Kein Luftangriff: Jordanische Jugendliche wollten mit inszenierter Trauerfeier Ausgangssperren umgehen

19.5.2021, 13:25 (CEST)

Auch mehr als ein Jahr nach Beginn der Pandemie finden sich in den sozialen Medien Behauptungen, dass viele Corona-Todesfälle inszeniert sind. So wird etwa ein Video geteilt, das mehrere Menschen zeigt, die eine Bahre mit einem Körper tragen. Nachdem sie eine Sirene hören, legen sie die Bahre ab und auch der vermeintlich Tote springt auf und rennt davon. «Die Corona Lüge. Das ist der Moment, wenn die Angst vor einem Luftangriff größer ist», schreibt etwa eine Userin (hier archiviert).

Bewertung

Es gibt keine Hinweise, dass in dem Video ein Luftangriff bevorsteht. Es wurde in Jordanien aufgenommen, zu hören ist eine Polizeisirene. Laut einem Medienbericht versuchten Jugendliche mit einem inszenierten Begräbnis die Ausgangssperren zu übergehen.

Fakten

Wenn man den Bildausschnitt, der am Anfang des Videos zu sehen ist, in eine Bild-Rückwärtssuche gibt, finden sich weitere Treffer mit dem Video. Es zeigt sich, dass das Video derzeit vor allem mit dem Konflikt in Israel in Verbindung gebracht wird. Auf Twitter kommentiert ein User das Video etwa mit «Palestinian propaganda».

Dabei ist das Video bereits mehr als ein Jahr alt, wie ein am 26. März 2020 hochgeladenes YouTube-Video beweist. Der Titel «fake funeral in Jordan, to break the CoronaVirus curfew» gibt weitere Hinweise, um die Entstehungsgeschichte des Videos zu recherchieren.

Dadurch findet sich auch ein Tweet der arabischen Nachrichtenseite «24.ae». Dem Text zufolge handelte es sich dabei um jordanische Jugendliche, die einen Trauermarsch inszenierten, um die Ausgangbeschränkungen zu umgehen.

In Jordanien traten im März 2020 sehr strikte Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus in Kraft, die von einigen Medien als härteste Ausgangsregeln der Welt bezeichnet wurden. Wer das Haus verließ, musste mit einer Haftstrafe rechnet.

Laut der ägyptischen Tageszeitung «Youm7» ist im Video die Sirene einer Polizeistreife zu hören. Die Jugendlichen dürften daher aus Angst vor einer Festnahme geflohen sein.

Links

Beitrag auf Facebook (archiviert: https://archive.is/l7sNa)

9gag-Seite mit Video und «Hamas»-Kennzeichnung (archiviert: https://archive.is/kzPnJ)

Tweet mit Video und behauptetem Israel-Kontext (archiviert: https://archive.is/KF78a)

Video auf YouTube (archiviert: https://archive.is/tuN8T)

Tweet von «24.ae» (archiviert: http://dpaq.de/00FKe)

«Welt»-Artikel zu Ausgangssperren in Jordanien (archiviert: https://archive.is/G97Cr)

«Business Insider»-Artikel zu Ausgangssperren in Jordanien (archiviert: https://archive.is/IcMC8)

«Youm7»-Bericht zum Video (archiviert: https://archive.is/Ud94c)

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