Fotograf des Bildes kann behauptete Angaben nicht bestätigen

02.08.2021, 13:09 (CEST)

Elektroautos werden regelmäßig als angeblich besonders umweltschädlich dargestellt. Auch das Thema Kinderarbeit wird aufgebracht, um die negativen Seiten der Elektromobilität zu betonen: Ein Bild bei Facebook (hier archiviert) soll angeblich das Schicksal eines Achtjährigen aus dem Kongo aufzeigen. Er arbeite täglich zwölf Stunden für ein bis zwei Dollar in einer Kobaltmine. Kobalt werde «für die Elektroautos der Grünen-Wähler» gebraucht. Das Sharepic ist groß mit den Worten «Warum schweigt die grüne Wählerschaft» beschriftet.

Bewertung

Es gibt keine Hinweise, dass der Bub auf dem Bild Kanku heißt und zwölf Stunden am Tag in einer Kobaltmine arbeitet. Das Foto ist viele Jahre alt. Der Fotograf kann die virale Geschichte um Kanku nicht bestätigen.

Fakten

Das Originalbild findet sich im Fotoarchiv «laif» und stammt vom 17. Jänner 2011. Die Geschichte des achtjährigen Kanku kann daher keinesfalls aktuell sein, mittlerweile wäre er schon über 18 Jahre alt.

Um mehr Informationen zu erhalten, kontaktierte die Deutsche Presse-Agentur (dpa) den Fotografen des Bildes, Meinrad Schade. Dieser verwies auf Aussagen, die er bereits 2019 gegenüber den Faktencheckern von Correctiv getätigt hat. Die angebliche Geschichte kursierte also bereits vor zwei Jahren.

Schades Auskunft zufolge sei nicht klar, ob der Junge auf dem Bild in der Mine gearbeitet oder nur Kobalt gewaschen habe. «Ich kann mich nicht daran erinnern, einen Namen oder Alter des Jungen notiert zu haben«, so der Fotograf. Es sei jedoch tatsächlich im Kongo bei einer Kupfer- und Kobaltmine entstanden.

Kinderarbeit ist indes ein reales Problem im Kongo, auch in Verbindung mit Kobalt-Abbau. Ein Bericht der Menschenrechtsorganisation Amnesty International belegt die angeführten Zahlen von zwölf Stunden Arbeit am Tag für ein bis zwei Dollar Lohn. Die Geschichte um den achtjährigen Kanku und seine auf rund 30 Jahre reduzierte Lebenserwartung dürfte allerdings frei erfunden sein.

Es sei zudem darauf hingewiesen, dass einem Report der Europäischen Union zufolge 2016 zwar knapp die Hälfte des Kobalts weltweit für die Herstellung von Batterien und Akkus verwendet wurde. Diese werden allerdings nicht nur in E-Autos, sondern auch in Smartphones oder Laptops verbaut.

(Stand: 02.08.2021)

Links

Originalbild (archiviert)

Fotoarchiv laif

Faktencheck Correctiv (archiviert)

Bericht Amnesty International (pdf-Download) (archiviert)

EU-Report zu Kobalt (pdf-Download)

Beitrag auf Facebook (archiviert)

Kontakt zum Faktencheck-Team der dpa: factcheck-oesterreich@dpa.com