Grippeähnliche Symptome sind normale Impfreaktion - keine Verschwiegenheitserklärung

Rund um die Corona-Impfung kursieren nach wie vor zahlreiche Falschinformationen im Internet. Derzeit wird etwa in einigen Facebook-Postings (hier archiviert) behauptet, dass sich in Spitälern in Niederösterreich angeblich Fälle von doppelt geimpften Menschen mit «seltsamen, grippeähnlichen Symptomen» häuften. Zudem wird behauptet, dass im Landesklinikum Hochegg alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Verschwiegenheitserklärungen unterschreiben mussten: Sie dürften keine Informationen rausgeben, wie viele Geimpfte im Spital lägen, heißt es in den Postings.

Bewertung

Es handelt sich laut Angaben der NÖ Landesgesundheitsagentur (LGA) sowie des Landesklinikums Hochegg um Falschbehauptungen. Die Corona-Impfung schützt nicht vor der Grippe oder grippalen Infekten. Impfreaktionen können indes Grippe-Symptomen ähneln. Die gemeldeten vermuteten Impf-Nebenwirkungen entsprechen in Österreich bisher in Art und Häufigkeit den zu erwartenden Reaktionen.

Fakten

Die NÖ Landesgesundheitsagentur (LGA) hat die Trägerschaft aller Krankenhäuser in Niederösterreich inne. Wie ein Sprecher der LGA der Deutschen Presse-Agentur (dpa) auf Anfrage mitteilte, entbehrten die Behauptungen «jeglicher Grundlage». Eine Nachfrage in einigen Klinikstandorten habe ergeben, dass es fallweise Personen gebe, die nach der (zweiten) Impfung ein Klinikum aufsuchte, um Nebenwirkungen abklären zu lassen.

Dem Sprecher liegen auch keine Informationen dazu vor, dass derzeit vermehrt Menschen mit «grippeähnlichen Symptomen» in niederösterreichischen Spitälern aufgenommen würden: «Es gibt hier keine signifikanten Unterschiede zu anderen Vergleichszeiträumen.»

Das Landesklinikum Hochegg sagte der dpa, dass es eine derartige Verschwiegenheitserklärung nicht gebe. Es handle sich um «ungerechtfertigte Anschuldigungen», so ein Kliniksprecher: «Grundsätzlich gilt ein besonders sensibler Umgang mit Gesundheitsdaten, insbesondere in Gesundheitseinrichtungen (DSGVO). Die Weitergabe an Dritte und Verarbeitung ist nur mit Einverständnis der Betroffenen möglich.»

Der LGA-Sprecher betonte zudem, dass rechtliche Schritte gegen den Urheber der Behauptung erwogen würden, da in diesem Zusammenhang explizit ein Klinikum der NÖ LGA genannt werde.

Eine Covid-19-Impfung schützt nicht vor der Influenza oder einem grippalen Infekt. Man kann also trotz Impfung daran erkranken. Covid-19 wird durch eine Infektion mit dem Coronavirus Sars-CoV-2 verursacht, die saisonale Grippe durch eine Infektion mit Influenzaviren und eine sogenannte Sommergrippe oft durch Enteroviren.

Nach einer Covid-19-Impfung können natürliche Impfreaktionen wie Fieber, Abgeschlagenheit, Muskel- oder Kopfschmerzen auftreten, die sich ähnlich wie eine Grippe anfühlen können. Sie zeigen, dass das Immunsystem auf den Impfstoff reagiert und sind grundsätzlich kein Anlass zur Sorge.

Bisher entsprechen die gemeldeten vermuteten Impf-Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit den aus den Zulassungsstudien zu erwartenden Reaktionen, so der aktuellste Bericht des Bundesamts für Sicherheit im Gesundheitswesen (Berichtszeitraum: 27. Dezember 2020 bis 23. Juli 2021). Das Amt erfasst in Österreich alle vermuteten Nebenwirkungen von Arzneimitteln und Impfstoffen und leitet diese an die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) weiter.

Kopfschmerzen, Müdigkeit und Schmerzen an der Einstichstelle gehören demnach zu den am häufigsten gemeldeten Impfreaktionen. Die Mehrheit sei mild bis moderat gewesen und innerhalb weniger Tage verschwunden.

(Stand: 03.08.2021)