Altes Sharepic aufgetaucht

Wieder werden falsche Zahlen zum Rentenniveau verbreitet

21.2.2025, 13:55 (CET)

Absicherung im Alter bewegt viele Menschen. So taucht das Thema auch immer wieder in den sozialen Netzwerken auf. Was steckt hinter den angeblichen Zahlen zum Rentenniveau?

«Unsere Rente sinkt seit 1977» wird in einem Bild behauptet, das derzeit auf Facebook kursiert. Angebliche Zahlen zum sinkenden Rentenniveau werden darin außerdem Diäten von Abgeordneten gegenübergestellt. Politiker hätten sich ihre Diäten im selben Zeitraum «um 270 Prozent erhöht».

Bewertung

Der Post ist irreführend. Ein sinkendes Rentenniveau bedeutet nicht, dass die Renten sinken. Die in dem Post genannten Werte zum Rentenniveau und zum Anstieg der Diäten von Bundestagsabgeordneten stimmen zusätzlich nicht mit den offiziellen Zahlen der Behörden überein. Der Post mit den falschen Angaben tauchte schon vor Jahren im Netz auf.

Fakten

Die Renten in Deutschland steigen regelmäßig. Laut Prognosen könnten die Bezüge ab Sommer dieses Jahres wieder um 3,5 Prozent erhöht werden. Das Rentenniveau dagegen sinkt und das abgesehen von ein paar Schwankungen seit Ende der 1970er-Jahre. Ein niedriges Rentenniveau bedeutet nach Angaben der Deutschen Rentenversicherung nicht, dass die Rente sinkt. «Die Absenkung des Niveaus heißt aber trotzdem eine Absenkung der Sicherung im Alter, selbst wenn sie jedes Jahr angepasst wird», sagt Rentenexperte Johannes Geyer vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung Berlin (DIW).

Denn die Rente steigt dann weniger stark an als die Löhne. Das Rentenniveau ist nämlich das Verhältnis zwischen der Durchschnittsrente und Durchschnittseinkommen - und damit eine Modellgröße. Es sagt aus, wie viel Prozent des aktuellen Durchschnittslohns jemand als Rente erhält, der exakt 45 Jahre lang immer zum Durchschnittslohn gearbeitet und Beiträge gezahlt hat.

Die Zahlen zum Rentenniveau, die in dem Post genannt werden, sind nicht korrekt. Es lag im Jahr 2002 bei 52,9 Prozent, nicht wie behauptet bei 54 Prozent. Für 2025 garantiert der Gesetzgeber ein Rentenniveau in einer Höhe von mindestens 48 Prozent.

Rentenreform kommt nach Ampel-Aus erstmal nicht

Dieses Mindestsicherungsniveau sollte nach Plänen der damaligen Ampelregierung bis mindestens 2039 weitergeführt werden. Dafür beschloss das Bundeskabinett im vergangenen Jahr einen Gesetzentwurf, das sogenannte Rentenpaket II Nach dem Ampel-Aus kam diese Reform in der vergangenen Legislaturperiode nicht mehr.

Laut der aktuellen Modellrechnung könnte das Rentenniveau 2030 bei 47,1 Prozent liegen, teilte das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) auf Nachfrage mit.

Die im Post erwähnte Zahl von 43 Prozent im Jahr 2030 bezieht sich möglicherweise auf einen weiteren Aspekt der Niveausicherungsklausel. Sollte die Modellrechnung im jährlichen Rentenversicherungsbericht prognostizieren, dass das Niveau bis 2030 unter diese Zahl sinken könnte, muss die Bundesregierung «geeignete Maßnahmen» vorschlagen. «Laut den aktuellen Modellrechnungen ist ein Rückgang des Sicherungsniveaus auf 43 Prozent nicht zu erwarten», teilte das Ministerium dazu mit.

Irreführender Vergleich und falsche Zahl zu Diäten

Die Gegenüberstellung des sinkenden Rentenniveaus und dem Anstieg von Diäten von Politikern ist irreführend. «Wenn die jetzt weniger gestiegen wären, dann hätte sich bei der Rente wahrscheinlich gar nichts anderes getan», sagt Johannes Geyer vom DIW. «Nach allen Seiten ist das ein Unsinnsvergleich.» Es gebe da keinen Zusammenhang.

Die Behauptung, dass sich die Diäten von 1977 bis 2025 um 270 Prozent erhöht hätten, stimmt nicht. In dem Post ist nicht angegeben, ob Diäten der Landtags- oder Bundestagsabgeordneten gemeint sind. Vermutlich bezieht sich die Behauptung aber auf die Aufwandsentschädigung im Bundestag. Dieser steuerpflichtige Betrag ist in den vergangenen fast 50 Jahren um 192,78 Prozent gestiegen.

Seit 2016 werden die Diäten der Bundestagsabgeordneten auf Grundlage der durchschnittlichen Lohnentwicklung in Deutschland jährlich zum 1. Juli angepasst - und zwar in beide Richtungen. So stiegen sie im vergangenen Jahr um sechs Prozent. 2021 waren die Diäten dagegen erstmals gesunken. Ein Jahr davor verzichteten die Abgeordneten auf die planmäßige Anpassung.

(Stand: 20.02.2025)

Links

Facebook-Post (archiviert)

Faktencheck zu altem Post

Definition Rentenniveau (archiviert)

Deutsche Rentenversicherung Renteniveau (archiviert)

Rentenversicherungsbericht Landing Page (archiviert)

Gesetze im Internet Niveausicherungsklausel (archiviert)

Rentenversicherungsbericht 2024 (archiviert)

Entwicklung des Rentenniveaus (archiviert)

Informationen zum Rentenpaket II (archiviert)

Informationen zum Beschluss Rentenpaket II (archiviert)

Bundeszentrale für Politische Bildung Entwicklung des Rentenniveaus (archiviert)

Übersicht der Diäten-Entwicklung für Bundestagsabgeordnete (archiviert)

Deutscher Bundestag Diäten aktuell (archiviert)

Deutscher Bundestag Diäten 2021 (archiviert)

Deutscher Bundestag Diäten 2020 (archiviert)

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