Greta Thunberg sagt nicht, dass der Klimawandel nicht existiert
16.7.2021, 13:39 (CEST)
Rund um den Klimawandel kursieren regelmäßig Falschbehauptungen. Zuletzt ging es etwa um die Klimaschutzaktivistin Greta Thunberg. Sie soll in einem MSNBC-Interview gesagt haben, dass der Klimawandel nicht existiere. Danach sei das Gespräch «abrupt vom Sender unterbrochen» worden, wird in einem Facebook-Posting (archiviert) behauptet.
BEWERTUNG
Der Satz ist aus dem Kontext gerissen. Greta Thunberg äußerte in dem Interview zwar die Worte «da die Klimakrise nicht existiert», tat dies jedoch in Form einer rhetorischen Frage: Wenn schon die Staats- und Regierungschefs der Welt nicht erkennen würden, dass es eine Klimakrise gebe, wie könne man dann von den Menschen erwarten, dass sie Klimaschutzmaßnahmen wollten. Im vollständigen Interview ist dieser Zusammenhang klar erkennbar. Zudem betont Thunberg mehrmals, dass der Klimawandel als Krise zu verstehen sei. Das Gespräch wurde nicht vom Sender unterbrochen.
FAKTEN
Im Facebook-Posting ist ein Video auf Telegram verlinkt. Das 45 Sekunden lange Video (archiviert) stammt aus einem Gespräch im amerikanischen Fernsehsender MSNBC, das am 8. März 2021 ausgestrahlt wurde. Das Gespräch zwischen Greta Thunberg und Interviewer Mehdi Hasan ist insgesamt rund sechs Minuten lang und befindet sich auf YouTube. In der verkürzten Version wurden mehrere Teile des Interviews zusammengeschnitten und so aus dem Kontext gerissen.
Hasan fragt Thunberg (bei Minute 1:55) nach ihrer Meinung zur Klimapolitik von US-Präsident Joe Biden. Aus der rund 60 Sekunden langen Antwort wurde der in den sozialen Netzwerken kursierende Clip zu großen Teilen geschnitten. Dabei wurden zwischen Thunbergs Bemerkung zur Demokratie und ihrer angeblichen Leugnung der Klimakrise mehrere Sätze herausgeschnitten.
Diese beinhalten Thunbergs Forderung an die Staats- und Regierungschefs der Welt, das öffentliche Bewusstsein für die Ernsthaftigkeit der Klimakrise zu schärfen. Thunberg setzt ihre Argumentation fort, indem sie die Staats- und Regierungschefs kritisiert: «Aber wie können Sie Unterstützung und Druck von den Wählern erwarten, wenn Sie die Krise nicht als Krise behandeln?», so Thunberg. Und sie fragt rhetorisch: «Wenn die Klimakrise nicht existiert, wie können wir dann erwarten, dass die Menschen Klimaschutz wollen?».
Mehdi Hasan hat einen ähnlichen Zusammenschnitt seines Interviews mit Thunberg auf Twitter als «manipuliertes Video» bezeichnet und auf einen Faktencheck von politifact.com verwiesen. Der kommt ebenfalls zu dem Ergebnis, dass es sich bei dem Video um eine Manipulation handelt.
Im echten Interview sieht man zudem, dass das Gespräch nach Thunbergs Aussage zur Klimakrise nicht unterbrochen wird, sondern weiter geht.
Links
Telegram-Beitrag (archiviert), Video (archiviert)
MSNBC-Interview auf YouTube (archiviert, Sprungmarke 1:55 Min.)
Twitter-Beitrag von Mehdi Hasan (23. Juni 2021, archiviert)
Kontakt zum Faktencheck-Team der dpa: factcheck-oesterreich@dpa.com