Eingriff in das Erbgut durch mRNA-Impfstoffe unmöglich

10.4.2021, 12:26 (CEST)

Mit den Impfungen gegen das neuartige Coronavirus kommt es erstmals auch zum Einsatz sogenannter mRNA-Präparate. Impfgegner behaupten häufig, diese Art Impfstoff greife in die menschliche DNA, das Erbgut, ein. Nach Darstellung eines Artikels (hier archiviert) soll auch der «Chief Medical Officer» des US-Impfstoff-Herstellers Moderna zugegeben haben, «dass mRNA die DNA verändert». Dies beweise ein Video.

BEWERTUNG: Die mRNA-Impfung gegen das Coronavirus kann die DNA nicht verändern.

FAKTEN: Sogenannte mRNA-Impfstoffe werden etwa von den Unternehmen Biontech oder Moderna hergestellt. In der Abkürzung steht das «m» für messenger und «RNA» für ribonucleic acid (Deutsch: Ribonukleinsäure). Vorher wurde noch kein Impfstoff dieser Art für den Menschen zugelassen.

Klassische Impfungen basieren auf toten oder abgeschwächten Viren, die in mRNA-Präparaten aber nicht vorkommen. Stattdessen enthalten die Impfstoffe die Bauanleitung für einen Bestandteil des Covid-19-Erregers. Auf dieser Grundlage stellen die Körperzellen ein Virusprotein her, gegen das der Körper dann seine Immunantwort entwickelt. Die mRNA wird dabei nicht in das Erbgut des Menschen eingebaut.

«Eine Integration von RNA in DNA ist unter anderem aufgrund der unterschiedlichen chemischen Struktur nicht möglich», heißt es dazu beim Paul-Ehrlich-Institut, das in Deutschland für die Zulassung und Prüfung von Impfstoffen zuständig ist.

Das heißt: Die mRNA erreicht gar nicht erst die Zellkerne, wo sich das Erbgut in Form von DNA befindet. Die Botenmoleküle wandern nur ins Zellplasma, wo sie abgelesen und schnell wieder abgebaut werden.

Dem vorliegenden Beitrag liegt ein aufgezeichneter Vortrag 
zugrunde. In dem Video spricht Tal Zaks, der bei Moderna für den medizinischen Bereich zuständig ist, über die Möglichkeit, mRNA-Impfstoffe auch gegen Influenza und Krebs zu nutzen. Darin sagt er: «Stellen Sie sich jetzt vor, anstatt das Protein zu geben, würden wir die Anleitung geben, wie man das Protein herstellt, wie der Körper seinen eigenen Impfstoff herstellen kann».

An keiner Stelle spricht Zaks davon, dass mRNA-Impfstoffe die menschliche DNA ändern könnten. Im Gegenteil erklärt er sogar am Anfang, dass mRNA normalerweise die Aufgabe hat, Informationen von der DNA zu Protein bildenden Bereichen zu bringen. Über DNA spricht er sonst nur im Zusammenhang mit Krebs, wo fehlerhafte DNA für fehlerhafte mRNA verantwortlich sei, die wiederum fehlerhafte Proteine entstehen lasse.

Gentechnik spielt also nur beim Herstellungsprozess des Impfstoffs eine Rolle, wie der Chef der Ständigen Impfkommission (Stiko), Thomas Mertens, der «Rheinischen Post» bestätigte: «Die Messenger-RNA, die bei der Impfung eingeführt wird, hat gar nichts mit unserer DNA im Zellkern zu tun. Daher sind Spekulationen darüber, ob dadurch eine genetische Veränderung beim Menschen hervorgerufen werden könne, ziemlich abwegig». (Text kostenpflichtig, Zusammenfassung hier).

---

Links:

Artikel mit Behauptung: https://npr.news.eulu.info/2021/03/23/bombe-moderna-chefarzt-gibt-zu-dass-mrna-die-dna-veraendert/ (archiviert: https://archive.is/PWcTr)

Paul-Ehrlich-Institut zu DNA/mRNA: https://www.pei.de/SharedDocs/FAQs/DE/coronavirus/coronavirus-keine-gefahr-mrna-genom.html(archiviert: https://archive.vn/LyKmV)

Zu Tal Zaks: https://www.modernatx.com/about-us/executive-committee-leadership#Zaks (archiviert: http://dpaq.de/OOoIt )

Vortrag von Tal Zaks, TedxBeaconStreet, 8. Dezember 2017 «Umschreiben des genetischen Codes: Eine Krebsbehandlung im Entstehen»: https://www.youtube.com/watch?v=FU-cqTNQhMM

Advertorial mit Tal Zaks: https://www.nature.com/articles/d42473-018-00103-2 
(archiviert: http://dpaq.de/IiLdq)

dpa-Bericht «Impfungen rücken näher - Wie sicher sind die Impfstoffe?», veröffentlicht von «Stuttgarter-Zeitung.de» (3. Dezember 2020):(archiviert: https://archive.vn/TJRWA)

Bericht im «Ärzteblatt» über die Zulassung des zweiten mRNA-Impfstoffs (6. Januar 2021): https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/119888/SARS-CoV-2-EMA-macht-Weg-frei-fuer-zweiten-mRNA-Impfstoff 
(archiviert: https://archive.vn/A1jrK)

Interview der «Rheinischen Post» mit dem Chef der Ständigen Impfkommission (Stiko): https://rp-online.de/panorama/coronavirus/impf-kommissionschef-ueber-corona-dosen-jeder-kann-ausrechnen-wie-lange-es-dauern-kann_aid-54925113 (kostenpflichtiger Abotext), Zusammenfassung siehe: https://www.presseportal.de/pm/30621/4780488 
(archiviert: https://archive.vn/5ZiYN)

--- 

Kontakt zum Faktencheck-Team der dpa: factcheck-oesterreich@dpa.com