Foto zeigt Tierpfleger bei der Arbeit und in keiner Notsituation

13.10.2021, 16:33 (CEST)

Auf Facebook wird gerade ein Bild geteilt, das Emotionen weckt. Zu sehen ist ein Orang-Utan, der sich zu einem halb in einem Gewässer stehenden Menschen hinabbeugt. Für einige User (hier archiviert) ist die Lage eindeutig: das Tier reiche einem Geologen, der in ein Schlammloch gefallen ist, eine helfende Hand. «Eine sehr berührende Szene. Eine tolle Lektion für die Menschen, die seinen Lebensraum und seine Art massiv bedrohen», wird das Foto oftmals kommentiert.

Bewertung

Auf dem Foto zu sehen sind ein Orang-Utan und ein Mitarbeiter einer Tierschutz-Organisation, die sich seit mehreren Jahrzehnten kennen. Der Mann war in kein Schlammloch gefallen, sondern verrichtete Routinearbeiten. Warum das Tier die Hand ausstreckte, kann nicht gesagt werden.

Fakten

Das Originalfoto wurde am 23. Jänner 2020 vom Fotografen Anil Prabhakar auf Instagram hochgeladen. Seitdem sammelte der Beitrag mit der Bildbeschreibung «Let me help you? : Once Humanity dying in Mankind, sometime animals are guiding us back to our basics» (Übersetzt etwa: «Lass mich dir helfen?: Wenn die Menschlichkeit in der Menschheit einmal stirbt, führen uns Tiere manchmal zurück zum Wesentlichen») beinahe 100 000 Likes.

Das Foto wurde nach Angaben der Tierschutz-Organisation «Borneo Orangutan Survival Foundation» (BOS) bei einem Besuch des Fotografen eines BOS-Rettungszentrum in Kalimantan auf der Insel Borneo aufgenommen. Bei dem Orang-Utan handele sich um das Weibchen Anih, das auf einer sogenannten Schutzinsel lebt. In die freie Wildbahn könne das Tier nicht entlassen werden.

Nun handelt es sich bei dem Mann im Bild allerdings nicht um einen verunglückten Forscher, sondern um einen BOS-Mitarbeiter. Anih und der Mann kennen einander bereits seit fast 30 Jahren, erklärt Dr. Jamartin Sihite, CEO der Organisation, in dem Statement. Die Mitarbeiter würden die Flüsse um die Schutzinseln regelmäßig von Schlamm und Gras befreien, damit diese von den Orang-Utans nicht passiert werden können.

Die beiden hätten einen vertrauten Umgang miteinander und Anih wisse, dass von dem Mitarbeiter keine Gefahr ausgehe. Sihite hält es deswegen für möglich, dass das Weibchen einfach nur die Hand ausgestreckt hat, um Futter einzufordern. Was genau passiert ist, könne man aber nicht erfahren.

Mit Sicherheit lässt sich jedoch sagen, dass das Foto keinen Geologen in Not zeigt. Dass sich der Mitarbeiter in einer derartigen Situation befand, ist unwahrscheinlich. Der Wahrnehmung des Fotografen nach bot das Tier dem Pfleger seine Hand an, als er sich durchs Wasser kämpfte und Schlangen entfernte. Der Mann habe sich jedoch gleich von dem Orang-Utan entfernt und sei selbst aus dem Wasser geklettert, schilderte Prabhakar in einem CNN-Interview.

(Stand: 12.10.2021)

Links

Beitrag auf Facebook (archiviert)

Originalfoto auf Instagram (archiviert)

Statement der «Borneo Orangutan Survival Foundation» (archiviert)

Interview mit Fotograf (archiviert)

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