Der Bub auf dem Foto wird in allen Artikeln erwähnt

13.08.2020, 13:45 (CEST)

Ein Posting auf Facebook zeigt eine Google-Trefferliste, die belegen soll, dass Medien das gleiche Foto eines Buben für die Berichterstattung über verschiedene Coronavirus-Tote genutzt haben sollen.

BEWERTUNG: Das Foto zeigt einen 14-Jährigen aus Portugal, der im März nach einer Infektion mit dem Coronavirus starb. Er wird in allen der vier gezeigten Artikel zusammen mit dem Foto erwähnt - in zwei Artikeln geht es jedoch vorrangig um andere junge Corona-Tote. Der Screenshot zeigt eine Trefferliste der Bilder-Rückwärtssuche von Google, so dass der falsche Eindruck entstehen kann, jeder der Artikel sei mit dem gleichen Foto aufgemacht worden.

FAKTEN: Die gezeigte Trefferliste führt vier Artikel von britischen Boulevardzeitungen auf - einen von «Metro» zwei der «Daily Mail» und einen der «Sun». Die Artikel von «Metro» und «Sun» stammen vom 29. März 2020 und handeln von einem 14-jährigen Buben aus Portugal, der an diesem Tag nach einer Infektion mit dem Coronavirus in einem Krankenhaus in Porto starb. Nach Angaben der Zeitungen war er zu diesem Zeitpunkt das jüngste Todesopfer der Corona-Pandemie in Europa.

Die zwei weiteren im Screenshot gezeigten Artikel der «Daily Mail» handeln von anderen Fällen junger Corona-Toter. Beide Artikel stammen vom 31. März 2020. Einmal geht es um ein zwölfjähriges Mädchen aus Belgien, dessen Tod an diesem Tag bekannt wurde. Der andere Text hat den Tod eines 13-Jährigen aus London zum Thema, der den Angaben zufolge am 30. März 2020 starb. Die Überschriften der Artikel wurden mittlerweile leicht geändert, die Ziffernfolgen in den URLs sind aber identisch mit denen auf dem gezeigten Screenshot.

In beiden Artikeln der «Daily Mail» wird auch der Tod des 14-jährigen Portugiesen zwei Tage zuvor erwähnt - auch dessen Foto wird dabei gezeigt. In den Texten und in den Bildunterschriften wird jedoch deutlich, dass sein Foto nicht zur Bebilderung der beiden neuen, jüngeren Corona-Todesopfer genutzt wird, sondern sich eindeutig auf den 14-Jährigen bezieht.

Bei dem im Facebook-Post genutzten Screenshot handelt es sich um eine Trefferliste der Bilder-Rückwärtssuche von Google, wie zum Beispiel an der gezeigten Größenangabe der Bilder zu erkennen ist («2400 x 1260»). Lädt man das Foto des Buben in der Google-Bildersuche hoch und ergänzt es um Suchstichworte wie «Coronavirus» und «Victim» (Opfer), werden neben Artikeln über den 14-Jährigen auch Texte aufgeführt, die sich vorrangig mit anderen Corona-Todesfällen und im weiteren Verlauf auch mit dem 14-Jährigen befassen. Die von Google gezeigten Überschriften beziehen sich dann aber logischerweise auf das eigentliche Thema des Artikels, also beispielsweise eine 12-jährige Corona-Tote in Belgien, und zeigen nur in dieser Suchansicht den 14-Jährigen. So entsteht der falsche Eindruck, das gleiche Foto werde für die Berichterstattung über verschiedene Corona-Todesopfer genutzt.

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Links:

Facebook-Posting: https://www.facebook.com/photo.php?fbid=306744420750810&set=a.168299061262014&type=3&theater (archiviert: http://dpaq.de/3KG0a)

«Metro»-Artikel über 14-Jährigen aus Portugal: https://metro.co.uk/2020/03/29/portuguese-boy-14-youngest-die-europe-catching-coronavirus-12474187/ (http://dpaq.de/lB4HY)

«Sun»-Artikel über 14-Jährigen aus Portugal: https://www.thesun.co.uk/news/11280336/schoolboy-14-dies-after-coronavirus-portugal/ (archiviert: http://dpaq.de/wZQUw)

«Daily Mail»-Artikel über 12-Jährige aus Belgien: https://www.dailymail.co.uk/news/article-8171301/12-year-old-infected-coronavirus-dies-Belgium.html (archiviert: http://dpaq.de/cWitG)

«Daily Mail»-Artikel über 13-Jährigen aus Großbritannien: https://www.dailymail.co.uk/news/article-8173253/Boy-13-dies-testing-positive-coronavirus-London-hospital-fundraiser-says.html (archiviert: http://dpaq.de/71oHW)

Beispiel Bilder-Rückwärtssuche mit Google: http://dpaq.de/swXDU (archiviert: http://dpaq.de/i3sR6)

Google über die Bilder-Rückwärtssuche: https://support.google.com/websearch/answer/1325808?co=GENIE.Platform%3DAndroid&hl=de (archiviert: http://dpaq.de/66ktS )

dpa-Faktencheck über vermeintliche Foto-Täuschung: https://www.presseportal.de/pm/133833/4570820

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Kontakt zum Faktencheck-Team der dpa: factcheck-oesterreich@dpa.com