Pfizer wurde 2009 wegen illegalem Marketing verurteilt – nicht wegen Unterdrückung negativer Studienergebnisse
15.7.2021, 17:44 (CEST)
Corona-Impfstoffhersteller werden regelmäßig Gegenstand von falschen oder irreführenden Behauptungen im Internet. Derzeit heißt es etwa in Facebook-Postings (archiviert), dass der US-Pharmakonzern Pfizer im Jahr 2009 die höchste Strafe in der Geschichte der USA von 2,3 Milliarden Dollar wegen «Bestechung von Ärzten und Unterdrückung negativer Studienergebnisse» zahlen habe müssen.
Bewertung
Das ist teilweise falsch. Die US-amerikanische Justiz hat Pfizer im Jahr 2009 zu einer Rekordstrafe verurteilt, unter anderem wegen Zahlungen an Ärzte - aber nicht wegen «Unterdrückung negativer Studienergebnisse».
Fakten
Es ist unbestritten, dass der US-Pharmakonzern Pfizer die 2,3 Milliarden Dollar zahlen musste. Das Unternehmen selbst hat es damals in einer Presseaussendung eingeräumt, auch die US-Börsenaufsicht SEC berichtete darüber. Die Zahlung war nach Angaben des US-Justizministeriums damals die höchste, die je in Zusammenhang mit «Betrug im Gesundheitswesen» verhängt wurde.
Eine Milliarde Dollar der Strafe musste Pfizer in einer mit dem Zivilrecht vergleichbaren Einigung zahlen. Hier ging es um illegale Marketingpraktiken bei diversen Medikamenten. Dabei spielte auch Bestechungsgeld eine Rolle, das Pfizer an Ärzte und andere Akteure im amerikanischen Gesundheitswesen gezahlt hat, nachdem diese Medikamente des Konzerns verschrieben hatten.
Das Unternehmen hatte sich laut SEC und Justizministerium mit diversen Staatsanwaltschaften und dem Justizministerium geeinigt. Gegenstand war dem Bericht des Ministeriums zufolge aber nicht wie behauptet die «Unterdrückung negativer Studienergebnisse», sondern ein ganzes Bündel von anderen Vorwürfen gegen Pfizer und verschiedene Tochterunternehmen.
Die größte Geldstrafe von 1,3 Milliarden Dollar wurde wegen «betrügerischem Marketing» im Zusammenhang mit dem Medikament Bextra verhängt. Das Schmerzmittel Bextra sei für Behandlungen vermarktet worden, für die es von der US-Behörde für Lebens- und Arzneimittel (FDA) «ausdrücklich nicht zugelassen» worden sei. Der Vorwurf der Bestechung von Ärzten lässt sich also durchaus vertreten.
Im Zusammenhang mit dem Verfahren von 2009 hat Pfizer aber keine negativen Studienergebnisse verheimlicht - dieser Vorwurf könnte auf einen länger zurückliegenden Vorgang zurückgehen. Im Jahr 2004 hatte sich Pfizer laut US-Justizministerium zur Zahlung von über 430 Millionen Dollar bereit erklärt. Die im Jahr 2000 von Pfizer aufgekaufte Firma Warner-Lambert hatte das Epilepsie-Medikament Neurontin für diverse Anwendungen vermarktet, bei denen es Studien zufolge erwiesenermaßen nicht half.
Pfizer zu Rekordstrafe (archiviert)
US-Börsenaufsicht SEC zu Strafzahlungen durch Pfizer (archiviert)
US-Justizministerium zu Rekordstrafe gegen Pfizer (archiviert)
US-Justizministerium zu Strafzahlung von Warner-Lambert (archiviert)
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