Sterilisation durch Ethylenoxid wird streng kontrolliert - auch bei Teststäbchen

16.04.2021, 09:09 (CEST)

Skeptische Beiträge über Corona-Tests finden sich seit Monaten im Internet. Manche User behaupten (hier archiviert), dass die Teststäbchen Ethylenoxid enthalten. Andere Postings (hier archiviert) stellen in den Raum, dass nach einer Sterilisation mit dieser chemischen Verbindung gesundheitsschädliche Reste vorhanden seien. «Und die Regierung will nun, dass das 2x die Woche(!) auf die Nasenschleimhaut eurer Kinder geschoben wird», schreibt eine Userin.

BEWERTUNG: Zur Sterilisation werden Teststäbchen zwar mit Ethylenoxid behandelt, es verflüchtigt sich aber daraufhin. Eventuelle Rückstände liegen weit unter den zulässigen Grenzwerten.

FAKTEN: Ethylenoxid wird als gasförmiges Desinfektionsmittel eingesetzt und häufig nach Informationen der Freien Universität Berlin zur Sterilisation von Medizinprodukten verwendet. Dabei seien allerdings lange Auslüftungszeiten sowie besondere technische Vorkehrungen notwendig, da es sich um ein explosives und Gas handele, das Mutationen hervorrufen könne. Auch das Gefahrstoffinformationssystems der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung stuft die chemische Verbindung als krebserregend ein.

Auf der Webseite des US-Unternehmen Steris Applied Sterilization Technologies finden sich weitere Informationen. «Die Sterilisation mit Ethylenoxid nutzt ein dreiteiliges Begasungsverfahren, das aus Vorbehandlung, Sterilisation und Belüftung besteht», heißt es.

Ob es nach den Belüftungen Rückstände von Ethylenoxid gibt, wird geprüft. Das geschehe nach Vorgaben zur «Biologischen Beurteilung von Medizinprodukten», erklärt eine Sprecherin des deutschen Unternehmens Nal von Minden, ein Hersteller von Antigen-Schnelltests, auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Die dabei festgestellten Werte lägen «ein Vielfaches unter dem vorgeschriebenen Grenzwert». Darüber hinaus würden sich die Teststäbchen nur für eine kurze Zeit in der Nase befinden.

Kriminalbiologe Mark Benecke griff das Thema in einem Youtube-Video auf. Dass Ethylenoxid-Rückstände gefährlich werden könnten, hält er für höchst unwahrscheinlich. «Selbst wenn da noch etwas dran wäre, wäre die Menge so gering, dass nichts passiert», so Benecke. «Wenn ihr davor Angst habt, dürft ihr nie wieder Zucker, Salz oder Leitungswasser verwenden.» Denn: Es komme immer auf die Menge an.

Eine Studie aus dem Jahr 2017 untersuchte die Auswirkung einer Sterilisation durch Ethylenoxid bei Stäbchen aus Baumwolle und Rayon. Demnach hätte sich gezeigt, dass drei Wochen nach dem Prozess keinerlei Rückstände mehr auf den Stäbchen zu finden waren. Die Empfehlung lautet aber, die Stäbchen innerhalb der ersten fünf Wochen nach der Behandlung mit Ethylenoxid nicht zu verwenden.

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Links:

Beitrag auf Facebook: https://www.facebook.com/groups/1166605567087227/permalink/1228328610914922/ (archiviert: https://archive.is/r1qv8)

Beitrag auf Facebook: https://www.facebook.com/groups/1903064100000715/permalink/2117044431936013/ (archiviert: https://archive.is/sLmst)

Ethylenoxid in der GESTIS-Stoffdatenbank: https://gestis.dguv.de/data?name=012000 (archiviert: https://archive.ph/pIkzX)

Text der FU Berlin zur Aufbereitung von Medizinprodukten: https://refubium.fu-berlin.de/bitstream/handle/fub188/9723/05_kap3.3.pdf?sequence=6&isAllowed=y (archiviert: https://archive.ph/yff7E)

Sterilisations- und Labordienste der Firma Steris: https://www.steris-ast.com/de/services/ethylenoxid/?fbclid=IwAR2Z6sm7gEDqpxQQHCYawZOUJrnmc7mMn8nw_dwJ_gcGCW4k15VEvvYUuKI (archiviert: https://archive.ph/squVt)

Forschungsarbeit zur Sterilisation mit Ethylenoxid: http://www.sohf.ch/Themes/Sterilisation/vol4nu1d.pdf (archiviert: https://archive.ph/f22AM)

Webseite des Herstellers von Antigen-Tests Nal von Minden: https://www.nal-vonminden.com/de/ (archiviert: https://archive.ph/DijUo)

Dr. Mark Benecke bei Youtube zu Ethylenoxid auf Wattestäbchen: https://www.youtube.com/watch?v=xxq7A1SpjOg (archiviert: https://perma.cc/6VHA-DSRP)

Studie zu Sterilisation durch Ethylenoxid: https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S1355030616300971?via%3Dihub (archiviert: https://archive.is/BsdsR)

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