FFP2-Masken können effektiv vor Corona-Viren schützen

29.01.2021, 14:33 (CET)

Seit dem 25. Jänner 2021 muss in Österreich unter anderem im Handel und in öffentlichen Verkehrsmitteln verpflichtend eine FFP2-Maske getragen werden. Das sehen viele Social-Media-User kritisch, einige verbreiten zudem irreführende Informationen. Derzeit werden etwa bei Facebook Fotos von Gebrauchsanweisungen geteilt, denen zufolge die Masken nicht gegen Viren schützen oder helfen (hier archiviert). Die Postings kursieren in verschiedenen Versionen.

BEWERTUNG: FFP2-Masken können sehr effektiv vor Viren schützen, wie aktuelle Untersuchungen zeigen. Eine Garantie übernehmen die Maskenhersteller jedoch nicht.

FAKTEN: Im Internet lassen sich ähnliche Angaben zu verschiedenen Atemschutzmasken bei Online-Händlern finden. Eine Gebrauchsanweisung des deutschen Herstellers Uvex enthält etwa den entsprechenden Hinweis «Nicht gegen Partikel radioaktiver Stoffen, Viren und Enzyme». (hier archiviert)

Aus einer Rückfrage beim Hersteller lässt sich schließen, dass der Grund für den Hinweis vor allem mit Haftungsfragen zu tun hat. Uvex-Produktmanager Wolf Wagner bestätigte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa) folgende Erklärung, die er bereits Faktencheckern des Bayerischen Rundfunks gegeben hat: «FFP2-Masken sind ursprünglich Arbeitsschutzmasken, die im Handwerk eingesetzt werden. Sie werden deshalb standardmäßig nicht darauf getestet, dass sie vor Viren wie dem Sars-CoV-2-Virus schützen. Daher übernehmen wir keine Haftung für diese Art der Nutzung.» Deswegen würden die Produkte auch nicht als «Corona-Masken» beworben.

FFP-Masken (englisch für: «Filtering Face Piece») wurden ursprünglich nicht im medizinischen Bereich, sondern im Handwerk eingesetzt - etwa als Schutz gegen Staub oder ölige Partikel. Doch genau wie medizinische Masken müssen auch FFP-Masken strenge Normen einhalten, in diesem Fall die Europäische Norm «EN 149:2001+A1:2009». Dieser entsprechend müssen FFP2-Masken mindestens 94 Prozent, FFP3-Masken sogar mindestens 99 Prozent der Testaerosole filtern. Diese messen im Durchmesser zwischen 0,045 und 1,2 Mikrometer, also millionstel Meter. FFP-Masken, die diese Tests erfolgreich durchlaufen haben, tragen ein CE-Kennzeichen.

Die Filterleistung wird dabei nicht mit echten Viren untersucht - weder in der Vergangenheit, noch aktuell. «Dies wäre sehr gefährlich», teilt ein Sprecher des Teams «Wiederverwendung von FFP2-Masken» auf Anfrage der dpa mit. Der Expertenkreis an der Fachhochschule Münster erforscht seit Monaten die Wirksamkeit von FFP2-Masken. Ein «Virentest» sei aber auch nicht erforderlich. Die Prüfung mit Testaerosolen aus Natriumchlorid (NaCl) lasse entsprechende Rückschlüsse auf die Infektionsschutzwirkung zu. Denn: Das Virus Sars-CoV-2 hat laut Robert Koch-Institut (RKI) zwar einen Durchmesser von 0,08 bis 0,14 Mikrometer. Jedoch verlässt das Virus den Körper in einer Flüssigkeitshülle, als sogenanntes Aerosol. Diese Hülle ist deutlich größer: mindestens 0,5 Mikrometer.

Wie die FH Münster auf ihrer Webseite in einem Schaubild darstellt, werden die Sars-CoV-2-Aerosole darum mit großer Sicherheit vom Filtermaterial der FFP2-Masken gebunden. Sehr viel kleinere Aerosole dringen - möglicherweise - noch hindurch. Allerdings gibt es Hinweise, dass Aerosole, die weniger als einen Mikrometer groß sind, nicht zu Infektionen führen können.

Der Virologe Norbert Nowotny von der Veterinärmedizinischen Universität Wien sagte der dpa auf Anfrage, dass FFP2-Masken im Unterschied zu FFP3-Masken «keine virendichten Masken» seien. Das habe mit der geringeren Anzahl an Filterschichten zu tun. Dennoch würden FFP2-Masken vor Viren schützen. Die Porengröße der Filter liege bei 600 Nanometer. Sars-CoV-2-Viren sind zwar nur 100 bis 120 Nanometer groß, erklärt Nowotny, sie bewegen sich in der Luft aber in Form kleinster Tröpfchen (Aerosole) oder haften an Staubpartikeln an. Diese seien in der Regel größer als 600 Nanometer und würden daher auch von FFP2-Masken abgefangen.

Auch das deutsche Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) attestiert FFP2-Masken aufgrund ihrer Filterleistung «den Träger der Maske vor Partikeln, Tröpfchen und Aerosolen» zu schützen.

Gerade bei der derzeit hohen Virus-Zirkulation in der Bevölkerung macht es laut Nowotny «viel Sinn, dass sich Menschen in der Öffentlichkeit mit der FFP2-Maske schützen». Zu dieser Jahreszeit sei besonders wichtig, dass Masken auch vor kleinsten virushaltigen Tröpfchen in der Luft schützen, die in schlecht gelüfteten Innenräumen auftreten. Aufgrund der neuen Virusvarianten, die vermehrt zirkulieren, sei deren Verwendung «noch mehr zu empfehlen», so der Virologe.

---

Links:

Uvex-Gebrauchsanweisung (archiviert): http://dpaq.de/UliGY

Faktencheck des Bayerischen Rundfunks: https://www.br.de/nachrichten/wissen/stimmt-es-dass-ffp2-masken-nicht-vor-viren-schuetzen,SMdj8yf (archiviert: https://archive.is/c6wu8)

Empfehlung des deutschen Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM): https://www.bfarm.de/SharedDocs/Risikoinformationen/Medizinprodukte/DE/schutzmasken.html#:~:text=3.%20Partikelfiltrierende%20Halbmasken%20(FFP-Masken (archiviert: https://archive.is/DZWAf)

Informationen der FH Münster zu FFP2-Masken: https://www.fh-muenster.de/gesundheit/forschung/forschungsprojekte/moeglichkeiten-und-grenzen-der-eigenverantwortlichen-wiederverwendung-von-ffp2-masken-im-privatgebrauch/index.php (archiviert: https://archive.is/M5aB8)

Basisdaten des Robert Koch-Instituts (RKI) zu Sars-CoV-2: https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Virologische_Basisdaten.html

Informationen des Gesundheitsministeriums zu FFP2-Masken: https://www.sozialministerium.at/Informationen-zum-Coronavirus/Coronavirus---Haeufig-gestellte-Fragen/FAQ--Mechanische-Schutzvorrichtung-(MNS).html (archiviert: https://perma.cc/6RQJ-VY3U)

Facebook-Posting: https://www.facebook.com/photo.php?fbid=10159850674618357&set=a.97439408356&type=3&eid=ARDyRzcqgROUplIsgMqQGhltvxYYsMUpSZV9nzoU12jYY31LHhDGy0fSRz0ctn8_NzbsIATyjfIuJbpv (archiviert: http://dpaq.de/FNLKv)

---

Kontakt zum Faktencheck-Team der dpa: factcheck-oesterreich@dpa.com