Ermittlungen eingestellt: Keine Hinweise auf sexuellen Missbrauch in Kita in Koblenz

23.10.2020, 13:30 (CEST)

Im Internet kursiert die Behauptung, in einer Kindertagesstätte in Koblenz sei ein Mädchen sexuell missbraucht worden (hier archiviert). Als Beleg wird ein Video verbreitet, in dem eine Frau sich als Mutter des Mädchens vorstellt und über die vermeintliche Tat berichtet.

BEWERTUNG: Es gab Ermittlungen wegen des Verdachts des sexuellen Missbrauchs in einer Kita in Koblenz. Dieser hat sich aber nicht bestätigt. Die Justiz hat ihre Ermittlungen deshalb nach eigenen Angaben eingestellt.

FAKTEN: Die Staatsanwaltschaft Koblenz hat am 19. Oktober 2020 mitgeteilt, dass sie das Ermittlungsverfahren eingestellt habe. Die Ermittlungen hätten «keine Hinweise darauf ergeben, dass sich Missbrauchshandlungen in der Kindertagesstätte tatsächlich ergeben haben».

Grund für die Ermittlungen war die Anzeige der Eltern eines vierjährigen Mädchens, das eine Kindertagesstätte im Stadtteil Pfaffendorfer Höhe besucht. Demnach hatte ihre Tochter ihnen erzählt, alle Kinder seien in der Kita gebadet worden und hätten danach neue Unterwäsche erhalten. Anschließemd sei das Mädchen von einer Erzieherin in einen anderen Raum gebracht und dort von einem Mann vergewaltigt worden.

Das Mädchen wurden den Angaben zufolge noch am angeblichen Tattag gynäkologisch untersucht. Hinzu kamen DNA-Untersuchungen des Kindes und der Kleidung, die es am betreffenden Tag getragen hatte. Hierbei hätten sich ebenfalls keine zureichenden Hinweise auf einen sexuellen Missbrauch ergeben, so die Staatsanwaltschaft. Auch die Angaben des Kindes zu den räumlichen Gegebenheiten und den beteiligten Personen konnten bei den Ermittlungen nicht bestätigt werden.

Aussagen, wonach der Polizei und Staatsanwaltschaft objektive Beweise wie Untersuchungsbefunde über Betäubungen oder Ähnliches vorlägen, seien frei erfunden. «Die Vorkommnisse in den sozialen Netzwerken einschließlich der dort geäußerten Beleidigungen, üblen Nachreden u.s.w. werden daher daraufhin zu überprüfen sein, inwieweit sie ihrerseits Straftatbestände erfüllen», schreibt die Staatsanwaltschaft.

Die Polizei Koblenz veröffentlichte am 21. Oktober eine Mitteilung und ein Video bei Twitter. Darin wird verschiedenen kursierenden Vorwürfen die jeweilige Sachlage laut Staatsanwaltschaft und Polizei gegenübergestellt.

Am 22. Oktober teilte der Betreiber der Kita auf seiner Webseite mit, dass die Kita aufgrund von Drohungen vorübergehend geschlossen sei: «Aufgrund der massiven Drohungen in den sozialen Medien, per Telefon und per E-Mail haben die zuständigen Behörden zusammen mit uns heute die Kita St. Martin Koblenz Pfaffendorfer Höhe vorübergehend geschlossen. Dieser Schritt dient dem Schutz aller Kinder, Eltern und Mitarbeitenden in der Kindertageseinrichtung.»

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Links:

Mitteilung der Staatsanwaltschaft (19. Oktober 2020):
https://stako.justiz.rlp.de/de/startseite/detail/news/News/detail/angeblicher-sexueller-missbrauch-in-kindertagesstaette-in-koblenz-pfaffendorfer-hoehe/ (archiviert: https://archive.vn/FEeMK)

Mitteilung und Video der Polizei Koblenz bei Twitter (21. Oktober 2020): https://twitter.com/Polizei_KO/status/1318951775051853824 (archiviert: https://archive.vn/bxyj6)

Mitteilung des Betreibers der Kita zu vorübergehender Schließung (22. Oktober 2020):
https://www.kita-ggmbh-koblenz.de/ (archiviert: https://archive.vn/eSX1f)

Webseite der Kita:
https://www.kita-ggmbh-koblenz.de/unsere-kitas/ueberblick/stadt-koblenz/pfaffendorfer-hoehe/ (archiviert: https://archive.vn/2OdG4)

Beitrag: https://mobile.twitter.com/AmataUrsula/status/1318126279464464385 (archiviert: https://archive.vn/olrTA)

Video:
https://www.youtube.com/watch?v=v3xIjIo166g

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