Kein Verbot: WHO wies lediglich auf negative Folgen von Alkoholkonsum hin

08.07.2021, 11:37 (CEST)

Eine angebliche Aussage der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sorgt in sozialen Netzwerken für Aufregung. Facebook-Postings (hier archiviert) zufolge wolle die WHO «Frauen im gebärfähigen Alter» verbieten, Alkohol zu trinken.

Bewertung

Die WHO will mehr Bewusstsein für die schwerwiegenden Folgen von Alkoholkonsum schaffen. Sie will jedoch nicht Frauen in gebärfähigem Alter das Trinken von Alkohol verbieten.

Fakten

In ihrem Aktionsplan vom 15. Juni 2021 schlägt die WHO Maßnahmen vor, wie der schädliche Gebrauch von Alkohol reduziert werden soll. Der Plan, der bisher als Entwurf vorliegt, richtet sich an alle Menschen.

Lediglich auf Seite 17 nimmt der Bericht wörtlich Bezug auf Frauen im gebärfähigen Alter: «Entsprechende Aufmerksamkeit sollte auf der Prävention des Alkoholkonsums von Kindern und Jugendlichen, von schwangeren Frauen und Frauen im gebärfähigen Alter (…) liegen». Es wird in Folge etwa ein Internationaler Tag oder eine Woche vorgeschlagen, an dem die Aufmerksamkeit auf schädlichen Alkoholkonsum gerichtet wird.

Ansonsten kommt im über 30 Seiten langen Text kein einziges Mal das Wort «childbearing» («gebärfähig») vor. An einer Stelle werden Zahlen zur Mortalität bei Alkoholkonsum bei Frauen, Männern und jüngeren Menschen verglichen. An anderer Stelle wird die Gefahr des Fetalen Alkoholsyndroms (englisch Fetal alcohol spectrum disorder, FASD) angesprochen.

Aus dem Text lässt sich nicht herauslesen, dass die WHO Frauen verbieten wolle, Alkohol zu trinken. Ein derartiges Verbot müsste ohnehin auf staatlicher Ebene beschlossen werden.

Ein paar Tage nach Veröffentlichung des Aktionsplans stellte die WHO in einem Update (18. Juni 2021) noch einmal klar: In dem Schreiben werde nicht empfohlen, dass alle Frauen, die in einem Alter sind, in dem sie schwanger werden könnten, auf Alkohol verzichten sollen.

Allerdings solle der Entwurf das Bewusstsein für die schwerwiegenden Folgen schärfen, die durch Alkoholkonsum in der Schwangerschaft entstehen können - auch wenn die Schwangerschaft noch nicht bekannt ist. Der Plan ziele darauf ab, alle – Männer, Frauen und Kinder - vor schädlichen Effekten des Alkoholkonsums zu schützen. Männer würden global gesehen dreimal häufiger trinken als Frauen, daher müssten die meisten Präventionsbemühungen auch auf sie abgezielt sein, so die WHO.

(Stand: 6.7.2021)

Links

Aktionsplan der Weltgesundheitsorganisation (WHO) (archiviert)

Stellungnahme der WHO (18.6.2021)(archiviert)

Facebook-Posting (archiviert)

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