleiner.

(Stand: 13.10.2021)

Links

Facebook-Posting (archiviert)

dpa-Bericht über Vulkanausbruch auf La Palma (19.9.2021) (archiviert)

Über Kohlenstoffdioxid (archiviert)

Deutsches Umweltbundesamt über Treibhausgas-Emmissionen (archiviert)

Deutsches Klimaschutzgesetz (archiviert)

US-Erdbebenwarte USGS (archiviert)

Faktencheck der «Helmholtz Klima Initiative» (archiviert)

«Global Carbon Project» über CO2-Ausstoß 2020 (archiviert)

Grafik des «Global Carbon Project zu CO2-Ausstoß 2020 (archiviert)

Kontakt zum Faktencheck-Team der dpa: factcheck-oesterreich@dpa.com