Temperatur wurde im Inneren einer Uhr gemessen

Um den menschengemachten Klimawandel zu relativieren, wird regelmäßig ausgeführt, dass es bereits früher extrem hohe Temperaturen gegeben habe. Derzeit wird das Foto einer Schlagzeile in der «Bild»-Zeitung vom 7. Juli 1957 geteilt (hier archiviert), wonach es in Deutschland 56 Grad Celsius gehabt haben soll. Meistens wird es durch diesen Text ergänzt: «Und das war noch 1957. Wir haben diese Hitzetemperaturen schon seit ewigen Jahrzehnten. Damals noch über 50 Grad.»

Bewertung

Das ist irreführend. Der in der Schlagzeile der «Bild»-Zeitung genannte Wert bezieht sich auf das Innere einer Bahnhofsuhr. Weder in Deutschland noch in einem anderen europäischen Land wurden bisher mehr als 50 Grad Celsius Außentemperatur gemessen.

Fakten

«56 Grad! Ganz Deutschland ein Brutofen!» lautet die Schlagzeile, die bereits seit Jahren im Internet kursiert. Damit ist aber nicht die Außentemperatur gemeint: «Bei 56 Grad im Gehäuse versagte die Bahnhofsuhr von Wanne-Eickel den Dienst», heißt es im Einstieg des Textes. Der Wert wurde also im Inneren einer Uhr in einer deutschen Stadt gemessen.

Tatsächlich lag die Temperatur am 6. Juli 1957 in allen deutschen Städten unter 40 Grad. Auch der deutsche Temperaturrekord liegt weit unter dem genannten Wert: Laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) wurden am 25. Juli 2019 an Stationen in den deutschen Städten Duisburg und Tönisvorst 41,2 Grad Celsius gemessen. In der Mitteilung wird zudem erklärt, warum der am selben Tag in Lingen gemessene Temperaturrekord von 42,6 Grad im Nachhinein annulliert wurde.

In Europa wurde bislang noch nie ein Wert über 50 Grad gemessen. Eine Messstation in Griechenland verzeichnete 48 Grad im Jahr 1977. Laut Medienberichten wurden jedoch vor Kurzem auf Sizilien 48,8 Grad gemessen. Wird dieser Wert bestätigt, wäre das ein neuer europäischer Höchstwert.

(Stand: 18.08.2021)