Studie falsch interpretiert: Übertragung von Impfstoffen durch Geimpfte nicht möglich
25.5.2021, 11:41 (CEST)
In letzter Zeit behaupten impfskeptische User in sozialen Medien, dass Geimpfte den Impfstoff ganz einfach durch Aerosole oder Hautkontakt an Ungeimpfte weitergeben können. Pfizer rechne selbst damit, wird etwa behauptet (hier archiviert). Auch österreichische Blogs (hier archiviert) stellen diese Behauptung auf: «Laienhaft ausgedrückt gibt Pfizer in diesem Dokument zu, dass es möglich ist, einen anderen Menschen mit dem mRNA-Covid-Impfstoff zu exponieren, indem man einfach dieselbe Luft einatmet oder die Haut der Person berührt, die geimpft wurde.»
Bewertung
Geimpfte können den Impfstoff nicht an Ungeimpfte übertragen. In einer oft zitierten Pfizer-Studie wird das nicht behauptet.
Fakten
Mit dieser Behauptung werden derzeit auch Artikel von den Seiten «Epoch Times» oder «Legitim» geteilt. Als Basis für die Behauptungen dient eine Sicherheitsstudie des Impfstoffentwicklers Pfizer.
Dort werden unter anderem auch Expositionen von Schwangeren mit dem Impfstoff erfasst. Zwei Definitionen solcher Expositionen werden hier missinterpretiert. So sollen etwa Fälle gemeldet werden, in denen eine Schwangere Kontakt mit der «study intervention» durch Hautkontakt oder Inhalation hatte. Aber auch Fälle, in denen der Partner einer schwangeren Person einer derartigen Exposition ausgesetzt war, sollen gemeldet werden.
Pfizer erklärte auf Anfrage, dass dies nicht bedeute, dass Geimpfte die Impfung übertragen könnten. «Durch eine sekundäre Exposition bzw. Umweltexposition (Hautkontakt, Inhalation) kann der Impfstoff/Wirkstoff nicht übertragen werden», sagte Sylvia Nanz, Country Medical Director von Pfizer Austria. Der Impfstoff könne ausschließlich über eine korrekt verabreichte Dosis bzw. Injektion in den menschlichen Körper gelangen.
Im Körper selbst werde kein Virus erzeugt, weshalb dieser auch keine Viren ausscheiden könne. Nachdem alle produzierten Spike-Proteine an die entsprechenden Zellen gebunden seien, ist auch in dieser Hinsicht eine Weitergabe nicht vorstellbar.
Die Formulierungen in der Studie seien folgendermaßen zu verstehen: Bei derartigen Studien werden alle mögliche Expositionswege berücksichtigt, bei denen Schwangere Kontakt mit dem Impfstoff haben könnten. Zum Beispiel beim Auftauen und Verdünnen des Impfstoffes. Ein versehentlicher Kontakt wäre hier durch Hautkontakt oder Einatmen theoretisch möglich.
Der Mythos des «Vaccine Sheddings» wurde bereits in anderen internationalen Faktenchecks überprüft. Auch Reuters, USA Today oder AP beschreiben, dass weder eine Weitergabe des Impfstoffs noch der Spike-Proteine bei den Corona-Impfungen möglich ist.
In Österreich wird auch Schwangeren eine Corona-Impfung angeboten, wie es die Österreichische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe empfiehlt. Die in einer Studie festgestellte Zahl an Fehl- und Frühgeburten bei geimpften Frauen liegt im Durchschnitt.
Links
Beitrag auf Facebook (archiviert: https://archive.is/18KAz)
Beitrag auf tkp.at (archiviert: https://archive.is/SThhX)
Epoch Times (archiviert: http://dpaq.de/EqKG4)
Legitim.ch (archiviert: https://archive.is/EkxsP)
Pfizer-Studie (archiviert: https://perma.cc/PF8G-GWC8)
Reuters (archiviert: https://archive.is/00tEG)
USA Today (archiviert: https://archive.is/I6Zca)
AP (archiviert: https://archive.is/DJqRY)
Kontakt zum Faktencheck-Team der dpa: factcheck-oesterreich@dpa.com