Impfungen dienen der Pandemiebekämpfung und verringern das Risiko schwerer Erkrankungen

13.9.2021, 13:28 (CEST)

In sozialen Netzwerken stellen User regelmäßig die Wirksamkeit der Corona-Impfung in Frage. In einem Facebook-Posting (hier archiviert) wird etwa behauptet, dass sich Ungeimpfte wie Geimpfte mit Corona infizieren, daran erkranken, andere anstecken und sterben könnten. Bei Geimpften käme hingegen noch dazu, dass sie auch aufgrund der Impfung erkranken und sterben sowie neue Virus-Mutationen auslösen könnten. Geschlussfolgert wird, dass Geimpfte somit ein um 50 Prozent «höheres Grundrisiko» hätten und «maßgeblich zur Gefährlichkeit der Pandemie» beitrügen.

Bewertung

Tatsächlich können sich auch Geimpfte mit Corona infizieren. Sie erkranken oder sterben aber sehr viel seltener als Menschen ohne Impfung. Die Corona-Impfung ist ein essentieller Bestandteil der Pandemiebekämpfung.

Fakten

Da die Impfung gegen das Coronavirus wie jede andere Impfung keinen hundertprozentigen Schutz bietet, sind eine Infektion, eine Erkrankung oder auch ein Versterben möglich, obwohl eine Person vollimmunisiert ist. Wenn eine bestimmte Zeitspanne nach der zweiten Impfung (bzw. bei der Einmal-Impfung wie von Janssen & Janssen nach der ersten Impfung) vergangen ist, wird das als Impfdurchbruch bezeichnet.

Zur Möglichkeit, sich trotz Impfung anzustecken: In Österreich dokumentiert die Österreichische Agentur für Ernährungssicherheit (AGES) diese Impfdurchbrüche. Wie die Agentur im aktuellsten Bericht Anfang September mitteilt, waren seit Anfang Februar 2021 von insgesamt 252 976 laborbestätigten Sars-CoV-2-Fällen (Anm. asymptomatisch  und symptomatisch) unter Personen im Alter von 12 Jahren und älter 6793 vollständig geimpft (Stand 31. August 2021). Der Anteil der Impfdurchbrüche gemessen an den symptomatischen Fällen liegt bei 4,05 Prozent. 215 Menschen oder 0,13 Prozent bezogen auf dieselbe Gesamtgröße mussten im Krankenhaus aufgenommen werden. (hier der Bericht vom 31.8.2021 archiviert)

Durch einen Vergleich zwischen dem Anteil vollständig Geimpfter bei symptomatischen Corona-Fällen mit dem Anteil vollständig Geimpfter in der Bevölkerung kann man die Wirksamkeit der Impfung grob abschätzen, heißt es in dem Bericht weiter. Demnach liegt die Impfeffektivität für die Altersgruppe der ab 40-Jährigen bei 88 bis knapp 90 Prozent. Das bedeutet, dass das Risiko für eine symptomatische Corona-Infektion bei den Vollimmunisierten im Vergleich zu den nicht vollständig Geimpften um knapp 90 Prozent reduziert war. Für die unter 40-Jährigen wurde die Impfeffektivität noch nicht berechnet.

In dem Bericht wird auch betont, dass mittlerweile eindeutig belegt sei, dass Corona-Impfungen eine hohe Schutzwirkung bieten würden: «Die Covid-19-Impfung schützt geimpfte Personen, deren Umfeld und führt im Falle einer Erkrankung in der Regel zu einem milderen Krankheitsverlauf. Schwere Verläufe, Krankenhausaufenthalte, Aufenthalte auf Intensivstationen und Erkrankungen mit tödlichem Ausgang können weitgehend vermieden werden.»

Zur Möglichkeit, trotz Impfung an einer Infektion mit Sars-CoV-2 zu versterben: Hinsichtlich des Ausgangs der Corona-Erkrankungen, also etwa auch Todesfällen trotz Impfung, liegen für Österreich noch keine belastbaren Daten vor. Allerdings zeigt ein Blick in die USA, dass Geimpfte vergleichsweise selten an Covid-19 sterben: Nach Angaben des Direktors des US-Forschungszentrums NIAID, Anthony Fauci, waren 99,2 Prozent der amerikanischen Corona-Toten im Juni dieses Jahres nicht geimpft. Nach Angaben der US-Gesundheitsbehörde Centers for Disease Control and Prevention (CDC) starben bis 30. August 2021 von mehr als 173 Millionen vollständig Geimpften in den USA nur 2437 Menschen an Covid-19. Allerdings wird darauf hingewiesen, dass es in Bezug auf Impfdurchbrüche ein sogenanntes Underreporting gebe und die Daten daher nicht repräsentativ seien.

Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) kommt zu der Bewertung, dass die Corona-Impfstoffe gut vor einer Ansteckung schützen und Impfdurchbrüche nur sehr selten mit schweren Krankheitsverläufen oder gar Todesfällen einhergehen.

Zur Möglichkeit, trotz Impfung infiziert zu sein und dabei andere anzustecken: Prinzipiell können Geimpfte das Virus weitergeben. Das deutsche Robert Koch-Institut (RKI) geht aber davon aus, dass das Risiko einer Virusübertragung durch Geimpfte «stark vermindert ist». Denn Geimpfte tragen, sollten sie sich trotz Impfung infizieren, weniger Viren als Ungeimpfte, so das RKI.

Vermutlich kommt es aber auch auf die Virus-Variante an. Etwa einer Preprint-Studie aus Singapur (Juli 2021) zufolge tragen Menschen, die sich trotz doppelter Impfung mit der Delta-Variante infizieren, zum Zeitpunkt der Diagnose eine gleich hohe Viruslast wie Ungeimpfte. Allerdings nahm die Last bei den Geimpften schneller ab. Auch in einer Studie der University of Oxford (August 2021) wird beschrieben, dass eine Infektion mit der Delta-Variante bei Vollimmunisierten eine ähnlich hohe Viruslast auslöst wie bei Nichtgeimpften. Es sei aber noch unklar, wie sehr die Vollimmunisierten wirklich das Virus übertragen würden.

Zu den Nebenwirkungen von Corona-Impfungen: Das Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) dokumentiert in Österreich in regelmäßig erscheinenden Berichten Meldungen von vermuteten Nebenwirkungen im zeitlichen Zusammenhang mit der Corona-Impfung. Aus dem aktuellsten Bericht (Zeitraum 27.12.2020 bis 27.8.2021) geht hervor, dass der Großteil der Meldungen zu erwartende Impfreaktionen betreffe und in der Intensität mild bis moderat gewesen sei.

Zwar seien 144 Todesfälle in zeitlicher Nähe zu einer Impfung gemeldet worden. Doch nur bei einem Fall wird bisher ein Zusammenhang mit der Impfung gesehen, 85 weitere Fälle sind demnach noch in Abklärung. «Sehr selten» seien in Europa nach einer Astrazeneca-Impfung eine Kombination von Thrombose und Thrombozytopenie beobachtet worden. Alle in der EU zugelassenen Corona-Impfstoffe wurden umfassend auf Sicherheit, Qualität und Wirksamkeit getestet und werden auch weiterhin überwacht.

Zu Mutationen des Coronavirus: Impfungen fördern von sich aus nicht die Entstehung von Mutationen. Mutationen sind Veränderungen, die aufgrund bestimmter Faktoren in der Erbgut-Vermehrung passieren und umso wahrscheinlicher sind, je mehr Viren im Umlauf sind. Daher machen Impfungen Mutationen eher weniger wahrscheinlich. Auch ein Faktencheck der «Deutschen Welle» kommt zu dem Schluss, dass Impfungen in seltenen Fällen Mutationen entstehen lassen können, es aber viel wahrscheinlicher sei, dass Mutationen dort entstehen, wo sich ein Virus ungehindert verbreiten könne. Zu dem Thema gibt es auch einen Beitrag von «mdr Wissen».

(Stand: 9.9.2021)

Links

AGES-Bericht vom 31.8.2021 zu Impfdurchbrüchen (archiviert)

AGES-Bericht zu Impfdurchbrüchen vom 7.9.2021 (archiviert)

Interview mit Anthony Fauci, Direktor des US-Forschungszentreums IAID (archiviert)

US-Gesundheitsbehörde Centers for Disease Control and Prevention (CDC) zu Impfdurchbrüchen (archiviert)

Einschätzung der WHO zu den Corona-Impfstoffen (archiviert)

Robert Koch-Institut (RKI) zur Weitergabe des Virus (archiviert)

Singapur-Studie zur Ansteckung Doppelt-Geimpfter (archiviert)

Studie der University of Oxford zur Viruslast bei Delta-Variante (archiviert)

BASG-Bericht(archiviert)

EU-Kommission über Zulassung der Corona-Impfstoffe (archiviert)

«Deutsches Ärzte-Blatt» zur Entstehung von Corona-Mutationen (archiviert)

Faktencheck der «Deutschen Welle» (archiviert)

Bericht von «mdr Wissen» (archiviert)

Facebook-Posting (archiviert)

Kontakt zum Faktencheck-Team der dpa: factcheck-oesterreich@dpa.com