Frau vor der Kamera berichtet über Schutzanzug-Produktion

11.06.2021, 13:27 (CEST)

Die Rolle der Medien und ihre Berichterstattung über die Corona-Pandemie wurden in der Vergangenheit kontrovers diskutiert. Teilweise werden aber in Sozialen Medien Inhalte dazu auch aus dem Kontext gerissen. So wurde zuletzt unter anderem auf Facebook (hier archiviert) ein Bild verbreitet, auf dem ein Kameramann zu sehen ist, der eine Frau aufnimmt. Sie trägt einen Schutzanzug, der Mann hinter der Kamera nicht. Das wird als Indiz dafür gewertet, dass Medien Panik verbreiten würden.

Bewertung

Die Frau vor der Kamera trägt einen Schutzanzug, weil es im TV-Beitrag um die Produktion der Anzüge geht. In dem Beitrag weist die Journalistin darauf hin und betont auch, dass derzeit kein Grund zur Sorge bestünde.

Fakten

Der im Facebook-Posting gezeigte Ausschnitt entstand im Rahmen einer TV-Aufnahme für den saudi-arabischen Sender «Al-Hadath». Der Beitrag ist auf YouTube zu sehen. Man erkennt darin den unteren Teil des Gebäudes im Hintergrund und die drei Straßenschilder. Auch die Schutzkleidung der Frau sowie ihr weißes Handy sind gut sichtbar. Die Aufnahme entstand in Beirut an der Ecke Sainte Famille und Gouraud, wie eine Google-Maps-Aufnahme zeigt.

In dem Beitrag spricht die Journalistin über den Schutzanzug, den sie gerade trägt. Es geht etwa um dessen Material, den Preis und die Herstellung. Aus dem Inhalt geht klar hervor, dass die Journalistin den Schutzanzug nur wegen der Reportage trägt. Gleich am Anfang des Videos betont sie zudem, dass die Corona-Situation derzeit im Libanon nicht so ernst sei. Auch der Titel des YouTube-Videos heißt «Al-Hadath-Korrespondentin in Beirut testet einen Schutzanzug gegen Corona».

Das stellt die Journalistin, Ghinwa Yatim, später auch in einer Serie von Tweets klar. Sie nimmt damit Bezug auf einen Tweet (hier archiviert), in dem sie auf die erhobenen Vorwürfe (hier, hier) hingewiesen wird. «Das war während einer Live-Berichterstattung, die ich direkt nach dem Dreh einer Geschichte über eine lokale Fabrik hatte, die begonnen hat, diese Kleidungsstücke zu produzieren. (…) Während der Live-Übertragung erklärte ich, dass es in Beirut vorerst keinen Grund zur Panik gibt und dass ich nur diesen lokal produzierten Anzug probieren wollte. Während der Dreharbeiten hat die Fabrik diesen Anzug speziell für mich hergestellt.»

Das Video, das viral ging, sei heimlich gefilmt worden. Der Urheber habe das Video auf Basis seiner eigenen Annahmen gepostet, ohne zu fragen, wieso sie den Schutzanzug trage, so Yatim. Der TV-Beitrag über die Fabrik in Sidon (Saida), die die Schutzanzüge produziert, findet sich auf Twitter. Am Ende des Beitrags sagt die Journalistin ihren Namen, den Ort und den TV-Sender.

(Stand: 11.6.2021)

Links

YouTube-Video von Szene (archiviert)

Google-Maps-Aufnahme von Straße in Beirut (archiviert)

Tweet von Journalistin Ghinwa Yatim (archiviert)

Tweet, auf den Yatim reagiert (archiviert)

Tweet von Michael Downey (archiviert)

Tweet von James Woods (archiviert)

«Al-Hadath»-Beitrag über Fabrik auf Twitter (archiviert)

Facebook-Posting (archiviert)

Kontakt zum Faktencheck-Team der dpa: factcheck-oesterreich@dpa.com