Kanzler Kurz war tatsächlich krank – Medien berichteten korrekt

04.08.2021, 16:59 (CEST)

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) musste zuletzt krankheitsbedingt einige Termine absagen, was nun Gegenstand von irreführenden Behauptungen wurde. So heißt es in einem häufig geteilten Facebook-Posting (hier archiviert), dass – anders als die «Lügenpresse» berichte - Kurz gar nicht krank gewesen sei. Als Beleg wird ein verwackeltes Video angeführt, das den Kanzler zeigt.

Bewertung

Das Video belegt nicht, dass Kanzler Kurz nicht krank gewesen wäre. Es entstand im Rahmen des Sonderministerrates am 28. Juli 2021 in Reichenau an der Rax. Kurz war davor und danach tatsächlich krank. Darüber gibt es sowohl Aussagen von Kurz selbst, mehrere vom Kanzleramt und übereinstimmende Medienberichte.

Fakten

Das etwa eine Minute lange Video zeigt das Schloss Reichenau an der Rax. Im Hintergrund ist am Anfang die «Schloss – Stuben» zu sehen und danach das eigentliche Schloss. Das lässt sich eindeutig anhand von Google Maps-Aufnahmen (hier, hier) verifizieren.

Der Sonderministerrat mit Kanzler Kurz (ÖVP) fand am 28. Juli 2021 dort statt, dabei entstand auch das Video. Ein Bild zeigt die Szene vor Beginn des Rates.

Im Vorfeld und nach dem Sonderministerrat war Kurz krank. Er konnte etwa nicht an der Eröffnung der Salzburger Festspiele am 25. Juli 2021 teilnehmen und auch nicht EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen im Empfang nehmen.

Zu seiner Erkrankung schrieb Kurz am 3. August selbst auf Facebook: «Herzlichen Dank für die vielen Genesungswünsche, die mich die letzten Tage erreicht haben. Es ist nichts Ernstes. Ich hatte eine Sommergrippe und vor allem keine Stimme (kein Corona) und bin seit heute wieder gesund.» Darüber gibt es zudem Medienberichte, unter anderem von der APA.

Am drei Tage später stattfindenden Sonderministerrat nahm Kurz dann teil – wenngleich seine Teilnahme aufgrund der Erkrankung bis zuletzt eher unsicher blieb. Das zeigen auch Aussagen des Kanzleramts gegenüber der APA: «Die Teilnahme des am Wochenende erkrankten Bundeskanzlers Kurz ist laut derzeitigem Stand geplant», hieß es am 26. Juli auf Nachfrage. Am 27. Juli sagte Kurz krankheitsbedingt noch alle Termine ab, wie das Kanzleramt der APA mitteilte. Auch auf der Pressekonferenz nach dem Sonderministerrat sagte Kurz (bei Minute 16), dass er ein paar Tage wegen einer Sommergrippe zuhause war.

Nach dem Rat war Kurz erneut krank, wie die Verschiebung des Puls-24-Sommergesprächs mit ihm zeigt. «Das finale PULS 24 Sommergespräch mit Bundeskanzler und ÖVP-Chef Sebastian Kurz hätte eigentlich morgen, Montag, in Pulkau im niederösterreichischen Weinviertel stattfinden sollen. Aufgrund einer Erkrankung des Kanzlers muss die Aufzeichnung allerdings verschoben werden», teilte der Sender mit. 

(Stand: 4.8.2021)

Links

Google Maps-Aufnahme von Schloss Reichenau (archiviert)

Google Maps-Aufnahme von Schloss Reichenau (archiviert)

Bild in «Kurier»-Artikel zeigt Szene vor Beginn des Rates (archiviert)

APA-Artikel in der «Wiener Zeitung» über Eröffnung der Salzburger Festspiele (archiviert)

APA-Artikel auf ORF-Webseite zu Stellungnahme von Kanzleramt (archiviert)

APA-Artikel zu Stellungnahme von Kanzleramt auf «vienna.at» (archiviert)

Pressekonferenz nach Sonderministerrat am 28.7.2021

«Puls 24» über krankheitsbedingte Absage von Kurz (archiviert)

«Standard»-Artikel über Erkrankung von Kurz (archiviert)

Facebook-Posting (archiviert, Video archiviert)

Kurz bei Facebook

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