Keine Meinungsänderung der WHO zu Risiken des Maskentragens

Auf Facebook wird in Postings die Abbildung eines Artikels im Online-Portal «Deutsche Wirtschafts Nachrichten» geteilt. Darin wird behauptet, die Weltgesundheitsorganisation (WHO) habe ihre Meinung geändert, was das Tragen von Masken angeht: «Schutzmasken können Risiko einer Corona-Ansteckung erhöhen», heißt es im Titel des Artikels.

BEWERTUNG: Es handelt sich um einen veralteten Artikel, der nachträglich verändert wurde und in seiner ursprünglichen Fassung die primäre Aussage der WHO zum Maskentragen nicht korrekt wiedergab. Die WHO hat zwar Anfang Juni 2020 ihre Meinung zu Schutzmasken geändert, aber nicht hinsichtlich der Risiken, sondern in Bezug auf deren Nutzen. Die Warnung vor einer Ansteckungsgefahr bei unsachgemäßer Verwendung ist nicht neu.

FAKTEN: Der Artikel wurde am 10. Juni 2020 auf der Website «Deutsche Wirtschafts Nachrichten» publiziert. Nachträglich wurde der Titel des Artikels «zur Verdeutlichung» auf «WHO: Schutzmasken können unter bestimmten Voraussetzungen das Corona-Risiko erhöhen» geändert. Auch die Aussagen im Vorspann wurden nachträglich abgeschwächt.

Tatsächlich hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am 5. Juni 2020 ihren Standpunkt zum Tragen von Gesichtsmasken in der Corona-Krise auf Basis neuer wissenschaftlicher Belege aktualisiert. Zuvor hatte die WHO den Standpunkt vertreten, dass ein Mund-Nasen-Schutz nur für Kranke und für Menschen, die Kranke pflegten, sinnvoll sei.

Am 30. März 2020 sagte WHO-Nothilfedirektor Michael Ryan in einer virtuellen Pressekonferenz etwa, es gebe keine konkreten Beweise dafür, dass das Tragen von Masken durch die Bevölkerung einen besonderen Nutzen habe. «Wir raten davon ab, einen Mundschutz zu tragen, wenn man nicht selbst krank ist», so Ryan damals.

Am 6. April 2020 teilte die WHO in einem Schreiben mit, dass der Nutzen von einfachen Masken noch nicht ausreichend erforscht sei, um eine Empfehlung für oder gegen ihre allgemeine Verwendung auszusprechen. Zudem wurde vor der Ansteckungsgefahr durch kontaminierte Masken gewarnt. 

Am 5. Juni 2020 wurde der WHO-Standpunkt im Rahmen eines Medien-Briefings dahingehend verändert, dass Regierungen die Bevölkerung ermutigen sollten, Masken dort zu tragen, wo eine große Verbreitung der Krankheit stattfinde und Abstandhalten schwer möglich sei - beispielsweise in öffentlichen Verkehrsmitteln, in Geschäften oder in anderen Umgebungen mit dichtem Gedränge.

Es wurde erneut darauf hingewiesen, dass Masken bei falschem Gebrauch das Erkrankungsrisiko erhöhen könnten - etwa wenn Menschen diese mit schmutzigen Händen anfassen und so kontaminieren. Masken könnten zudem ein falsches Gefühl der Sicherheit hervorrufen und dazu führen, dass Menschen Maßnahmen wie Handhygiene und Abstandhalten vernachlässigen. In dieser Hinsicht hat die WHO allerdings keinesfalls ihre «Meinung» geändert, wie in dem veralteten Online-Beitrag behauptet wurde. Die WHO warnte nämlich – wie oben dargelegt - bereits am 6. April vor der Ansteckungsgefahr durch kontaminierte Masken.

---

Links:

Facebook-Posting: https://www.facebook.com/photo.php?fbid=3506448356043056&set=a.381076361913620&type=3&theater (archiviert: https://archive.is/AGjsT)

Alter Artikel von «Deutsche Wirtschafts Nachrichten» (archiviert): http://dpaq.de/eTABi

Neuer Artikel von «Deutsche Wirtschafts Nachrichten»: https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/504627?fbclid=IwAR2lbXqLgqMZt6U4AXt64bWq3k2Fhi-Q-KkietYzIq_-Ic7XbOUNiLaU8DM (archiviert: http://dpaq.de/wIQPD)

WHO-Position vom 30. März 2020: https://www.who.int/docs/default-source/coronaviruse/transcripts/who-audio-emergencies-coronavirus-press-conference-full-30mar2020.pdf?sfvrsn=6b68bc4a_2 (archiviert: http://dpaq.de/On2Hu)

WHO-Position vom 6. April 2020: https://apps.who.int/iris/bitstream/handle/10665/331693/WHO-2019-nCov-IPC_Masks-2020.3-eng.pdf?sequence=1&isAllowed=y (archiviert: http://dpaq.de/0rgIw)

WHO-Position vom 5. Juni 2020: https://www.who.int/dg/speeches/detail/who-director-general-s-opening-remarks-at-the-media-briefing-on-covid-19---5-june-2020 (archiviert: http://dpaq.de/XjdQ6)

---

Kontakt zum Faktencheck-Team der dpa: factcheck-oesterreich@dpa.com