Asylheim in Villach-Langauen hat im November keine neuen Flüchtlinge aufgenommen
18.11.2020, 16:48 (CET)
Wurden kurz vor Bekanntwerden eines Covid-19-Clusters in einem Asylheim in Villach-Langauen «jede Menge» Flüchtlinge dorthin gebracht? Dies legt zumindest ein oft geteiltes Facebook-Posting nahe. Darin wird der Screenshot eines WhatsApp-Chats geteilt, in dem es heißt: «Absolut unglaublich, gestern rief mich eine Bekannte an dass in Villach jede Menge Flüchtlinge unter Polizeischutz ins Auffanglager Lang Auen (sic!) gebracht werden, und heute ist dieser Artikel zu lesen».
Zugleich wird auf einen Artikel von 5min.at verwiesen, wonach in dem Asylheim ein Corona-Cluster entstanden ist. Als Cluster wird eine ungewöhnlich große Anhäufung von Infektionsfällen an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit bezeichnet.
BEWERTUNG: Es wurden kurz vor dem Ausbruch keine neuen Flüchtlinge ins Asylheim Villach-Langauen gebracht. Die letzten waren im Oktober aufgenommen worden.
FAKTEN: Dem Artikel vom 9. November 2020 zufolge wurden 70 Personen im Asylheim positiv auf Covid-19 getestet. Dr. Alfred Winkler, Leiter der Geschäftsgruppe Behördenverwaltung der Stadt Villach, bestätigte auf Anfrage, dass es sich bei den Infizierten durchweg um Asylwerber handelt: «Alle 70 positiv Getesteten sind schutzbedürftige Fremde».
Seinen Angaben nach befinden sich derzeit 193 Flüchtlinge im Flüchtlingslager. Die letzten Neuzugänge habe es am 30. Oktober gegeben, sagt Winkler. Damals seien vier Personen neu aufgenommen worden, am Tag zuvor eine einzige. Laut Winkler gibt es innerhalb der Betreuungsstellen aber immer wieder Wechsel. «Dabei gibt es die Zusage des Innenministeriums, dass Verlegungen nur nach Vorliegen eines negativen Corona-Tests erfolgen.»
Dies bestätigte auch das Innenministerium auf Anfrage. «Alle in der Grundversorgung des Bundes befindlichen Personen in Österreich werden sowohl bei der Aufnahme in die Grundversorgung als auch bei jeder Überstellung zwischen Betreuungseinrichtungen des Bundes und auch der Länder auf Covid-19 getestet», erklärte Patrick Maierhofer, Ressortsprecher des BMI. Überstellungen zwischen Betreuungsstellen seien zudem «grundsätzlich ein absolut üblicher und notwendiger Vorgang, um das Funktionieren und die Aufrechterhaltung des österreichischen Grundversorgungssystems gewährleisten zu können.»
Auch die Landespolizeidirektion Kärnten schließt aus, dass es einen entsprechenden Einsatz gegeben habe. «Seitens der Landespolizeidirektion Kärnten gab es keine Verlegung von Asylbewerbern etc. unter Polizeischutz in die Bundesbetreuungseinrichtung Langauen/Villach», sagte Pressesprecher Mario Nemetz.
Seit dem 3. November gelten in Kärnten aufgrund steigender Covid-19-Infektionen schärfere Maßnahmen, wie auf der Corona Ampel-Seite der Regierung nachzulesen ist. Auch für die Bundes-Betreuungsstelle Langauen wurden am 8. November strengere Regeln eingeführt. Darunter fällt auch ein Betretungsverbot für das Lager, das nur wenige Ausnahmen zulässt. Laut Winkler ist seit dem 7. November daher auch eine Neuaufnahme von Asylbewerbern nicht mehr möglich. Die entsprechende Verordnung findet sich hier.
Berichte über angebliche Neuankünfte am 8. November können also nicht stimmen. Zudem wären nur Personen aufgenommen worden, die einen negativen Test vorweisen konnten. Die durch das Posting implizierte Behauptung, das Corona-Cluster sei durch Neuaufnahmen entstanden, trifft daher nicht zu.
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Links:
Beitrag auf Facebook: https://www.facebook.com/photo?fbid=4668265566579322&set=a.572631139476139 (archiviert: https://perma.cc/XN28-MYT8)
5min.at: https://www.5min.at/202011326536/corona-cluster-70-asylwerber-in-langauen-positiv-getestet/ (archiviert: https://archive.is/40Aqk)
Corona-Ampel: https://corona-ampel.gv.at/aktuelle-massnahmen/regionale-zusaetzliche-massnahmen/kaernten/ (archiviert: https://archive.is/YNNKv)
Verordnung: https://www.ris.bka.gv.at/Dokumente/Gemeinderecht/GEMRE_KA_20201_GG_1_VO_20_15/GEMRE_KA_20201_GG_1_VO_20_15.pdf (archiviert: http://dpaq.de/R8o9I)
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