Angebliches Zitat über Impfung stammt nicht von RKI-Präsident Wieler
15.1.2021, 11:16 (CET)
Impfkritische Beiträge werden in der Corona-Krise in den Sozialen Medien tausendfach verbreitet. Unter den Beiträgen sind auch einige Falschmeldungen. Dem Präsidenten des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, wird etwa derzeit in einem Facebook-Posting (hier archiviert) eine Aussage über das Impfen verschiedener Gesellschaftsschichten zugeschrieben. Er soll gesagt haben «Nach der Impfung der Unter- und Mittelschicht wird sich an den Nebenwirkungen und der Sterberate zeigen, ob der Impfstoff für die "obere" Gesellschaftsschicht geeignet ist oder nicht. Dies werden wir aber frühestens nach 5 bis 7 Jahren wissen.»
BEWERTUNG: Die Aussage stammt nicht von RKI-Präsident Wieler. Die Impfung gegen das Coronavirus wird anhand von Kriterien wie Alter, Vorerkrankungen oder Arbeit in einem medizinischen Beruf verteilt - nicht entlang bestimmter Gesellschaftsschichten.
FAKTEN: Der Facebook-Beitrag nennt keine Quelle für den angeblich zitierten Satz. Weder im Archiv der Meldungen der Deutschen Presse-Agentur (dpa), noch über eine Google-Suche ist eine Aussage von Lothar Wieler zu finden, die jener auf Facebook kursierenden auch nur ähnelt. Auf dpa-Anfrage teilte das RKI mit, die Aussage stamme «nicht von Herrn Wieler». Es ist also davon auszugehen, dass der Satz frei erfunden wurde.
Wieler ist zudem nicht «bloß ein Tierarzt» – wie im Posting behauptet – sondern auch Mikrobiologe und vor seiner Tätigkeit als RKI-Präsident Universitätsprofessor und geschäftsführender Direktor des Instituts für Mikrobiologie und Tierseuchen, wie in seinem Lebenslauf nachlesbar ist.
In der Vergangenheit hat der RKI-Präsident betont, dass möglichst viele Menschen eine Impfung erhalten sollten. «Wie schnell man das Virus in den Griff bekommt, wird daran liegen, wie schnell sich die Menschen am Impfen beteiligen», sagte er auf einer Informationsveranstaltung im Dezember 2020. Je mehr Menschen geimpft würden, desto geringer sei das Risiko, dass sich das Coronavirus weiter ausbreite.
Wer die Corona-Impfung zuerst erhält, orientiert sich in Deutschland an der Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko). Kriterien sind etwa Alter, Erkrankungen oder die Arbeit in relevanten Berufen. Festgelegt wurden sechs Gruppen mit unterschiedlichen Prioritäten. Zuerst werden etwa Menschen über 80 Jahre, Pflegeheimbewohnerinnen sowie Pflegepersonal geimpft.
In der zweiten Gruppe ist vorgesehen, Menschen zwischen 75 und 79 Jahren zu impfen sowie Bewohner und Personal in Einrichtungen für Menschen mit Demenz oder geistiger Behinderung.
In Österreich sind in Phase 1 ebenfalls Bewohnerinnen und Bewohner sowie Personal in Alten- und Pflegeheimen, Gesundheitspersonal, Hochrisikogruppen und Personen über 80 Jahre für die Impfung vorgesehen. Dann kommen in Phase 2 Personen höheren Alters und solche in kritischer Infrastruktur an die Reihe. In der dritten Phase folgt die Allgemeinbevölkerung, lässt sich auf der Webseite des Gesundheitsministeriums nachlesen.
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Links:
Lebenslauf von Lothar H. Wieler: https://www.rki.de/SharedDocs/Lebenslauf/Wieler_Lothar_H.html (archiviert: http://dpaq.de/xlIaP)
Äußerungen von Lothar Wieler über die Impfung bei einer Informationsveranstaltung (5. Dezember 2020): https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/119065/Spahn-bittet-Aerzte-bei-Impfung-gegen-SARS-CoV-2-um-Unterstuetzung (archiviert: http://dpaq.de/pYMiz)
Empfehlung der Ständigen Impfkommission zur Verteilung der Impfdosen: https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2021/Ausgaben/02_21.pdf?__blob=publicationFile#page=2 (archiviert: http://dpaq.de/4QEZA)
Impfplan in Österreich: https://www.sozialministerium.at/Corona-Schutzimpfung/Corona-Schutzimpfung---Durchfuehrung-und-Organisation.html (archiviert: http://dpaq.de/UJ0rf)
Facebook-Posting: https://www.facebook.com/photo.php?fbid=226468305665851&set=a.107679917544691&type=3&theater (archiviert: https://archive.ph/MkPyz)
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