Veränderung von Erbgut durch Impfstoff-Bestandteile quasi ausgeschlossen
18.5.2020, 17:05 (CEST)
Ein Arzt warnt auf seiner Facebook-Seite vor den Gefahren einer möglichen Impfung mit einem mRNA-Impfstoff gegen das neuartige Coronavirus Sars-CoV-2 (http://dpaq.de/hhBpK). In dem Beitrag heißt es unter anderem, dass mRNA-Impfstoffe die Erbinformation in jeder Zelle veränderten, wodurch der Geimpfte etwaige «Fehler» an alle folgenden Generationen weitergebe. Personen, an denen der Impfstoff gerade getestet werde, müssten sich darum verpflichten, keinen Geschlechtsverkehr ohne Verhütung zu haben.
BEWERTUNG: Es ist extrem unwahrscheinlich, dass eine genetische Information der RNA (Ribonukleinsäure) in DNA (Desoxyribonukleinsäure) umgeschrieben wird. Noch weniger wahrscheinlich ist es, dass die entsprechende Informationen auf die Keimdrüsen übertragen und an die nächsten Generationen vererbt werden könnten. Personen, die derzeit an einer Studie zur Untersuchung der Sicherheit und Wirkung von mRNA-Impfstoffen gegen Covid-19 teilnehmen, müssen verhüten. Das gilt aber auch für Probanden, die an anderen Studien im Rahmen von Covid-19 teilnehmen.
FAKTEN: Weltweit werden mehr als 100 Projekte zur Entwicklung eines Impfstoffes gegen Covid-19 verfolgt. Acht Impfstoffe sind laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in klinischer Prüfung (Stand: 11. Mai 2020, http://dpaq.de/7Hd4b). Unter den Unternehmen, deren Impfstoff sich bereits in der Phase der klinischen Prüfung befindet, ist auch die deutsche BioNTech (http://dpaq.de/OJxoC). Die Firma arbeitet wie einige andere mit einem mRNA-Impfstoff. mRNA bedeutet Messenger-Ribonukleinsäure.
Eine derartige Impfung funktioniert nach Angaben des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI), des deutschen Bundesinstituts für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel, folgendermaßen: Ein mRNA-Impfstoff enthält Teile des Erbmaterials des Virus, darunter Baupläne für ein bestimmtes Protein oder dessen Teile. Wenn diese genetische Information in einige wenige Körperzellen des Geimpften gelangt, werden im Körper entsprechende Proteinstrukturen des Virus hergestellt. «Das Immunsystem reagiert auf diese gebildeten Proteine und bildet Abwehrstoffe (…) dagegen», so das PEI. Bei einem späteren Kontakt der geimpften Person mit dem Sars-CoV-2-Erreger könne das Immunsystem die Struktur des Proteins erkennen und das Virus gezielt abwehren und bekämpfen.(http://dpaq.de/GcNhd)
Aber kann die mRNA auch das menschliche Erbgut beeinflussen, das in Form von DNA gespeichert ist? Grundsätzlich besteht die Aufgabe der mRNA darin, Informationen aus dem Zellkern in andere Bereiche der Zelle zu transportieren. Dort werden Proteine nach dem genetischen Code, der von der mRNA übermittelt wird, gebildet. Danach stirbt die mRNA wieder ab. Sie wird erneut gebildet, wenn wieder ein bestimmtes Protein benötigt wird.
Tugce Aktas, Gruppenleiterin am Max-Planck-Institut für molekulare Genetik, erklärt der Deutschen Presse-Agentur, dass es zwar die Möglichkeit gebe, dass eine genetische Information der RNA in die DNA gelange. Die Wahrscheinlichkeit für diesen Vorgang - reverse Transkription genannt - gehe hier jedoch quasi gegen Null. Es sei zudem noch unwahrscheinlicher, dass diese Information auf die Keimdrüsen übertragen und so an die nächsten Generationen vererbt werde.
Tatsächlich dürfen Frauen, die gerade an einer Studie der Firma BioNTech zur Untersuchung der Sicherheit und Wirkung von Impfstoffen gegen Covid-19 teilnehmen, zum Zeitpunkt der Studie nicht schwanger sein - und auch nicht schwanger werden. Gebärfähige Frauen müssen sich deshalb bereit erklären, während der Studie und bis 60 Tage nach Erhalt der letzten Impfung «zwei hochwirksame Formen der Empfängnisverhütung zu praktizieren», wie in einem Eintrag im EU-Register für klinische Versuche vom 14. April 2020 nachlesbar ist (http://dpaq.de/shhfH). Auch Männer, die an der Studie teilnehmen, müssen «mit ihrer Partnerin im gebärfähigen Alter (…) eine hochwirksame Form der Empfängnisverhütung praktizieren».
Nach Angaben der Sprecherin des PEI dient diese Vorsichtsmaßnahme dazu, dass in frühen Phasen einer klinischen Prüfung eine Schwangerschaft ausgeschlossen wird, da erst Erfahrungen zur Verträglichkeit gesammelt werden. Dies hat also nichts damit zu tun, dass durch die Impfung angebliche Erbgutschäden an nachfolgende Generationen weitergegeben würden, wie es der Autor des Postings behauptet.
Auch in einigen weiteren Studien, die derzeit zu Sars-CoV-2 durchgeführt werden und im EU-Register aufgeführt sind, dürfen Frauen nicht schwanger sein oder werden. In einigen davon wird kein Impfstoff getestet, sondern beispielsweise eine bestimmte medizinische Vorgehensweise oder Behandlung (http://dpaq.de/aQtcY).
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Links:
Facebook-Posting:
https://www.facebook.com/Dr.Spitzbart/photos/a.1680073732098237/2583843408387927/?type=3&theater (archiviert: http://archive.vn/c7nak)
WHO:
https://www.who.int/who-documents-detail/draft-landscape-of-covid-19-candidate-vaccines (archiviert: http://dpaq.de/92jQ0)
Paul-Ehrlich-Institut zur klinischen Studie:
https://www.pei.de/DE/newsroom/pm/jahr/2020/08-erste-klinische-pruefung-sars-cov-2-impfstoff-in-deutschland.html (archiviert: http://dpaq.de/3f6pZ)
Informationen des PEI zur Entwicklung von Sars-CoV-2-
Impfstoffen: https://www.pei.de/SharedDocs/Downloads/DE/newsroom/dossiers/faq-pressebriefing-erste-studie-sars-cov-2-impfstoff.pdf?__blob=publicationFile&v=4 (archiviert: http://dpaq.de/3ruqt)
BioNTech-Studie im EU Clinical Trials Register:
https://www.clinicaltrialsregister.eu/ctr-search/trial/2020-001038-36/DE (archiviert: http://archive.vn/izkPK)
Klinische Studien zu Sars-CoV-2 im EU Clinical Trials Register: https://www.clinicaltrialsregister.eu/ctr-search/search?query=SARS-CoV-2 (archiviert: http://archive.is/sa2Ax)
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